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SCHWEINFURT: Eiserne Frontfahne hat ihre Spitze wieder

SCHWEINFURT

Eiserne Frontfahne hat ihre Spitze wieder

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    Fahne der Eisernen Front: Sie wurde 1983 sehr zur Freude der SPD in einem Anwesen in der Deutschhöfer Straße wiedergefunden. Links Ex-OB Kurt Petzold, rechts Ex-MdL Werner Hollwich.
    Fahne der Eisernen Front: Sie wurde 1983 sehr zur Freude der SPD in einem Anwesen in der Deutschhöfer Straße wiedergefunden. Links Ex-OB Kurt Petzold, rechts Ex-MdL Werner Hollwich. Foto: Foto: Archiv Hofmann

    Auf seiner unermüdlichen Suche nach „Alt Schweinfurt“ ist Peter Hofmann einmal mehr fündig geworden. Der bekennende Schweinfurter hat vor kurzem die zur Fahne der Eisernen Front gehörende Spitze via Ebay erworben. Die Fahne, die ihrerseits 1983 wiedergefunden wurde, wird seitdem bei der SPD am Kornmarkt aufbewahrt. Hofmann und SPD wollen, dass die wiedervereinte Fahne dauerhaft in einer städtischen Einrichtung ausgestellt wird.

    Die Eiserne Front war ein Zusammenschluss des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, des Allgemeinen freien Angestelltenbundes, des Arbeiter Turn- und Sportbundes und vor allem der SPD. Obwohl überparteilich, blieb die Eiserne Front nämlich ein SPD-dominiertes Bündnis.

    Sie wurde am 16. Dezember 1931 gegründet, um dem Zusammenschluss der Rechtsextremisten in der so genannten Harzburger Front ein Gegengewicht zu sein. Ihre Kampfansage bewirkte auch einen Motivationsschub bei den Anhängern der Republik, das aber nur vorübergehend. Mit der Zerschlagung der Gewerkschaften endete das kurze Überleben der Eisernen Front, die die Nationalsozialsten im Mai 1933 dann auch verboten.

    Ihr Symbol waren drei parallele Pfeile auf rotem Grund. Sie wurden unterschiedlich interpretiert, sollen für die drei Feinde der Demokratie gestanden haben: Kommunisten, Monarchisten und Nationalsozialisten. Man sah sie auch als die drei Pfeiler der Arbeiterbewegung – Partei, Gewerkschaft und Reichsbanner.

    Auch in Schweinfurt gab es eine Gruppe der Eisernen Front. Benno Merkle, am 15. März 1920 gewählt, war damals der SPD-Oberbürgermeister. Auch seine dreizehn Jahre währende Amtszeit endete 1933. In der roten Stadt hatten die Sozialdemokraten und Gewerkschaften ebenso vergebens gegen die heraufziehende Nazidiktatur gekämpft. Auch die Eiserne Front trat dem Terror auf der Straße entgegen.

    Ihre Fahne verschwand damals, kam aber 50 Jahre später, 1983, aus einem Versteck in einem Schuppen in der Deutschhöfer Straße wieder ans Tageslicht. „Ein bewegendes Ereignis“, erinnert Hofmann, der auf seiner viel beachteten Internetseite „Mein Schweinfurt“ (www.schweinfurtfuehrer.de) auch das Foto vom damaligen Fund veröffentlicht hat.

    Aber: Die Fahnenspitze fehlte. Vor kurzem hat sie der frühere SPD-Stadtrat eher zufällig im Internet entdeckt und erworben. Er hat recherchiert und erfahren, dass sie nach der Machtergreifung der Nazis von einem Schweinfurter vergraben worden war, um sie zu schützen. Bis zum Jahr 2009 blieb sie im Besitz des Bürgers, der sie mit seiner Tat wohl vor der Vernichtung gerettet hat, meint Hofmann.

    Der Rechtsanwalt hat längst Kontakt zur SPD aufgenommen, deren Vorsitzende Kathi Petersen sich natürlich nicht wehrt, die in der Geschäftsstelle am Kornmarkt aufbewahrte Fahne und die Spitze „wiederzuvereinen“. Die SPD will die Fahne, Hofmann seine Spitze der Stadt als Dauerleihgabe zur Verfügung stellen, wenn garantiert ist, dass die wieder komplette Eiserne-Front-Fahne ausgestellt wird.

    Interesse hat auch die Stadt signalisiert. Kulturamtsleiter Erich Schneider sieht die Fahne wegen ihrer Geschichte als so etwas wie eine Reliquie nicht nur der lokalen SPD-Historie und „daher aller Anstrengungen wert“. Textilien gehörten aber zu den schwierigsten musealen Objekten. Bevor deshalb Fragen bezüglich Überlassung und/oder öffentlicher Präsentation diskutiert würden, seien Informationen über ihren konservatorischen Status nötig.

    Zu klären sei der gegenwärtige Zustand der Fahne und auf welche Weise sie dauerhaft präsentiert werden kann. Schneider regt an, die Fahne der Stadt für einige Zeit leihweise zur Verfügung zu stellen, „dann lassen wir sie durch einen qualifizierten Restaurator untersuchen“.

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