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SCHWEINFURT: Einst von Abschiebung bedrohte Familie übernimmt Pizzeria

SCHWEINFURT

Einst von Abschiebung bedrohte Familie übernimmt Pizzeria

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    Sutha und Suma Ilangayagam in der Küche ihrer Pizzeria La Stella am Hochfeld.
    Sutha und Suma Ilangayagam in der Küche ihrer Pizzeria La Stella am Hochfeld. Foto: FOTO Stefan Pfister

    (hh) Ein Stern ist Wegweiser, hell, er strahlt, drückt das Vorwärts, Zukunft aus. Deshalb hat Ilaganayagam Gunanayagam für die von ihm und seiner Frau Suma übernommene Pizzeria Raffaele auch den Namen „La Stella“ gewählt. Vor wenigen Tagen war offizielle Eröffnung, über 100 Menschen sind gekommen, haben gratuliert und der aus Sri Lanka stammenden Familie damit auch Mut gemacht.

    Sutha Ilaganayagam ist die Kurzform des noch immer unaussprechlichen Namens des 41-Jährigen. Im Gespräch mit dieser Zeitung räumt er ein, dass er sich die Übernahme der Gaststätte in der Segnitzstraße reiflich überlegt hat. Beim Vorgänger-Wirt Raffaele Ossi war er viele Jahre Koch. Jetzt ist er Chef und viele Dinge sind völlig neu: Buchhaltung, Abrechnung, die Bestellungen, der Einkauf der Lebensmittel.

    Sutha Ilaganayagam floh 1988 aus Sri Lanka vor dem Bürgerkrieg in seinem Land. Er hatte als Single das Bleiberecht bereits erworben, dann aber Suma (34) 1995 geheiratet. Weil der Stichtag für Familien bei so genannten „Altfällen“ der 1. Juli 1993 war, sollte die Familie – Sohn Nivijan wurde 1996 geboren – abgeschoben werden. Dieser Widerspruch zur eigentlich familienfreundlichen Politik im Freistaat setzte nach Bekanntwerden des „Falles“ eine Welle der Unterstützung in Gang. Das auch, weil die Familie am Hochfeld präsent war. Sutha hatte als Koch bei Raffaele Ossi eine Anstellung gefunden, nie war die Familie der Sozialhilfe zur Last gefallen.

    Erinnert sei vor allem an die Hilfen des früheren Lukas-Pfarrer Frank Witzel und seiner Pfarrgemeinde, an die Unterstützung durch Politiker aller Couleur. 5000 Bürger aus der Stadt und dem Landkreis unterzeichneten Unterschriftenlisten, die für die im Hochfeld voll integrierte Familie ein Bleiberecht forderten.

    Nach bangem Warten landete dann kurz vor Torschluss in jenem Herbst 2000 die positive Empfehlung des bayerischen Innenministeriums in Schweinfurt, dem Paar aus „dringenden humanitären Gründen“ den Aufenthalt zu erlauben. Lukas veranstaltet ein Freudenfest und Witzel vergaß nicht, dem heutigen Ministerpräsidenten Günther Beckstein zu danken.

    Heute sind die Familienmitglieder nicht mehr Sri Lanki, sie sind Deutsche. 2004 erhielten sie die Pässe, die dreijährige Nuripa kam schon als Schweinfurter Mädchen auf die Welt. War die Sprachprüfung schwer? Sutha lacht, sagt Ja und Nein und erzählt in perfektem Deutsch weiter, dass Nuripa den Kindergarten von St. Lukas besucht, Mutter Suman in der Gemeinde noch immer aktiv ist. Sohn Nivijan geht aufs Humboldt-Gymnasium.

    Als sein früherer Chef ihn kürzlich fragte, ob er die in Schwierigkeiten geratene Pizzeria übernehmen wolle, „ist mir eine Entscheidung schwer gefallen“, sagt Sutha. Aber er hat dann doch Ja gesagt. Der Gastraum (60 Plätze) ist renoviert, der Nebenraum (15 Plätze) noch nicht ganz fertig. Die Toiletten sind neu, „La Stella“ glänzt. Er spricht von einer gewissen Spannung, angesichts der vielen Gäste in den ersten Tagen ist Sutha aber zugleich zuversichtlich: „Momentan fühle ich mich wohl, das Geschäft läuft ja gut“, lacht er.

    Sutha arbeitet in der Küche, seine Frau im Gastraum, je nach Bedarf helfen drei bis vier Beschäftigte. Die Karte ist italienisch geprägt, so „wie ich es hier gelernt habe“. Einige Gerichte sind allerdings eigene Kreationen, Pizza oder Nudeln mit Lachs, nennt der ausgebildete Bäcker als Beispiel.

    Eine Rentnerin fragt nach den Öffnungszeiten (täglich 11 bis 14 und 17 bis 23 Uhr, außer montags) und teilt dem Chef mit, dass sie gerade im Hochfeld-Bus saß. Es gab nur ein Gesprächsthema: Die Übernahme der Pizzeria durch ihn und Suma.

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