Bereits lange vor Beginn war die Rathausdiele bis auf den letztzulässigen Platz gefüllt: Die „Fränkische Weihnacht“ im Rahmenprogramm des Schweinfurter Weihnachtsmarktes hatte Besucher von nah und fern angelockt. Vier Volksmusikgruppen aus der Region wechselten sich in der Ausgestaltung dieser vorweihnachtlichen Stunde ab. Dazu trug der Organisator der Veranstaltung, Anton Böhm, Gedichte, Gschichtli und Besinnliches vor.
Das Programm führte die Zuhörer durch die Weihnachtsgeschichte, wie sie in der Bibel erzählt wird. „Die stille Zeit“ schuf adventliche Atmosphäre; sehr gut hier – wie auch im weiteren Verlauf – die Textverständlichkeit des Grett'schter Dreigesangs. Man folgte dem Stern, der den Weg weist, ernst vorgetragen von den Vasbühler Sängerinnen, machte sich mit Maria auf zur Herbergssuche („Nun es nahen sich die Stunden“), nahm dankbar die Hilfe von Menschen entgegen, die den Weg zum Stall wiesen („Jetzt fangen wir zum Singen an“) oder bereitete sich auf den Besuch an der Krippe vor („Geh zu Jörg, nimm die Bätzerla mit“).
Das Trio Rhau-Rottman-Tille flocht mit zwei Zithern und Gitarre sehr ruhige Weisen in gemäßigten Tempi dazwischen. Die Bläser von den Schrolla Musikanten lieferten nicht nur einen festlichen Einzug, sondern verliehen auch dem gemeinsamen Schlussgesang prunkvollen Glanz.
Anton Böhm hatte Texte zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken ausgesucht: Da war zum Beispiel das Kind, das den Computer und die Unterhaltungselektronik als Geschenk verschmäht und, dem Zeitgeist trotzend, lieber aus den Verpackungen ein Haus zum Spielen baut. Oder die Geschichte vom Dorf, dessen Bewohner sich in der Vorweihnachtszeit im Ausgestalten von Adventsfenstern und in der Bewirtung übertrumpfen. Da fließt der Glühwein in Strömen und die Stimmung erreicht den Siedepunkt, wenn spätnächtlich das Lied „Advent, Advent, ein Lichtlein brennt“ auf die Melodien des Radetzkymarsches, des Kufsteinlieds, gar auf „Rock around the clock“ erklingt und schließlich keiner mehr weiß, wie's wirklich tönt.
Alle Sänger und Musikanten waren mit viel Herzblut bei der Sache, aber: Äußerst unsensibel und respektlos agierte ein filmender Kameramann, der nicht davor zurückschreckte, die Mitwirkenden während ihrer Auftritte aus allernächster Nähe, teilweise auch einzeln und auf der Bühne, anzuleuchten und abzufilmen. Das war nicht nur sehr störend, sondern stellte auch eine starke Belastung für die Interpreten dar. Die aber hielten tapfer durch und gestalteten eine stimmungsvolle Stunde, die mit herzlichem und dankbarem Applaus honoriert wurde.