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Schleerieth: Ein Wohnmobil fürs Federvieh

Schleerieth

Ein Wohnmobil fürs Federvieh

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    So sehen glückliche Hühner aus.
    So sehen glückliche Hühner aus. Foto: Uwe Eichler

    Das Huhn ist ein Herdentier. Das sieht man am Bio-Aussiedlerhof von Sabine Feddersen und Herbert Krückel. Im großen Auslaufgehege schwärmt das Federvieh pickend und scharrend aus, frei schweifend wie Rinder auf einer Ranch. Zwischendrin haben die Hühnerhalter einen Tarnnetz-Unterstand gebaut, nicht ohne Grund.Zwergziegen sollen Habichte angeblich abschrecken, weiß Sabine Feddersen, aber die würden eigener Betreuung bedürfen. Die Luftpiraterie ist halt der Preis der Freiheit: Dafür vegetieren die 3000 Legehennen, die der Biobauer sein eigen nennt, auch nicht in qualvoller Enge vor sich hin, wie in der (mittlerweile verbotenen) Hardcore-Käfighaltung.

    Ein Wintergarten als Zuflucht neben dem 1,2 Hektar großen Grünauslauf ist Pflicht. Ins (Bio-)Futter kommen keine Farbstoffe (anderswo verlangt der Markt eine einheitliche Färbung), höchstens etwas Paprika für den Rotstich. Auch die Schnäbel werden nicht kupiert, sprich weggesengt, was in Ställen mit zehntausenden gestressten Tieren das gegenseitige Niederhacken verhindern soll.

    Durch ein Fenster können die Kinder zu den Nestern schauen, wo die Hühner ihre Eier legen, die per Förderband zur Stempel- und Verpackungsstation wandern: hier gibt's im Code die Null als Gütesiegel für „Bio“. 250 bis 300 Eier legt ein modernes Hochleistungshuhn jährlich.

    Aber auch auf dem Biohof geht es nicht ohne wirtschaftliche Kompromisse, bei Anfangsinvestitionen von einigen Hunderttausend Euro: „Edeka macht den Preis und wir sind hintendran“, sagt der Hausherr. Bio sei teuer, koste Zeit und Geld. In der Direktvermarktung könne er den Preis etwas drücken, auf 32 Cent, „wenn sie gut legen, passt's“. Der Rest geht an regionale Supermärkte.

    Weihnachten und Ostern, das sei Hochsaison, im Sommer gibt's eher Überproduktion. Nach zwölf bis 14 Monaten werden die Tiere an andere Halter weiterverkauft oder landen in der Suppe.

    Als Krückel 2010 seine Hühner bestellt hat, war die 50 Meter lange und sechseinhalb Meter breite Halle noch nicht gebaut. „Ich war auch mal konventionell“, sagt der Naturlandbauer, der viel Erfahrung als Mitarbeiter auf den Biobetrieb Gut Obbach gesammelt hat. Lebensgefährtin Sabine Feddersen hat ihn darin bestärkt, in Schleerieth ebenfalls den Weg ins Grüne zu beschreiten. „Der bessere Weg“, findet Herbert Krückel heute. Nicht zuletzt dank innovativer Eierproduzenten gilt das Obere Werntal mittlerweile als Öko-Modellregion. Auf dem Hof herrscht reger Andrang, am Eierhäusle gibt's das ovale Stück Lebenskraft, außerdem noch Nudeln oder Eierlikör zum Mitnehmen, im Hofladen.

    Hühnermobil für 225 Tiere

    „Die Halle ist noch menschengerecht, der mobile Stall wirklich hühnergerecht“ – stolz zeigt der Herr der Hühner seine neueste Errungenschaft. Unten am Bach steht ein umzäuntes Hühnermobil für bis zu 225 Tiere (derzeit allerdings nur etwa zur Hälfte belegt). Eine Solaranlage stellt sicher, dass die Hybridhühner regelmäßig acht Stunden nach Sonnenuntergang wieder Licht haben, des kontinuierlichen Eierlegens wegen. Die Eier werden außen in eine Rinne gelegt.

    Der Mist fällt nach unten und muss regelmäßig geräumt werden, gibt aber guten Dünger. Für Wasser und Körnerfutter ist in der Voliere gesorgt. Ansonsten grasen die Hühner draußen ihre Weide ab wie die Kühe, alle ein, zwei Wochen wird die Anlage umgesetzt.

    Die „Chicks“ wirken hochzufrieden, singen, gackern vor sich hin, manch eines wälzt sich ausgiebig im Staub, wie eine Hauskatze, das Gefieder glänzt. Wenn Federn herumliegen, sei das ein gutes Zeichen, sagt Krückel, bei Mangel würden die gefressen.

    Den Hahn braucht's fürs Eierlegen nicht unbedingt, nur fürs Kükenkriegen, aber so ein Gockel sorgt schon für Ordnung unter Heerscharen an Hennen. Oder hält den Mäusebussard ab. „Ein Göger, 30 Hennen“, das sei die Faustformel. Bei Krückel teilen sich 15 Hähne 3000 Hennen. Klingt nach Hahn im Korb, die Realität ist aber ziemlich brutal, weiß Bauer Krückel: „Wenn ein Hahn zu schwach ist, die machen ihn tot.“ So ganz ausgestorben ist es also noch nicht, das Gen des Raubsauriers im fränkischen Haushuhn.

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