Traugott May, ehemaliger Spitzenkanute der DJK Schweinfurt, vollendet am 11. Juni 2016 sein 80. Lebensjahr. In den 1950er und 1960er Jahren hatte sein Name deutschlandweit einen guten Klang. Mehrere Bayerische Meistertitel im Kanu-Slalom, Spitzenplätze bei Deutschen Meisterschaften und internationalen Wettbewerben sind Wegmarken. 1958 und 1960 war Traugott May Mitglied der deutschen Nationalauswahl.
Zum Kajakfahren kam er Anfang der Fünfziger Jahre eher zufällig. Eine Schweinfurter Wanderpaddlerfamilie, in der DJK beheimatet, hatte ihn auf den Geschmack gebracht. Die DJK-Bootshalle, damals noch mainaufwärts in der Nähe des Stadtbahnhofs gelegen, wurde seine zweite Heimat.
Ein eigenes Wildwasserkajak blieb lange Zeit unerfüllbarer Traum. Für ein sportliches Faltkajak mussten zwei Monatslöhne auf den Tisch gelegt werden. So griffen Traugott May und einige Gleichgesinnte zur Selbsthilfe: In einem der Jugend-Räume der Kaserne, vom damals legendären Stadtjugendpfleger „Lubber“ Vogel zur Verfügung gestellt, entstand das erste Kajak „Marke Eigenbau“. Weitere sollten folgen.
Fuchsschwanz, Raspel, Hammer, Zange und Spiralbohrer waren die einzigen Werkzeuge, die zur Verfügung standen. Die Bootsspanten bog man über Wasserdampf, für die Bootshaut verwendete man Gummifolie oder Leinen, das mit mehreren Schichten Ölfarbe dicht gemacht wurde. Die Kajaks der ersten Stunde reagierten bei Grundberührung höchst empfindlich. Auf das erste Kunststoffboot, mit dem man buchstäblich über Stock und Stein fahren konnte, musste die Welt noch einige Zeit warten.
Die Anreise zu Kajak-Wettkämpfen erfolgte – mangels eigenem Auto – per Bahn. Ein Kajak im Gepäck löste nicht unbedingt Freude beim Bahnpersonal aus. „Wir brachten so manchen Fahrplan durcheinander“, erinnert sich Traugott May lachend.
Schon 1954 hatte sich der damals 18-Jährige den Titel des Bayerischen Jugendbesten im Kanu-Slalom erkämpft. Den DJK-Verantwortlichen blieb das junge Talent nicht verborgen. Für die DJK Kanu-Abteilung wurde ein modernes Slalomkajak angeschafft, Typ „Slalom 55“, hergestellt bei Klepper, der weltbekannten Rosenheimer Faltbootwerft.
Die DJK-Kanugruppe wuchs, eine Gemeinschaft entstand, die bald auch Urlaubsfahrten mit Boot und Zelt unternahm. Auch auf diese Zeiten blickt May gerne zurück.
Seine Wiege stand in Schweinfurt. Nach Volks- und Berufsschule verdiente er seine Brötchen beim „Kufi“. Zunächst als Universalschleifer, dann folgten Fachschule und Ausbildung zum Industriemeister. 1981 sattelte Traugott May um und absolvierte die Ausbildung zum Altenpfleger. Diesem Beruf – der zugleich Berufung für ihn war - blieb er bis zu seiner Pensionierung 1996 treu.
Nun entwickelte er sein zweites Hobby, die Fotografie, zur Meisterschaft. Der Mensch, die Landschaft, das Zeitgeschehen sind seine Themen. Fast drei Dutzend Preise konnte er bis heute entgegennehmen. Zuletzt den Ehrenpreis des Bezirkstags-Präsidenten und den „Fränkischen Rechen in Gold“ des Deutschen Verbandes für Fotografie – Bezirk Mainfranken.
Traugott Mays Auszeichnungen im Einzelnen zu erwähnen, würde den Rahmen sprengen. „Seine“ DJK ehrte ihn mehrfach, auch der Deutsche Kanuverband. Es versteht sich von selbst, dass die Stadt Schweinfurt nicht zurückstand. Sie verlieh dem erfolgreichen Sportler bereits 1958 die Stadtplakette in Bronze.
Zum Ehrentag gratulieren Traugott May die Töchter Birgit und Gabi, Sohn Michael sowie acht Enkel und sechs Urenkel und viele „alte“ Freunde.