Er gilt als kleiner Bruder des Jakobswegs, der auch an Oberwerrn vorbeiführt, als Teil eines ganzen Netzes von Pilgerpfaden in Richtung Santiago de Compostela. Den Franziskusweg, benannt nach Franz von Assisi, dem populären Heiligen und Tierfreund des Hochmittelalters, gibt es es ebenfalls mehrfach, unter anderem in Norditalien und der Rhön.
Ein Hauch von Biosphärenreservat herrscht auch am barrierefreien Friedhofsaufgang in Oberwerrn, der in den vergangenen zwei Jahren mit EU-Fördermitteln gestaltet worden ist: mit Parkplatz und Handlauf, aber auch Insektenhotels und Zierpflanzen.
Die Noten von der Hauswand des benachbarten "Kimmelhauses" haben ebenfalls am Serpentinenweg Platz gefunden: "Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" nennt sich das altehrwürdige Kirchenlied, das an den Oberwerrner Musiker Bruno Kimmel erinnert.

Die Idee für einen dazu passenden "Sonnengesangsweg" hinauf zum Gottesacker hatten die Dorf-Urgesteine Ansgar Mauder und Kurt Bausenwein, anlässlich einer Franziskus-Meditation in der Kirche. Den künstlerischen Part übernahm Kurt Bausenwein (81), der bis 2014 Küster von Sankt Bartholomäus gewesen ist, 40 Jahre lang.
Sieben Stationen
Insgesamt sieben Stationen hat der Hobby-Maler und -Holzschnitzer geschaffen, bekannt für seine weihnachtlichen Krippenlandschaften, aber auch die Pflege der Oberwerrner Grotte. Zwei Bauhofmitarbeiter haben die Haltepunkte entlang des aufsteigenden Wegs platziert.

Der Originaltext soll zwischen 1224 und 1225 entstanden sein. Es geht um die Anbetung Gottes, wie er sich in den einzelnen Elementen offenbart: Etwa in der edlen "Schwester Sonne" als Sinnbild der Schöpfung (die im italienischen Original eigentlich "Bruder Sonne" ist). Dargestellt werden Mond und Sterne, Wind, Wasser, Feuer und Erde.
Dank an die Künstler
Direkt am Friedhofseingang endet der Andachtsweg mit der siebten Station, dem Tod, der an diesem Punkt für einen gläubigen Menschen kein Schrecken mehr sein sollte. Die zum Geländer passenden Halterungen hat der handwerklich versierte Oberwerrner Klaus Rind gestaltet – der viele Jahre lang die Würzburger Kreuzbergwallfahrer geleitet und entsprechend ebenfalls einige Pilgererfahrung hat.
Kleine Schilder weisen auf die entsprechende Stelle im "Laudato si", dem Sonnengesang hin, der am Ende des Lebens des heiligen Franziskus entstanden ist. Bürgermeisterin Bettina Bärmann und Bauhofleiter Thomas Brand bedankten sich persönlich beim Gestalter des Kunstwerks, mit einem guten Tropfen aus dem Rathaus.
"Schlendern Sie einmal den barrierefreien Weg hinauf und verfolgen Sie bei den einzelnen Stationstafeln den Sonnengesang des Heiligen Franziskus", wirbt die Gemeinde in einer Mitteilung.