Ein Film der Spuren bei seinen Zusehern hinterlässt. Mit "Die Ermittlung" kommt ein Film auf die Leinwände, der sich eindringlich mit den Verbrechen von Auschwitz befasst. Gezeigt werden die ersten Frankfurter Auschwitzprozesse aus den Jahren 1963 bis 1965 nach dem gleichnamigen Theaterstück von Peter Weiss. Mit an der Entstehung des dreistündigen Kinofilms war auch der gebürtige Schweinfurter Christoph Gampl als Co-Regisseur beteiligt.
Eigentlich, so dachte Gampl, der mittlerweile in Berlin lebt und als Autor, Regisseur und Produzent arbeitet, wüsste er schon vieles über Auschwitz – durch Schule, Filme, Theater und Bücher. Durch die Arbeit an "Die Ermittlung" an der Seite von seinem Freund und Regiekollegen Rolf Peter Kahl hat sich sein Blick aber noch einmal verändert, erweitert. "Was das Stück so besonders macht, ist die Genauigkeit, die Detailliertheit und die Tiefe", erklärt Gampl. "Ich habe durch die Arbeit an diesem Film ein Gefühl für die Dimension des Grauens und des Wahnsinns entwickelt, die wir mit Auschwitz verbinden."
Herangehensweise des Stückes ist auf viele Weise außergewöhnlich
Im größten deutschen Vernichtungslager während der NS-Zeit wurden im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau etwa 1,1 Millionen Menschen ermordet. "Die Ermittlung" zeigt eine Gerichtsverhandlung. Zeuginnen und Zeugen berichten von den Gräueltaten in Auschwitz. 60 Schauspielerinnen und Schauspieler, darunter Schwergewichte der Branche wie Clemens Schick, Bernhard Schütz, Christian Paul, Karl Markovics und Tom Wlaschiha waren in fünf Drehtagen im Studio Berlin. "Es galt, ein Team von über 100 Menschen zu konzentrieren, die Aufnahmen von acht Kameras im Blick zu haben und doch nie den Überblick zu verlieren", berichtet der Exil-Schweinfurter Gampl von der Arbeit am Set. "Manchmal hat die Distanz durch den technischen Apparat geholfen, den Inhalt des Films nicht zu sehr an sich heranzulassen", erklärt er. "Aber immer wieder wurden wir von den Geschichten und Erlebnissen, die den Kern unserer Erzählung ausmachen, derart mitgenommen, dass es Unterbrechungen geben musste." Der Film lebt von der "Kraft des Wortes", so Gampl. Er lässt die Zuschauer Bestandteil seiner Welt, seiner Figuren und seiner Geschichten werden.
Die Herangehensweise des Stückes ist auf viele Weise außergewöhnlich, meint der Co-Regisseur. "Anders als bei den meisten Produktionen nehmen wir keine Täterperspektive ein und erzählen auch nicht klassisch über eine Hauptfigur", verrät Gampl. "Was sich vor den Augen der Zuschauer mehr und mehr entfaltet ist ein Mosaik des Monströsen – der Versuch, das Unfassbare des Holocausts erzählerisch und filmisch greifbar zu machen."
Am 25. Juli ist offizieller Kinostart
Das Wort "Erinnerungskultur" mag Christoph Gampl eigentlich nicht besonders. Doch genau das bietet der Film natürlich, muss er anerkennen. Das verfilmte Theaterstück bietet eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, gebunden an die Frage, ob wir sicher sein können, dass etwas ähnliches nicht noch einmal passiert, meint Gampl. "In Zeiten von Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus kann jeder Zuschauer darauf seine eigene Antwort finden", findet er.
"Am Ende des Tages bin ich für diese Erfahrung sehr dankbar", blickt Gampl schon einmal auf seine Arbeit zurück. "Und wenn wir heute auf die ersten Kritiken des Films schauen auch ein wenig stolz." Ab dem 25. Juli, dem offiziellen Kinostart, kann sich davon jeder ein eigenes Bild dazu machen. In der Zukunft soll der Film auch an Schulen gezeigt werden. Zur Premiere am 27. Juli (18:30 Uhr) im Programmkino "Kuk" nach Schweinfurt ist Co-Regisseur Christoph Gampl anwesend und steht für ein anschließendes Filmgespräch bereit.