Fünf Senioren sitzen beziehungsweise liegen in der behaglich anmutenden Lounge der neuen Tagespflege der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Die meisten haben die Beine hochgelegt. Eine jüngere Frau liest die Tageszeitung vor. Sie macht das ehrenamtlich. Die Reaktionen der Senioren zeigen, dass sie noch Interesse am Tagesgeschehen haben.
Die sechs älteren Menschen gehören zu den ersten Gästen der Tagespflege, die die Arbeiterwohlfahrt inoffiziell bereits am 17. Juli eröffnet hat (die offizielle Übergabe soll am 9. August sein).
Zehn Senioren haben ihre Tagespflege bereits fest gebucht. Dass an diesem Morgen nur sechs anzutreffen sind, liegt daran, dass die buchbaren Zeiten sehr variabel sind. Das heißt, dass die Gäste von Montag bis Freitag Zeiten zwischen 7.30 und 17 Uhr buchen können. „Mindestens sechs Stunden sollten es aber schon sein“, sagt Pflegedienstleiterin Elke Rufer. Wählen können die Gäste auch, ob sie nur einen Tag, mehrere Tage oder die ganze Woche kommen möchten.
15 Plätze genehmigt
15 Plätze hat die Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassen der AWO genehmigt, sodass nicht mehr viele frei sind. Pflegdienstleiterin Rufer bringt jede Menge Erfahrung in die Grabenstraße mit. Erst hatte sie elf Jahre die Stationsleitung der Intensivabteilung an der Geomed-Klinik, danach war sie 15 Jahre lang Pflegedienstleiterin in der Klink am Steigerwald.
Ganz komplett ist die neue Einrichtung aber noch nicht. Es fehlt noch die Küche. Sie wird das Reich von Hauswirtschafterin Iris Kloos sein, die die Senioren bekocht und Kuchen für sie bäckt. Wer von den Gästen Lust hat, kann dabei mithelfen.
Überhaupt sollen die Senioren möglichst wenig herumsitzen und sich langweilen. Deswegen sucht die AWO noch Ehrenamtliche, die etwas Zeit mitbringen, um mit den Senioren zu lesen, zu singen, zu spielen, zu häkeln und zu stricken oder Ähnliches. Auch Schulen und Kindergärten sind eingeladen, mit den Senioren etwas zu unternehmen. Petra Thurn-Siwek bietet jetzt schon ehrenamtlich einmal wöchentlich Autogenes Training, Gedächtnistraining und progressive Muskelentspannung an.
Ein weiterer Service ist, dass die Senioren von daheim abgeholt und auf Wunsch wieder zurückgebracht werden können. Dazu hat die AWO einen Bus mit zwei Rollstuhlplätzen angeschafft. Die Verpflegung beginnt beim Frühstück, geht weiter über das Mittagessen und endet mit dem Kaffeetrinken.
AWO investierte 130 000 Euro
Die Investitionen der AWO für die Tagespflege beziffert Ulrike Hahn, mit rund 130 000 Euro. Sie ist Bereichsleiterin Senioren und Rehabilitation beim AWO-Bezirksverband und gleichzeitig AWO-Ortsvorsitzende in Gerolzhofen. Mit der Tagesstätte will die AWO denjenigen helfen, die ihre Angehörigen nicht stationär unterbringen wollen, aber mit der häuslichen Pflege überlastet sind, sagt Ulrike Hahn.
Die AWO möchte in Gerolzhofen auch kein Experiment starten, sondern sich dauerhaft in der Stadt etablieren. Das zeigt der Pachtvertrag für die Grabenstraße 21, der sich über 25 Jahre erstreckt.
Damit wird auch ein Leerstand in der Innenstadt verschwinden. Zuletzt war hier ein Fachgeschäft für Autotuning, das an den Lohmühlenweg umgezogen ist. Die AWO hat jetzt 200 Quadratmeter im Erdgeschoss und noch einmal 130 Quadratmeter im Untergeschoss zur Verfügung.