(ul) Sie konnten ins Kloster gehen oder heiraten, viel Spielraum hatten die adeligen Damen des Mittelalters nicht. Dennoch gab es immer wieder einige, die ihre Zeit und Welt nicht unerheblich beeinflusst und gestaltet haben. Eine diese Frauen war Margarete von Henneberg (1450 - 1509), die besonders das Aussehen des Schlosses und des Dorfes Mainberg prägte. Mit ihrer Person beschäftigte sich unter anderem die wissenschaftliche Tagung des Historischen Vereins Schweinfurt auf Schloss Mainberg. Irmgard Wenner ließ die Anwesenden am Leben der gebürtigen Herzogin und Gräfin teilhaben.
Die Tochter des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg und Fürsten von Braunschweig-Wolfenbüttel wurde mit 19 Jahren dem Grafen von Henneberg-Schleusingen vermählt. Als „Wittum oder Leipzucht“, also als Absicherung, falls sie Witwe werden sollte, erhielt sie das Schloss Mainberg. Die beiden scheinen eine glückliche Ehe geführt zu haben, in der Familiengeschichte wird die Ehe als Liebesheirat dargestellt. Margarete bekam acht Kinder, sechs davon starben allerdings frühzeitig. Die Verbindung bestand jedoch nur zehn Jahre, dann starb Wilhelm.
Jetzt übernahm Margarete die vormundschaftliche Regierung für ihren minderjährigen Erstgeborenen und führte die Geschäfte in der Grafschaft Henneberg-Schleusingen. Unter ihrer Herrschaft wurde die Michaelskapelle von Gochsheim nach Mainberg verlegt und erhielt dort einen Glockenturm. Wenige Jahre später ließ sie dann die Fachwerk-Kapelle durch eine aus Stein erbaute ersetzen.
Auch im Schloss selbst wurde eifrig gebaut. Größere Anbauten und Erweiterungen wurden vorgenommen und der Umbau der Schlosskapelle zumindest geplant und begonnen. Wahrscheinlich stammt auch die für Mainberg so charakteristische dreigliedrige Stufengiebelanlage aus dieser Zeit der Margarete. Seit 1495 scheint Margarete sich bevorzugt in Mainberg aufgehalten zu haben. Für den Ort bedeutete das eine Blütezeit, denn die Gräfin führte ein standes-gemäßes Leben mit bis zu 27 Bediensteten. Bücher, Kunstgegenstände und Reliquien holte sie ins Schloss. Als die „alte Frau“, wie sie von ihren Getreuen liebevoll genannt wurde, starb, soll die Trauer groß gewesen sein.
Neben dem Leben der Margarete stand die Frühzeit der Burg auf dem Programm, ebenso die Sattlersche Zeit mit Tapetenfabrik und Bibliothek bis zur Zeit des Ernst Sachs und seiner Einflüsse aufs Schloss.
Diesen Weg von der Adelsburg zur Industriellenvilla zeigte Daniel Burger anhand der Baugeschichte des Schlosses auf. Mit der Funktion des Schlosses habe sich auch der Stil geändert, machte er seinen Zuhörern klar. „Wie alt ist das Ding?“, laute immer die erste Frage der Bauforschung, erklärte Burger. Im Falle von Mainberg sei diese Frage allerdings schwer zu beantworten. Holzproben ließen sich nur bis 1520 zurückdatieren. Da man jedoch wisse, dass die Anlage älter sei, vermutet Burger, dass sie wohl den Dreißigjährigen Krieg nicht unbeschadet überstanden habe und erst anschließend neu aufgebaut worden sei.
Der Saal im zweiten Stock, in dem der historische Verein tagte, sei vermutlich eine Folge der Umbaumaßnahmen durch Ernst Sachs. Im Mittelalter dienten diese Räume wohl eher als herrschaftliches Wohngeschoss. Im Stockwerk darunter aber, bewies Burger seinen Zuhörern, muss auch im Mittelalter schon ein Saal gewesen sein. Fensternischen mit Steinsitzen zum Hof hin und ein Ausguss zum Zwinger in spätgotischem Stil seien Anzeichen dafür. Außerdem führe eine Tür in diesen Raum, deren Schmuckseite außen liege. Heute ist dieses „außen“ der kleine Raum eines Nebengebäudes, ursprünglich sei es aber wohl der Eingang von einer Freitreppe im Hof gewesen.
In vielen kleinen Details zeigte Burger auf, was die baulichen Veränderungen für Rückschlüsse auf Leben und Alltag im Schloss zulassen. Ein spannender Einblick bis in die Zeit eines Ernst Sachs hinein. Unter dessen Regie bekamen die Skulpturen an den Holztüren zum großen Saal Stahlhelme aufgesetzt und Handgranaten in die Hand, sodass sie später entmilitarisiert werden mussten. Nur den Lüstern im selben Raum ist ihre kriegerische Vergangenheit noch anzusehen. Sie zeigen bis heute Soldatenköpfe.