„Das von Ihnen beschlossene Nachhaltigkeitszentrum lässt uns nicht zur Ruhe kommen. Wir fürchten einschneidende Folgen für unseren kleinen Ort und diese Befürchtungen wurden durch die bisher bekannten Planungen keineswegs aufgehoben.“ So steht es in einem von zwölf Handthaler Bürgern unterschriebenen Brief.
Adressiert ist das Schreiben an das Bayerische Forstministerium, den Staatssekretär im Bayerischen Innenministerium und Vorsitzenden des Vereins „Unser Steigerwald“, Gerhard Eck, die örtlichen Projektleiter Stephan Thierfelder und Andreas Leyrer vom Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten Schweinfurt sowie an Oberschwarzachs Bürgermeister Josef Radler und den Gemeindrat. Dies bestätigte Suse Schmuck, eine der Unterzeichnerinnen und Unterzeichner, auf An- und Nachfrage dieser Zeitung.
Als alternativer Standort, „der die anstehenden Probleme erheblich besser bewältigen kann“ und eine Vielzahl an Vorteilen biete, wird für das Nachhaltigkeitszentrum der Bereich an der B 22 auf Ebracher Seite am Eingang zum Handthaler Grund vorgeschlagen, dort also, wo der neue Info-Pavillon der Forstverwaltung steht.
Fehlende ÖPNV-Anbindung
Für die Unterzeichner steht fest, dass sich sowohl in Handthal als auch Oberschwarzach besonders die mit dem Zentrum Nachhaltigkeit Wald (ZNW) verbundenen zusätzlichen Verkehrsprobleme angesichts der örtlichen Gegebenheiten kaum lösen lassen. Handthal verfüge über keinerlei Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und platze bereits jetzt an bestimmten Tagen aus allen Nähten. Oberschwarzach mit seinem Nadelöhr an der Abzweigung nach Handthal unterhalb des Schlosses würde gar eine Umgehung benötigen, die die landschaftliche Situation zwischen Ortsrand, Schwarzachquelle und Weinberg beeinträchtigen werde.
Hinzu käme die negative Beeinträchtigung durch die Bebauung und Erschließung im Außenbereich. Handthal habe sein intaktes Orts- und Landschaftsbild bisher nur deshalb relativ gut bewahren können, weil man restriktiv mit Baubegehrlichkeiten umgegangen sei.
Allein die Errichtung des rechter Hand am Ortsteingang von Handthal geplanten großen Auto- und Busparkplatzes für die Besucher sei aufgrund der Befestigung und teilweisen Versiegelung jedoch mit größeren Eingriffen in die naturräumliche Situation verbunden und werde das intakte Landschaftsgefüge wesentlich beeinträchtigen. Der große Parkplatz werde bereits bei der Ortseinfahrt als störender Faktor wahrgenommen. Darüber könne auch die „Begrünung“ nicht hinwegtäuschen, heißt es weiter in dem Brief.
Der alternative Standort in Ebrach weise dagegen bereits einen großen Parkplatz am Ortseingang an der B 22 auf. Ein zweiter könnte im Schatten unter den Bäumen am Beginn des Wanderweges durch den Handthaler Grund gelegt werden.
In Handthal wären zusätzliche Parkplätze dann nur in den Stoßzeiten erforderlich, sie könnten erheblich landschaftsschonender und in geringerer Zahl angelegt werden, etwa entlang des südlichen Wirtschaftsweges. Zudem könnte an der B 22 wirklich „nachhaltig“ gebaut werden, sprich energiesparend, während die reine Nordlage in Handthal am Waldrand nur selten Sonne abbekomme.
Vorteile des Alternativ-Standorts
Auf der B 22 gebe es bereits öffentlichen Nahverkehr, der weiter gefördert werden könnte. Auch für den Individualverkehr wäre der Standort erheblich leichter anzufahren.
Zuletzt werden die Synergieeffekte mit dem geplanten Baumwipfelpfad am Radstein mit einem ZNW-Standort an der B 22 ins Feld geführt.
Der entscheidende Nachteil sei offenbar allerdings, dass der alternative Standort auf dem Gebiet der Marktgemeinde Ebrach liege, die sich nicht gegen, sondern für den Nationalpark engagiert habe.
In dem Brief heißt es hierzu: „Wir fragen: Sind das angemessene Entscheidungsgrundlagen? Wir können solche Engstirnigkeit nicht verstehen und nicht akzeptieren. Wir wollen uns auch nicht polarisieren lassen. Im Gegenteil: Wir Unter- und Ober- und Mittelfranken wollen alle zusammenhalten, um uns in München Gehör zu verschaffen!“
Die Verfasser des Schreibens bitten deshalb die angeschriebenen Verantwortlichen nachdrücklich darum, ihre Standortentscheidung nochmals kritisch zu überdenken „und sich den Sachargumenten nicht zu verschließen, um zu einer besseren Lösung zu kommen“.
Unterzeichnet ist das Schreiben von Anja Baumann, Birgit Bauer, Berti Dinkel-Schömig, Dr. Rolf Dinkel, Adele und Albert Heinzel, Brigitte und Hubert Klinkel, Iris Lawaldt, Martin Mößlein, Paul Römer und Dr. Suse Schmuck.