Wetzhausen
Die Ehe ist ein Balanceakt
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Ein Leben lang gilt es, den Schwierigkeiten des gemeinschaftlichen Miteinanders zu trotzen und dabei ein glückliches Gleichgewicht zu finden, ohne sich selbst dabei zu verlieren. Das ist schon per se ein äußerst schwieriges, tagtäglich forderndes Unterfangen, das sich jedoch immens verkompliziert, wenn dann noch verschiedene christliche Konfessionen aufeinanderprallen. Für diese konfessionsverbindenden Ehen gab es am Wochenende auf Initiative der Regionalbischöfin Dorothea Greiner ein erstes Ökumenisches Ehefest, veranstaltet vom Kirchenkreis Bayreuth, der Erzdiözese Bamberg, der Diözese Würzburg und dem Austragungsort, der Begegnungsstätte Schloss Craheim im nördlichen Schweinfurter Land.
Eine fürwahr traumhaft idyllische Kulisse für eine ganz außergewöhnliche Veranstaltung, die sich in besonderer Weise mit persönlichem Anschreiben an die 900, im Einzugsgebiet gemeldeten konfessionsverbindenden Silberhochzeitspaare richtete, natürlich aber auch alle anderen interkonfessionellen Ehepaare herzlich in Empfang nahm. Auf dem Programm: Theoretisches, Praktisches, ein ökumenischer Festgottesdienst und ein Festakt mit kulinarischen und musikalischen Spezialitäten, dazu viel wichtige Zeit für gute Gespräche.
Im Schlossgarten boten verschiedene kirchliche Infostände den etwa 150 Paaren Einblicke in ihre Arbeit zum Thema Ökumene und Ehe. Besonders gut kam der interaktive Eheparcours mit Geschicklichkeitsspielen an. Gefragt waren hier die Stützfeiler der Ehe: Teamgeist, Kompromissfähigkeit und Einfühlungsvermögen wie auf dem Balancebord als perfekte Metapher für das Eheleben schlechthin gefordert.
Schlendern Hand in Hand
Die Stimmung ist allerorts hervorragend, viele der Paare schlendern Hand in Hand, um den Hals ein Lebkuchenherz mit den schönen Worten „Ich versprech‘ dir die Treue“.
Doch im Gespräch treten auch die Schwierigkeiten zutage, die eine Ehe zwischen evangelischen und katholischen Christen mit sich bringt. Dabei ist schnell klar: nicht die persönliche Beziehung birgt Konfliktpotenzial, sondern vielmehr das soziale Umfeld. Es sind die Familien, die Bekannten, die Gemeinschaft und die Kirchen, die den Liebenden Steine in den Weg legten, früher noch mehr als heute. Die Gelegenheit eines gemeinsamen Gottesdienstes, an dem beide auf ihre konfessionellen Kosten kommen, ist eher selten, gerade deshalb kommt die Einladung zum ökumenischen Ehefest mit dem gemeinsam gefeierten Gottesdienst ja auch so gut an.
Es ist so wichtig, „ökumenische Paare mal in den Mittelpunkt zu stellen“, findet das Ehepaar Riedel aus Schonungen, das kürzlich Rubinhochzeit feierte. Seit Jahren engagieren sich die beiden für die Ökumene in ihrer Heimatgemeinde und gehen doch jedes Wochenende in verschiedene Gottesdienste. Die Breitungs aus Haßfurt dagegen mussten 25 Jahre warten, um in zweiter Ehe den ihnen so wichtigen kirchlichen Segen zu erhalten.
Umso hoffnungsvoller war da die Dialogpredigt von Regionalbischöfin Dorothea Greiner und dem Bamberger Regionaldekan und Domkapitular Josef Zerndl. Gemeinsam gehalten als Plädoyer für die ökumenische Ehe, die als „lebendige Brücke“ zwischen den christlichen Gemeinden wirkt, sprachen beide Kirchenvertreter den Anwesenden eine Entschuldigung für „das verletzende Vorgehen in früheren Zeiten“ aus. Um Vergebung bittende Worte, die viele der Anwesenden, wie Sieglinde Breitung es später formulierte - „zutiefst berührten“ und versöhnten. Denn allen Schwierigkeiten zum Trotz ist es doch gerade die ökumenische Ehe, die als Symbol fungiert für das – so die Regionalbischöfin – „was zwischen den Kirchen kommen muss und wird“.
Später Segen
Auch das Ehepaar Böhm aus Coburg war überglücklich. Seit 25 Jahren standesamtlich verheiratet, erhielten sie im Rahmen des Ehefestes nun den kirchlichen Segen. Den gab es dann zum Schluss an fünf Stationen, unabhängig von der Konfession der beteiligten Geistlichen, neben Greiner und Zerndl sind das der Würzburger Ökumenereferent Petro Müller, Craheim-Pfarrer Heiner Frank und der Rehauer Pfarrer Thomas Wolf, der gemeinsam mit seiner Frau Katja Straubinger-Wolf auch wichtige Impulse zum ökumenischen Gottesdienst lieferte.
Zum Gottesdienstabschluss hieß es dann vom Gospelchor Haßberge (Leitung: Dekanatskantor Matthias Göttemann) „Oh happy Day“ – für die gelebte Ökumene in der Region sicherlich das perfekte klangliche Fazit für einen gelungenen und glücklichen Tag.