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SCHWEINFURT: Ein Paar steht sich „gegen-über“

SCHWEINFURT

Ein Paar steht sich „gegen-über“

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    „gegen-über“: Sandra Eades und Reinhard Klessinger in der Sparkassengalerie.
    „gegen-über“: Sandra Eades und Reinhard Klessinger in der Sparkassengalerie. Foto: Foto: Katharina Winterhalter

    Ende der 1960er Jahre lernten sich die Engländerin Sandra Eades und der Schwarzwälder Reinhard Klessinger beim Kunststudium in London kennen. Beide waren später Meisterschüler bei Rupprecht Geiger, sie wurden ein Paar, gingen künstlerisch aber unterschiedliche Wege: Eades blieb bei der Malerei, zu der später noch die Fotografie kam, Klessinger entschied sich für Bildhauerei und Rauminstallationen. Ihre Werkschau in der Sparkassengalerie führt die vor einigen Jahren begonnene Reihe mit Ausstellungen von Künstlerpaaren fort, die immer sehr spannende Gegenüberstellungen bringt.

    Diesmal geht es nicht nur um das „gegen-über“ (so der Titel) von zwei Künstlerpersönlichkeiten und ihres Werks. Beide haben sich vor Jahren einem zweiten Thema geöffnet und verwenden dies sozusagen als „Counterpart“, was so viel heißt wie Gegenstück, Pendant oder auch komplementäres Teil. Bei Eades ist es die Fotografie als Antwort auf die Malerei, bei Klessinger war es lange Zeit die Sprache, seit einigen Jahren ist es die Spiegelung.

    Das Künstlerpaar lebt an zwei Orten: in Ihringen am Kaiserstuhl und einem kleinen Dorf in den Vogesen. An beiden Orten haben sie getrennte Ateliers, arbeiten in unterschiedlichem Rhythmus. Man kann vermuten, dass sie nach mehr als 40 Jahren gemeinsamen Lebens auch füreinander Gegenstück oder Pendant bilden.

    Sandra Eades Thema sind Orte, die in ihrem Leben eine Rolle spielen, die sie berühren und den Wunsch auslösen, die Erinnerung an bestimmte Szenen oder Bilder festzuhalten. Diese Szenen und Bilder fotografiert sie mit einer analogen Kamera und notiert sich vor Ort Farben und Formen, die ihr wichtig erscheinen. Die Formen setzt sie später im Atelier in sparsame Pinselzeichnungen um. Die Farben gibt sie in monochromen, altmeisterlich in vielen Schichten aufgebauten Farbfeldern von großer Intensität wider.

    Sobald die Fotoabzüge aus dem Labor kommen – die zeitliche Distanz ist Eades ganz wichtig – legt sie Fotografien, Zeichnungen und Malerei auf große Tische. Bei manchen weiß sie sehr schnell, dass sie zusammen gehören, bei anderen dauert dieser Prozess Monate. Am Ende montiert sie Gemälde, Pinselzeichnung und Fotografien so auf dem Untergrund zusammen, dass sie nahtlos nebeneinander stehen und eine ebene Fläche bilden.

    Wunderbare Tableaus in Serien entstehen. In Schweinfurt zeigt Eades die Serie „Vanitas – the white garden“, an der sie seit drei Jahren arbeitet und die noch lange nicht abgeschlossen ist. Hauptdarsteller ist ihr altes Haus in den Vogesen, das das Künstlerpaar renoviert hat und der „weiße Garten“, den sich die Malerin vor 15 Jahren angelegt hat. Es sind poetische Momentaufnahmen vom Blütenteppich nach einem späten Frost, von einer einzelnen Tulpe, Steinen, einem Fenster im Gegenlicht und immer wieder von Blicken in alte Spiegel. Die Farbfeldmalerei unterstreicht die romantische Anmutung der Fotografien, die feinen Pinselzeichnungen sind die ganz persönliche Antwort der Malerin auf die Wirklichkeit.

    Reinhard Klessinger stellt unsere Wahrnehmung auf die Probe. Seine Wandobjekte haben immer zwei Ebenen, meist einen Spiegel und ein Glas, die er teilweise auf der Vorder- oder Rückseite bemalt oder vergoldet. An den Stellen, an denen er die Spiegelbeschichtung wegätzt, ist die Wand hinter dem Bild zu sehen. Das heißt, der Betrachter sieht sich selbst und seine Umgebung im Spiegel, er sieht das Blattgold, manchmal noch den Schatten der Bemalung und er sieht die Wand dahinter. Ziemlich verwirrend. In einem Diptychon ist eine Kopfform angedeutet. „Das könnte der Versuch eines Porträts sein“, sagt Klessinger und spricht von der Unmöglichkeit, die Wirklichkeit abzubilden.

    Das ist auch das Thema seiner Bodenobjekte, bei denen er Steine mit Zink ummantelt hat. Dann schneidet er die Ummantelung auf, holt die Steine heraus und lötet auf die Schnittflächen dicke Zinkplatten, die er so hoch poliert, dass sie wie Spiegel funktionieren. In der Ausstellung werden die Hälften so angeordnet, dass sich eine in der anderen spiegelt. Mit diesem Thema lässt sich unendlich spielen. Manchmal fehlt eine Hälfte oder sind „drei Hälften“ eines Steins zu sehen. Es geht um Illusion und Wirklichkeit und es geht – wie bei Sandra Eades – um Gegenüberstellung.

    Eades und Klessinger, „gegen-über“, Sparkassengalerie, bis 22. November.

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