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SCHWEINFURT: Eine kleine Sekunde mit großer Wirkung

SCHWEINFURT

Eine kleine Sekunde mit großer Wirkung

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    Sie gibt den Takt vor: Alle anderen Uhren richten sich nach der Atomuhr CS2 in der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig. Ohne die eingeschobene Sekunde würde die Sonne eines Tages am Nachmittag aufgehen.
    Sie gibt den Takt vor: Alle anderen Uhren richten sich nach der Atomuhr CS2 in der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig. Ohne die eingeschobene Sekunde würde die Sonne eines Tages am Nachmittag aufgehen. Foto: Archivfoto: Holger Hollemann

    Die Nacht auf Mittwoch dauert eine Sekunde länger als es die Uhren anzeigen. Grund war eine Schaltsekunde, die alle paar Jahre eingeschoben wird. Damit laufen Weltzeit und Sonnenzeit wieder synchron. Die meisten Menschen betrifft das nicht direkt. Ganz anders sieht das bei Computersystemen aus – speziell solchen, die mit exakten Zeitangaben arbeiten. So fielen bei der Schaltsekunde 2012 mehrere Websites aus und das Buchungssystem der Fluggesellschaft Qantas funktionierte nicht mehr. Betroffen sind vor allem Stromnetze, Flugsicherung, Geldhandel und Navigationssysteme.

    Mit letzterem arbeitet die Schweinfurter Firma GPSoverIP, die Komplettlösungen für Navigationsaufgaben anbietet. GPS-Positionsdaten werden mit Zeitstempeln berechnet, daher hat eine Sekunde zusätzlich gewaltige Auswirkungen. „Das Einfügen der Schaltsekunde erfordert erhöhte Aufmerksamkeit“, schreibt die Firma auf Anfrage. Selbst kleinste Zeitabweichungen verursachen größere Positionsverschiebungen.

    Notwendig ist die Schaltsekunde aus folgendem Grund: Ein Tag, der einer Erdumdrehung entspricht, dauert nicht genau die festgelegten 86 400 Atomsekunden, sondern minimal länger. Die Dauer der Erdumdrehung wurde bereits Anfang 1820 festgelegt, seitdem ist die Erde aber ein winziges bisschen langsamer geworden. Würde die Uhrzeit nicht alle paar Jahre angeglichen, ginge irgendwann die Sonne erst nachmittags auf.

    Die Atomuhr gibt den Takt vor

    Für das Einfügen der Schaltsekunde ist in Deutschland die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig zuständig. Kurz vor 2 Uhr schob die PTB in die gesetzliche Zeit eine Sekunde ein. Auf 1:59:59 Uhr folgte nicht wie sonst 2:00:00 Uhr, sondern 1:59:60 Uhr und dann erst 2:00:00 Uhr. Funkuhren erhalten die Umstellung im Laufe der Nacht über Langwelle, Computer über das Internet.

    Die Firma GPSoverIP löst die Umstellung, indem das Rechenzentrum des Unternehmens mit der Atomzeit der PTB verknüpft ist und sich automatisch abgleicht. Dennoch bleibt ein gewisser Aufwand. So müssen die Programmierer beachten, was passieren soll, wenn sich innerhalb der Schaltsekunde ein Datensatz ändert, wie „Taxi frei“ zu „Taxi besetzt“.

    „Jede einzelne Programmierung muss im Detail begutachtet werden, ob der Datensatz überhaupt überschrieben werden könnte und was man schließlich mit dem zusätzlichen Datensatz anfängt“, erklärt das Unternehmen.

    Die Schaltsekunde ist nicht überall beliebt

    Nicht alle sind glücklich über die 1972 eingeführte Schaltsekunde und die damit verbundene Mehrarbeit. Bereits im Jahr 2001 wollten die USA die Extrasekunde weltweit abschaffen, auch Frankreich ist gegen die Zeitumstellung. Großbritannien, Russland und Kanada hingegen wollen alles beim alten belassen.

    Beide Seiten haben gute Gründe: Die Umstellungs-Gegner argumentieren mit dem Vermeiden von Fehlerrisiken und Kosten. Die Befürworter hingegen sagen, dass irgendwann die Zeit ohnehin korrigiert werden müsste – und dann weiß keiner mehr, wie die Computersysteme anzupassen sind.

    Der Schweinfurter Navigationsdienstleister hat ebenfalls eine deutliche Haltung dazu: „Wir sind von den zusätzlichen Belastungen nicht begeistert und würden am liebsten die wiederkehrenden Extrasekunden abschaffen.“ Das gelte ebenso für die Umstellung bei Winter- und Sommerzeit. Dennoch erwartet die Firma keine großen Probleme, sagt Geschäftsführer André Jurleit: „Wir werden immer wieder mit solchen Problemen konfrontiert und der Faktor Zeit spielt in unseren tagtäglichen Entwicklungen die größte aller Rollen. Daher können wir mit Situationen wie dieser sehr gut umgehen und sehen dem Ganzen gelassen entgegen.“ Mit Material von dpa

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