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SCHWEINFURT: Ein Schweinfurter in Amerika

SCHWEINFURT

Ein Schweinfurter in Amerika

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    Vorzugsaktie: Beweis für die German American Steel Ball Company mit dem Bild von Wilhelm Höpflinger, dem technischen Leiter der Deutschen Gussstahlkugelfabrik A.G., vorm. Fries & Höpflinger.
    Vorzugsaktie: Beweis für die German American Steel Ball Company mit dem Bild von Wilhelm Höpflinger, dem technischen Leiter der Deutschen Gussstahlkugelfabrik A.G., vorm. Fries & Höpflinger. Foto: Foto: Klaus Merkle

    Eineinhalb Jahre lang hat Klaus Merkle, Mitglied der Numismatischen Gesellschaft, über ein sehr spezielles Stück Schweinfurter Geschichte recherchiert: über die „German American Steel Ball Company“, eine 1898 in den USA registrierte Aktiengesellschaft, die einen eindeutigen Bezug zu Schweinfurt hat. Auf einer Aktie ist Wilhelm Höpflinger, der technische Leiter der Deutschen Gussstahlkugelfabrik A.G., vorm. Fries & Höpflinger abgebildet. Sein Bild sollte wohl das Vertrauen in die Gesellschaft stützen.

    Genauer gesagt gab es zwei Gesellschaften dieses Namens. Nach der Auflösung der ersten 1902 wurde die zweite gegründet, die nur bis 1906 Bestand hatte. Ob und wie viel die Firmen produziert haben, konnte Merkle nicht herausfinden. Die Recherchen in den USA stellten sich als sehr schwierig heraus. Aber immerhin reichte das Material für eine kleine Publikation als Ergänzung zu seinem Katalog über Schweinfurter Wertpapiere.

    Auslöser des Unterfangens waren zwei Aktien der amerikanischen Company, die Merkle im Stadtarchiv fand, im achtbändigen Werk von Engelbert Fries (1861-1946). Der war Miteigentümer und kaufmännischen Leiter der Deutschen Gussstahlkugelfabrik, Höpflinger war technischer Leiter. Das Verhältnis zwischen den beiden muss sehr schlecht gewesen sein. Merkle fand Schreiben, nach denen Höpflinger wegen „brutaler Behandlung“ von der Belegschaft heftig attackiert und für einige Zeit beurlaubt wurde. Auch Fries gegenüber soll er sich rüde verhalten haben. Merkle vermutet, dass deswegen in den Lebensaufzeichnungen von Fries keine Hinweise auf Höpflingers Aktivitäten in den USA zu finden sind.

    Dort war der technische Leiter als Fachmann offensichtlich so hoch geschätzt, dass man sein Konterfei auf einer Vorzugsaktie verewigte. Nach längerem Suchen gelang es Klaus Merkle, eine dieser Aktien zu erwerben. Als Hintergrund für die Geschäftsbeziehungen schildert der Numismatiker die Absatzkrise für Stahlkugeln im Europa der Jahrhundertwende. Es gab damals große Überkapazitäten. Die Löhne stiegen und der Markt verlangte zunehmend größere Kugeln, deren Produktion aufwendiger war. Alleine in Schweinfurt produzierten vier Firmen Stahlkugeln.

    Deswegen wollte die Deutsche Gussstahlkugelfabrik ihre überzähligen Maschinen nach Amerika verkaufen. Die Initiative zur Gründung der German American Steel Ball Company ging wohl von der Schweinfurter Firma aus. Im Mai 1898 bestätigte das amerikanische Konsulat in Nürnberg den Vertrag. Auf die Bitte von Merkle, diesen Vertrag einsehen zu dürfen, reagierte das amerikanische Generalkonsulat in Frankfurt nicht. Eine zielgerichtete Recherche in den USA war damit erschwert.

    Trotzdem fand Klaus Merkle einiges heraus und beschreibt es in seiner Publikation ausführlich. Hier sei nur noch soviel erwähnt: Das Geschäft mit den Maschinen kam vermutlich nicht zustande, weil die Amerikaner nicht bezahlten. Es ging um fast 444 000 Mark. Ohne Geld wollten die Schweinfurter ihre Maschinen nicht auf die lange Reise schicken.

    Wilhelm Höpflinger war übrigens der Schwiegervater von Ernst Sachs. 1894 meldete Sachs sein erstes Fahrradnaben-Patent an, ein Jahr später gründete er gemeinsam mit dem Kaufmann Karl Fichtel als Finanzier die „Schweinfurter Präcisions-Kugellager-Werke Fichtel & Sachs“.

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