Mit einem Diabetessymposium für Kinder und Jugendliche im Leopoldina Krankenhaus hat sich Dr. Reinhard Koch von seinen jungen Patienten, deren Eltern und vielen Kollegen verabschiedet. Koch betreut seit Jahren als Leitender Oberarzt hauptverantwortlich die an Diabetes erkrankten jungen Leute und ist aktives Mitglied der Selbsthilfegruppe diabetischer Kinder und Typ 1-Diabetiker 97 Schweinfurt. Zum Jahresende geht Koch in Ruhestand.
Koch hat für professionellere Strukturen gesorgt wie die Ausbildung zu Diabetologen und Diabetesberaterinnen, die Gründung eines Diabetesteams, die Eröffnung einer Diabetesambulanz und stationäre Schulungen. Die Leo-Kinderklinik ist auf Grund dessen seit 2009 anerkanntes Schulungszentrum der Deutschen Diabetesgesellschaft für Kinder und Jugendliche, die einzige in Nordbayern. Seine Nachfolgerin ist die beim Symposium vorgestellte Dr. Corinna Schöpp.
Der Konferenzraum im achten Stockwerk des Leopoldina war mit über 140 betroffenen Familienmitgliedern, Kindern und Jugendlichen, Ärzten sowie Diabetesteams aus der Region an den Grenzen seiner Kapazität. Sie alle waren hoch interessierte Zuhörer, um am Ende der fünf Stunden der Hauptperson mit stehenden Ovationen für sein Engagement zu danken. Ein Ständchen von rund 25 jungen Patienten bildete dabei den Höhepunkt.
Zuvor aber die Vorträge. Rudolf Oeverink aus Oldenburg, Kinderarzt, Kinderdiabetologe, selbst Typ 1 Diabetiker und Vater einer Tochter mit Diabetes gab gute Antworten auf die Frage: „Wie bekommt man das hin.“ Quintessenz seines Vortrags: Auch der Vater braucht die Hilfe seines Erwachsenendiabetesteams, das Kind, wegen der Befangenheit des Vaters, die Hilfe von Kinderdiabetologen.
Karl Heinz Ludwig aus Trier, Oberarzt und Kinderdiabetologe, sprach über die „Diabetische Ketoazidose“, eine schwerwiegende Stoffwechselentgleisung (Ketoazidose) bei Insulinmangel, die eine sofortige intensivmedizinische Behandlung notwendig macht. Diabetes und Leistungssport war das Thema von Dr. Simon Strobel aus Schweinfurt, der kürzlich seine Leistungssportkarriere als Radrennprofi beim Rennteam NovoNordisk beendet.
Dieses Team besteht nur aus Typ 1 Diabetikern. Strobel, selbst Arzt, sprach über den genau strukturierten Trainingsalltag eines Profis und darüber, dass sportliche Höchstleistung nur mit optimaler individueller Diabeteskontrolle möglich ist, da „jeder Profisportler mit Diabetes anders reagiert“.
Dann Norbert Mohr. Der Vorsitzende der Selbsthilfegruppe Schweinfurt diabetischer Kinder und Typ1 Diabetiker referierte über das Modell der Schweinfurter Schulungstage, eine Freizeitveranstaltung für Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren mit einem Mix aus Sport, Spiel, Freizeitaktivitäten. Dazu gehören Diabetesschulungen im europäischen In- und Ausland mit hohem Spaßfaktor über eine Woche und auf ehrenamtlicher Basis. Es wurden Organisation, medizinische Inhalte, kreative Aktivitäten und Problemkonstellationen vorgestellt.
Martin Schebek, Oberarzt und Kinderdiabetologe aus Kassel, zeigte den „Wandel der Diabetestherapie“ auf mit der logischen Quintessenz: Neue Insulintherapien, Schulungen der Kinder und der technische Fortschritt haben zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität und einer massiven Reduzierung der Gefäßveränderung und Folgeschäden geführt. Trotz des medizinischen Fortschritts „bleibt aber der Mensch im Vordergrund der Behandlung“.
Dr. Katharina Warncke aus München, Kinderärztin und Kinderdiabetologin, berichtete über die neuesten Forschungsergebnisse aus dem Helmholtzzentrum und stellte die Diabetes-Früherkennungstudie Fr1da, die Diabetesstudie DiMelli zum besseren Verständnis der Ursachen des Diabetes und Interventionsstudien vor. Im Vordergrund dieser Studien zur Verhinderung oder Verzögerung von Diabetes steht zur Zeit eine Schluckimpfung mit Insulin.
Am Ende Koch selbst. Er zeigte die Entwicklung des Diabetesteams an der Kinderklinik Schweinfurt in den letzten 25 Jahren auf – vom Aufbau professioneller Qualitätsstrukturen über einheitliche Therapiestrategien und Regeln bis hin zur konsequenten Behandlung von Begleit- und Risikoerkrankungen. „Höchste Anerkennung gilt aber den Leistungen der Kinder, Jugendlichen und Familien bei der Bewältigung der Erkrankung“, lautete sein Abschlusssatz. Nicht nur dafür erhielt Koch stehenden Applaus.