Pastoralreferentin Doris Schäfer arbeitet in ihrem Traumberuf: Seit März 2011 ist sie als Gefängnisseelsorgerin in Würzburg und Schweinfurt tätig. „Das ist meine bisher schönste Stelle“, sagt Schäfer über ihre Arbeit mit den Gefangenen und deren Angehörigen. Nun übernimmt sie zusätzliche Verantwortung: Bischof Friedhelm Hofmann hat die 54-Jährige mit Wirkung vom 1. August zur Leiterin der Gefängnisseelsorge in den Justizvollzugsanstalten (JVA) Würzburg und Schweinfurt ernannt. Laut einer Mitteilung des Bischöflichen Ordinariats tritt sie die Nachfolge von Pfarrer Matthias Leineweber an, der dieses Amt seit September 2010 innehatte.
„Einen großen Teil meiner Arbeitszeit verbrachte ich in der Psychiatrie, und dort gab es auch eine Forensik“, erzählt sie. „In der Forensik war ich zuständig für Menschen, die wegen einer Suchtproblematik straffällig geworden waren und hier für einen Teil ihrer Strafe eine Therapie bekommen konnten. Während mich am Anfang der Stacheldraht und die ganzen Sicherheitsbestimmungen schon etwas beeindruckten, bin ich später dann wahnsinnig gerne hingegangen.“ Es gefiel ihr so gut, dass sie 2011 in die Gefängnisseelsorge Würzburg und Schweinfurt wechselte.
Gemeinsam mit ihrem Kollegen, dem Pastoralen Mitarbeiter und Diplom-Theologen Josef Gerspitzer, ist Schäfer für rund 550 Gefangene in der JVA Würzburg zuständig, darunter etwa 100 Frauen, sowie für 70 bis 80 Gefangene in der JVA Schweinfurt. Die meisten wurden wegen Delikten wie Drogenhandel, Betrug oder Diebstahl zu Haftstrafen – in der Regel zwischen ein und zwei Jahren – verurteilt. „Meine Hauptaufgabe sind Gespräche“, sagt Schäfer. Sie betreut vor allem die weiblichen Gefangenen. „Viele von ihnen haben eine schwierige Geschichte hinter sich“, ist ihre Erfahrung. In den Gesprächen sei die Familie ein wichtiges Thema. „Viele wissen nicht, wie sie die Trennung von ihren Kindern und ihrem Partner verkraften sollen. Sie haben zum Beispiel Angst, dass der Partner jemand anderes kennenlernt“, erzählt Schäfer aus ihrem Berufsalltag. Um den Kindern keinen Kummer zu bereiten, würden manche Frauen daheim erzählen, dass sie auf eine längere „Kur“ gingen.
Um den Kontakt zwischen den Gefangenen und ihren Angehörigen zu stärken, ermöglichen die Gefängnisseelsorger manches, was im Gefängnis nicht alltäglich ist. So gibt es einmal im Monat mit Unterstützung von Ehrenamtlichen einen „Kinderbesuchstag“. „Das ist ein kindgerechter Besuch, bei dem die Kinder sogar vergessen können, dass sie im Gefängnis sind“, erklärt Schäfer. Bei Partnerschaftsproblemen können die Seelsorger ein Gespräch mit einem Berater von der Ehe-, Familien- und Lebensberatung der Diözese Würzburg arrangieren. Und: „Wenn ich den Eindruck habe, dass es wichtig ist, kann ich als Seelsorgerin Telefonate erlauben.“
Als Leiterin der Gefängnisseelsorge in Würzburg und Schweinfurt gehören zu Schäfers Aufgaben neben der Teamleitung auch der Kontakt zur Leitung der beiden Justizvollzugsanstalten und die Finanzen. Zudem pflegt sie den Kontakt zu den Kollegen von der evangelischen Gefängnisseelsorge, mit denen sich ihr Team im wöchentlichen Wechsel die Verantwortung für die Gottesdienste sowohl in Würzburg als auch in Schweinfurt teilt, und organisiert die Besuche von muttersprachlichen Seelsorgern. Unterstützung erhält sie von ihrem Vorgänger Pfarrer Leineweber, der weiterhin für die Gestaltung von Gottesdiensten und für Beichtgespräche zur Verfügung stehen wird.
Doris Schäfer
Die neue Leiterin der Gefängnisseelsorge der JVA Würzburg und Schweinfurt arbeitete nach dem Theologiestudium in Eichstätt, Rom und Würzburg zunächst als Religionslehrerin, unter anderem am Körperbehinderten-Zentrum Würzburg und am Förderzentrum Erich-Kästner-Schule in Kitzingen. Als Pastoralassistentin war sie in Ober- und Unterleinach tätig. 2003 wurde sie zur Pastoralreferentin ernannt und arbeitete danach in Bad Brückenau. 2008 begann sie in der Krankenhausseelsorge im Bezirkskrankenhaus Schloss Werneck.