Derzeit werden auf dem Grundstück des ehemaligen Bauernhofs des verstorbenen Landwirts Peter Neeb in der Friedenstraße die Scheune und einige Nebengebäude abgebrochen. Dabei kam nach Jahrzehnten erstmals auch wieder die Nordwand des Nachbargebäudes aus der Bürgermeister-Weigand-Straße 16 zum Vorschein, die durch eine angebaute Neeb-Scheune die ganze Zeit über verdeckt gewesen war. Dabei gab es eine kleine Überraschung, entdeckt von der Museumsleitung.
An der verputzten Fassade lässt sich bei genauem Hinsehen nämlich ein Schriftzug entdecken, der wie ein Gruß aus längst vergangenen, aber auch dunklen Zeiten wirkt: "Willi Brodmann" ist dort in schwarzen Versalien zu lesen.

Der jüdische Viehhändler Willi (oder Willy) Brodmann wurde 1878 geboren und lebte im vergangenen Jahrhundert im Anwesen Bürgermeister-Weigand-Straße 16. Seine Eltern Heßlein und Lina Brodmann waren aus Zeilitzheim gebürtig. Verheiratet war er mit Selma Lichtenauer (1888-1936).
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Brodmann war ab dem Jahr 1934 der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde in Gerolzhofen. Seine Gattin engagierte sich als Vorsitzende des israelitischen Frauenvereins.

Willi Brodmann wurde im Jahr 1940 von den Nationalsozialisten aus seinem Haus in der Bürgermeister-Weigand-Straße "entmietet", sprich vertrieben, und wohnte bis zu seinem Tod am 2. Februar 1942 im Anwesen Nummer 131 (heute Steigner) am Marktplatz. Er wurde noch am Tag seines Todes auf dem israelitischen Friedhof von Gerolzhofen an der Seite seiner Frau Selma beigesetzt. Es war die letzte offizielle Bestattung auf dem Friedhof, da die Ruhestätte der Juden anschließend von den damaligen Machthabern geschlossen wurde.
Und nun, fast auf den Tag genau 80 Jahre nach seinem Tod, ist der Name Brodmanns noch einmal aus dem Dunkel der Geschichte aufgetaucht.