Der nächste aufgehende Stern am deutschen Schlagerhimmel könnte Maria Voskania heißen. Ende Mai bringt das Münchner Label Telamo ihr Album „Lust auf Leben“ auf den Markt. Auf der Bühne ist die 26-jährige Schweinfurterin längst keine Unbekannte mehr, denn Maria ist seit 2010 im Background-Chor von Helene Fischer unterwegs. Jetzt will sie mit eigenen Songs auch mal alleine vor großem Publikum stehen.
Maria Voskania – oder Meri Voskanian, wie sie vor ihrer Metamorphose zur Schlagersängerin heißt – kommt im Alter von sieben Jahren mit ihrer Familie aus Armenien nach Schweinfurt. Der Vater ist Ingenieur und Hobbymusiker, er fördert das Talent seiner Tochter von Anfang an. Bis heute hat er mit Meri zwölf – bislang unveröffentlichte – Alben auf dem Dachboden aufgenommen. Ihren ersten Auftritt hat sie mit fünf Jahren im städtischen Radio in Jerewan. Erste Erfahrungen mit Band sammelt sie in der Bigband an ihrer Schule, dem Celtis Gymnasium.
Ihre ersten eigenen Gehversuche macht sie mit englischsprachigen R’n‘B-Songs im Stil von Beyoncé oder Witney Houston, bevor sie über den Job im Background-Chor von Helene Fischer den deutschen Schlager für sich entdeckt. „Bei Helene habe ich mir das Ganze mal aus der Nähe angeschaut und mich in diese Welt ein bisschen eingelebt“, sagt Maria. „Und es hat mich sofort berührt. Ich fand es so schön, dass die Leute immer so positiv sind. Ich hatte auch das Gefühl, dass die Leute mich genauso akzeptieren, wie ich bin. Ich musste mich nicht verstellen, einfach ich selbst und natürlich sein. Das hat mir so gut gefallen, dass ich beschlossen habe, auch in diese Richtung zu gehen.“
„Lust am Leben“, heißt das Album
Mit „Lust am Leben“ erscheint Ende Mai nun also ihr erstes deutschsprachiges Album. Mit Songs, die sie gemeinsam mit dem Autoren- und Songwriter-Team Irmgard Klarmann, Felix Weber und Thomas Schmitt aus Haßfurt und den USA geschrieben und produziert hat. Vermittelt hat den Kontakt Peter Näder, der Popularmusikbeauftragte des Bezirks Unterfranken, der mit Felix Weber in der Deutschpop-Band „Relax“ gespielt hat.
„Das Album klingt auf jeden Fall sehr lebensfroh“, schwärmt Maria. „Wir haben sehr viel Arbeit investiert, eine Menge Songs geschrieben, immer wieder aussortiert und wirklich eine bunte Auswahl zusammengestellt. Wir haben sowohl Balladen, als auch schnellere Nummern, fröhliche aber auch nachdenkliche Songs.“ Thomas Schmitt, der in Haßfurt eine Künstleragentur betreibt, war es auch, der Maria Voskania mit Helene Fischer bekanntgemacht hat. Als Helene vor vier Jahren eine neue Band zusammenstellte, spielte Thomas ihr eine Demo-CD von Maria zu, und prompt bekam sie den Job. Im Herbst 2014 steht schon die vierte gemeinsame Gastspielreise an, in der riesige Hallen wie die O2 World in Berlin, die Münchner Olympiahalle oder die Frankfurter Festhalle auf dem Programm stehen.
Bisheriger Höhepunkt ist für Maria das ausverkaufte Konzert auf der Berliner Waldbühne im Juli vergangenen Jahres vor 20 000 Menschen. „Das war eine unglaubliche Erfahrung.“
Seit 2009 studiert Maria außerdem Anglistik auf Lehramt in Würzburg und macht zwischen den Tourneen ihre Scheine, besucht Vorlesungen und Seminare. Und dieses Doppelleben funktioniert problemlos, sagt sie. „Ab und zu wird es ein bisschen stressig. Aber meistens haut es hin, und ich bin froh über die Abwechslung.“ Marias großer Traum ist und bleibt aber, irgendwann von der Musik leben zu können. Dafür hat sie schon alles Mögliche getan. Sie hat am deutschen und am armenischen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest teilgenommen und war in Casting-Shows wie „Deutschland sucht den Superstar“ oder „Popstars“ dabei.
Bei „Popstars“ wurde sie aber hinausgeworfen. „Ich wollte unbedingt singen. Das Problem war, dass alles ab 16 war.“ Sie war aber erst 15, hat es trotzdem probiert und ist auch weitergekommen. „Dann kam heraus, dass ich noch zu jung bin, und es wurde mir freundlich mitgeteilt, dass ich nicht mehr mitmachen darf.“ Heute lacht sie über diese kleine Jugendsünde.
Musik aus allen Poren
Im Januar hat sie ihre eigenen Schlager zum ersten Mal live präsentiert. Bei „Goldschlager – Die Hits des Jahres“ war sie unter anderem mit Bernhard Brink, Michelle oder Nino de Angelo in 15 Städten unterwegs – in Leipzig, Fulda, Braunschweig oder Heilbronn. Und das ist erst der Anfang, verspricht Thomas Schmitt vom Autorenteam. Denn Maria Voskania bringe alles mit, was eine gute Schlagersängerin braucht. „Helene Fischer hat vor allem Erfolg, weil sie authentisch ist“, sagt er. „Und genauso ist es auch bei Maria. Sie lebt Musik und hat mit Schlager überhaupt kein Problem. Das ist ihr völlig egal, sie will einfach Musik machen.“ Aus all ihren Poren komme die musikalische Freude – „und das ist es, was die Leute haben wollen“.
Gemeinsam mit Maria haben die Autoren viel ausprobiert, drei bis vier Jahre am neuen Konzept geschliffen. Irmgard Klarmann, die mit Felix Weber schon Hits für Toni Braxton, Chaka Khan oder Randy Crawford geschrieben hat, hat gleich mal das armenische Meri Voskanian auf den schlagertauglichen Künstlernamen Maria Voskania getrimmt.
Generalstabsmäßig soll die 26-Jährige als moderne Schlagersängerin aufgebaut werden. „Sie ist eine Top-Sängerin. Sie sieht gut aus, sie kann sich gut bewegen. Sie ist ein sympathischer Mensch“, so Klarmann. „Ich glaube, das ist ein Paket, das funktionieren kann. Wir möchten eine Geschichte machen, die zwar Schlager ist, aber musikalisch durchaus auch in den Pop hineinspielen soll. Und das ist heute auch mehr erlaubt als früher. Der Schlager macht sich nach vielen Seiten auf, und das reizt uns auch als Autoren.“
Das hat inzwischen sogar die Kommilitonen von Maria Voskania überzeugt, die – wie Maria selbst – der glitzernden Schlagerwelt zunächst sehr skeptisch gegenüberstanden. Aber inzwischen wird Maria auch an der Uni immer häufiger angesprochen. „Ganz am Anfang haben alle gefragt: Was? Du machst Schlager? Bei wem singst Du?“, erzählt sie. „Und inzwischen kommen die Leute auf mich zu und sagen: Ich habe Dich im Fernsehen gesehen. Das ist ja toll, dass Du das machst! Das hat sich also total geändert.“