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GEROLZHOFEN: Ein Mann, ein Baum, 300 Kugeln

GEROLZHOFEN

Ein Mann, ein Baum, 300 Kugeln

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    Blickfang: Der große Christbaum im Anwesen von Hans Leuner an der Rügshöfer Straße.
    Blickfang: Der große Christbaum im Anwesen von Hans Leuner an der Rügshöfer Straße. Foto: Foto: Klaus Vogt

    Die Beetrosen haben prächtige rote und gelbe Blüten und schieben weitere kräftige Knospen nach, die weißen Blüten der Erdbeerpflänzchen und das strahlende Blau der Bodendecker schmücken den Steingarten. In den Blumenkästen neben dem Hauseingang leuchten die Geranien in der warmen Sonne. Schnee und Frost? Fehlanzeige.

    Mitten in diesem spätsommerlich anmutenden Garten steht ein riesiger Weihnachtsbaum, über und über mit Kugeln und Lichtern geschmückt. Die Szenerie im Anwesen von Hans und Helga Leuner in der Rügshöfer Straße hat fast etwas Unwirkliches.

    Jedes Jahr gehört es bei Leuners zum Ritual, zu Beginn der Adventszeit ihr ganzes Haus, alle Fenster und die große Blautanne in ihrem Vorgarten festlich zu schmücken. Hans Leuner macht keinen Hehl daraus, dass er ein richtiger Weihnachts-Fan ist. Gleich vier Christbäume schmücken sein Anwesen: Neben der Blautanne im Vorgarten steht hinten im Hof ein frisch im Steigerwald geschlagener Baum, der mit großen Zapfen geschmückt ist. Im Arbeitszimmer oben im ersten Stock des Hauses ist schon ein Baum über und über mit historischem Schmuck behängt. Ins Wohnzimmer im Erdgeschoss kommt dann noch Baum Nummer vier.

    Über acht Meter hoch ist die Blautanne im Vorgarten inzwischen schon geworden. Dabei fing alles ganz klein an. „Das Bäumchen stand zunächst auf unserem Familiengrab im städtischen Friedhof“, erzählt Hans Leuner. Doch als es dort allmählich zu groß wurde, grub er es aus und verpflanzte es auf die andere Straßenseite, in seinen Vorgarten.

    Und dort hört die Tanne seitdem nicht mehr mit dem Wachsen auf. „Die legt pro Jahr mehr als einen halben Meter zu.“ Das sorgt allmählich für Probleme beim Schmücken des Baums. Weil er keine so hohe Leiter hat und es auch immer gefährlicher wurde, in schwindelnder Höhe die Lichterketten neu zu befestigen, beschloss Hans Leuner vor einigen Jahren, die Lichterketten ganzjährig am Baum zu belassen.

    „Die werden nach der Weihnachtszeit nur weiter nach innen reingeschoben, damit man sie nicht mehr so sieht.“ Doch der kräftige Wuchs der Blautanne hat nun zu ersten Verlusten geführt: Der Baum hatte eine zweite Spitze ausgetrieben und zerriss damit mit unbändiger Kraft eine der Lichterketten in mehrere Stücke. Statt bislang 130 Lichter leuchten jetzt „nur“ noch 100 Kerzen. Weil der Schaden zur Hausseite hin auftrat, fällt er aber kaum ins Gewicht.

    Durch die Höhe des Baumes wird auch das Aufhängen der Kugeln zur echten Herausforderung. Selbst auf der obersten Sprosse seiner Leiter balancierend, kann Hans Leuner nicht mehr die Spitze des Baums erreichen. Mit seinen Anfragen beim städtischen Bauhof und bei der Feuerwehr, ob man ihm vielleicht mit einer großen Leiter aushelfen könne, scheiterte Hans Leuner. „Es war ihnen leider nicht möglich.“

    Kugeln an der Ausziehstange

    Und so suchte er nach einer anderen Lösung. „Der Mößleins Dieter hat mir an eine ausziehbare Stange einen Haken hingemacht“, erzählt Leuner. Und dann bog er sich aus dickem Zaundraht Aufhängungen in der Form von Fleischerhaken, an denen er unten mit dünnerem Draht jeweils eine Kugel befestigte.

    Mit seiner ausziehbaren Stange wird dann Kugel für Kugel in luftiger Höhe an die Äste der Tanne eingehängt. Das Ganze dauert. Denn an der Blautanne müssen rund 300 Kugeln, Sterne, Glocken und Monde ihren Platz finden. „Die größten Kugeln kommen nach unten. Nach oben hin werden die Kugeln dann immer kleiner.“ Und wenn alles fertig ist, dann steht in Leuners Vorgarten ein wahres Prachtexemplar von Christbaum, das viele bewundernde Blicke auf sich zieht.

    Für ihn als bekennender Weihnachtsfan sei es wichtig, dass Gerolzhofen an der wichtigen Stadteinfahrt gleich einen guten Eindruck hinterlässt. „Es ist sogar schon mal ein Reisebus vor dem Haus stehen geblieben, die Leute sind ausgestiegen und haben sich unseren Baum angeschaut und fotografiert“, strahlt Hans Leuner. Auch sonst bleiben viele Spaziergänger stehen. Einmal, als er im Garten arbeitete, sei auch mal ein kleines Mädchen mit seiner Mutter am Gartenzaun gestanden und habe mit großen Augen den riesigen Christbaum angeschaut.

    „Wie sieht denn euer Christbaum aus?“, fragte er das Kind. „Wir haben keinen Christbaum“, antwortete das Mädchen kleinlaut. „Na, dann werdet ihr aber wenigstens einen geschmückten Zweig haben, oder?“, wollte Leuner wissen. „Nein, das haben wir nicht“, mischte sich die Mutter barsch ein und zog das Kind weiter. „Das mit dem Schmücken, das ist uns zu viel Arbeit.“

    Bei solchen Erlebnissen wird Hans Leuner nachdenklich. „Wenn die Leute wüssten, welche Freude sie ihren Kindern da vorenthalten.“ Sagt's, und dreht sich wieder um, um seinen leuchtenden Christbaum zu genießen.

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