Isolde Sperlich und ihr Mann Siegfried haben die Schauspiel-Leidenschaft an ihre drei Söhne vererbt, und auch ihre Schwiegertöchter stehen auf der Bühne. Bereits die Eltern von Isolde und Siegfried Sperlich waren mit einem Wohnwagen, den damals noch Pferde zogen, als Schauspieler durchs Land gezogen. Mit vielen Aufführungen hat sich die Theaterfamilie in die Herzen tausender Kinder gespielt. Die Sperlichs machen ausschließlich Theater für Kinder. Mit „Die Hexe Lilli“, „Räuber Hotzenplotz“, „Das kleine Gespenst“, „Lauras Stern“, „Rumpelstilzchen“ und „Pippi Langstrumpf“ treten sie im ganzen deutschsprachigen Raum auf.
„Wir sind alle Naturtalente“
Gelernt hat die Schauspielerei niemand aus der Familie. „Wir sind alle Naturtalente“, sagen Isolde und ihr Sohn Tim. Alle standen von klein auf in engem Kontakt mit der Bühne. Das älteste Enkelkind der Sperlichs ist sieben Jahre alt und wurde vergangenes Jahr eingeschult. Wenn die ganze Familie im Sommer auf Tournee geht, sind die Kleinen dabei. Das heißt, dass die Kinder im Sommer alle ein bis zwei Wochen eine andere Schule besuchen. „Das klappt super“, sagt Tim. Im Gegenteil: Die Lehrer lobten seinen Sohn häufig. Er lerne, sich zu integrieren, und lerne viele andere Menschen kennen.
Es gibt keinen Chef und jeder bestimmt mit, wenn es um die Besetzung in einem neuen Stück geht. Dabei wird auf Talente und Wünsche eingegangen. Talente haben die Schauspieler jede Menge – auch hinter der Bühne. Kulissen, Kostüme und Requisiten werden selbst gefertigt. Alle lassen ihrer Kreativität als Schlosser, Schreiner oder in anderen Bereichen freien Lauf.
„Die Kinder sind unglaublich aufnahmefähig“, sagt Tim. Bei den Proben bekommen sie die Texte mit und protestieren heftig, wenn kurzfristig etwa geändert wird. So lernen sie, was zum Theaterspielen dazugehört, und bekommen gelegentlich kleine Rollen. Kulisse und Requisiten laden zu abenteuerlichen Spielen ein. Da kommt es vor, dass der Nachwuchs während einer Vorstellung durch den Künstlereingang hereinstolpert und ungeplant die Bühne erobert – zur Erheiterung des Publikums.
Unterwegs mit eigenem Zelt
Im Januar tritt die Schauspielfamilie in Hallen auf. Nach kurzer Pause startet im März mit zehn bis zwölf Wagen die Sommertour. Dabei spielen die Familie in vielen Städten in ihrem nach eigenen Entwürfen hergestellten Zelt, das 250 Personen fasst. Die meiste Arbeit ist im Vorfeld zu erledigen. Die Organisation, das Anschreiben von Kindergärten und Schulen, das Planen der Plätze und das Aufhängen der Plakate. Anfang November beendet das Karfunkel-Theater seine Tournee und zieht für den Winter wieder nach Burgpreppach, in seine Theaterwerkstatt.
Auch in der Spielpause gibt es viel zu tun. Requisiten müssen erneuert werden, Kostüme ausgebessert oder ein neues Stück eingeübt werden. Zudem treten die Sperlichs in der Winterpause mit ihrem Figuren-Theater auf. Die Schauspieler freuen sich, nach dem Sommer wieder nach Burgpreppach zu kommen, im Frühjahr aber zieht es sie wieder fort. „Neue Leute und Ortschaften kennenlernen – das brauchen wir einfach“, sagen Isolde und Tim Sperlich. Und nicht nur das. Ein Schauspieler braucht natürlich die Bühne. Und was ist der größte Lohn? „Strahlende, leuchtende Kinderaugen“, versichern die beiden. „Kinder sind das dankbarste Publikum und geben einem sehr viel. Das motiviert uns alle, weiterzumachen.“
Mit dem Stück „Pippi Langstrumpf auf der Pirateninsel Taka Tuka“ tritt das Karfunkel-Theater am Samstag, 9. Januar, 15 Uhr, in der Stadthalle Schweinfurt auf. Karten gibt es eine Stunde vor Vorstellungsbeginn an der Tageskasse.