Eine Viertelstunde läuteten die Glocken am Freitag europaweit: von 18 bis 18.15 Uhr. Der 21. September ist der Internationale „Tag des Friedens“. Das Läuten der Glocke soll daran erinnern, dass der Frieden, der in unserem Land nun schon seit 70 Jahre währt, keine Selbstverständlichkeit ist. Das Läuten der Glocken soll wieder ins Gedächtnis rufen, dass der 30-jährige Krieg, der vor 400 Jahren begann, 30 Jahre unendliches Leid über die Völker Europas brachte. Der erste Weltkrieg, der vor genau 100 Jahren endete, forderte ebenfalls Millionen von Menschenleben.
Der erste Gottesdienst, den die Firmlinge des Jahres 2019 im Rahmen ihres Weges zum Firmsakrament in der Kirche Sankt Sebastian zusammen mit Gläubigen aus den drei Gemeinden Unterspiesheim, Oberspiesheim und Gernach in Unterspiesheim feierten, hatte das Thema „Frieden“. Der Text eines Liedes, den die Gemeinde gemeinsam mit den Firmlingen sang, drückte die „Hoffnung wider allen Anschein“ der Christen aus: „Manchmal feiern wir mitten im Streit ein Fest der Auferstehung. Waffen werden umgeschmiedet und der Friede ist da.“
Pfarrer Thomas Amrehn hatte in seiner Ansprache nach der Stille am Anfang des Gottesdienstes, in der alle eingeladen waren, dem Klang der Glocken zu lauschen und „anzukommen“ auf die Friedenssymbole aufmerksam gemacht: Die Taube, ein biblisches Symbol des Friedens, das durch die Darstellung der Taube im Vorfeld der Weltfriedenskonferenz 1949 bekannt wurde und das Peace-Zeichen.
Das Peace Zeichen wurde vom britischen Grafik-Künstler Gerald Holtom im Jahr 1958 gestaltet, als die Proteste gegen die atomare Bewaffnung entstanden. Es nimmt die Buchstaben N und D aus dem Winkeralphabet auf, das auch heute noch in der Seefahrt verwendet wird. Ältere Pfadinder kennen diese Form der Nachrichtenübermittlung noch als „Semaphor“. Die Buchstaben werden durch bestimmte Winkelstellungen der beiden Flaggen zueinander übermittelt. „N“ und „D“ stehen für „Nuclear Disarmament“ (Abbau von Atomwaffen).
Der Klang der Glocken, so der Seelsorger erinnere an das Leid der Menschen in Syrien, in Afrika und weltweit, sei aber auch Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung, die Hoffnung, dass der Frieden einkehre. Aber auch in unserem Alltag könne man für mehr Frieden sorgen: durch Verzicht auf Computerspiele, in denen auf Menschen geschossen wird, und durch Achtsamkeit bei der Kritik an anderen; denn auch mit Worten kann man andere niederstrecken.
Die Firmlinge trugen dann die Fürbitten für den Frieden vor. Ein weiteres Gebet begann mit der Einleitung „Der Friede lebt, wenn…“ Die Gläubigen nahmen die Einladung an, eigene Gedanken einzubringen, wie in ihrer Umgebung der Frieden leben kann: „Der Friede lebt, wenn ich den ersten Schritt auf den anderen zugehe“, „wenn ich auf mein Recht verzichte, „wenn ich nicht hinter dem Rücken anderer über sie lästere“.
Pfarrer Amrehn überreichte jedem Firmling als Erinnerung an diesen Gottesdienst und als Anstoß, sich in ihrer Umgebung für den Frieden einzusetzen, das Peace-Zeichen. Zum Schluss forderte er die Gottesdienstbesucher auf, das Lied von Bob Dylan „Blowin?in the Wind“ mitzusingen, das viele noch kannten, und das nach wie vor aktuell ist, insbesondere die dritte Strophe: „Wie große Berge von Geld gibt man aus für Bomben, Raketen und Tod? Wie große Wort macht heut?mancher Mann und lindert damit keine Not? Wie großes Unheil muss erst noch gescheh'n, damit sich die Menschheit besinnt? Die Antwort, mein Freund, weiß ganz allein der Wind, die Antwort weiß ganz allein der Wind.“
Im Gottesdienst wurde jedoch deutlich, dass Resignation zu wenig ist: Der Einsatz für den Frieden ist von den Firmlingen, wie von allen Christen gefordert.