So viele Umarmungen bei einem offiziellen Festakt, so viele Gesten der Herzlichkeit und Verbundenheit: die Abschiedsfeier von Sennfelds Altbürgermeister Emil Heinemann – der Ehrentitel lag quasi mit auf dem Gabentisch – war eine ganz besondere Veranstaltung, eher eine Sache unter Freunden, als ein Pflichttermin.
Liebevolle Einlagen
Dafür sorgen die persönlichen und emotionalen Grußworte und die liebevollen Einlagen. Das kleine Stück der Schulkinder zum Beispiel, die mit Plakaten und einem wirbelnden Bürgermeisterdarsteller zu Sirtaki-Musik zeigen, was ein Bürgermeister alles zu tun hat. Viel. Sehr viel. Von Termin zu Termin geht er, vom Rathaus heim zur Frau, von Gremium zu Gremium, von Besprechung zu Besprechung.
Kindergartenkinder mit Blümchen
Süß auch die Kindergartenkinder, die Glück und Segen wünschen und Blümchen überreichen, die übrigens nicht jedes Kind so einfach hergeben will. Da gab's schon die ersten Momente der Rührung bei Heinemann. Und die halten an. Zwischendurch kämpft auch Heinemanns Frau Sigrid mit den Tränen, Tochter Carolin und Sohn Christian schließen sich an. Schließlich gehört zu einem Bürgermeister auch eine Familie, die die Belastungen mitträgt. Bei den Heinemanns waren das 21 Jahre. „Die Zeit holen wir nach“, meint Heinemann.
Apropos Zeit: Die Heinemanns werden einige Zeit brauchen, um sich um die Geschenke zu kümmern. Reisegutscheine sind dabei, aber auch eine witzige Drahtskulptur von Heinemanns legendärem Polizeikäfer. Für den gab's auch eine mobile Stoffgarage. Heinemann kann aber auch ein Stück Rathaus mitnehmen: seinen Chefsessel. Von dort aus kann er sich dann das Foto mit allen Rathausmitarbeitern anschauen.
Mit der Gemeinde verwoben
Rührend auch der Moment, als Willi Fehler, der ehemalige Bauhofleiter, sein Geschenk bringt: eine geschnitzte Abendmahl-Szene. Wie Heinemann und Sennfeld in all den Jahren miteinander verwoben sind, bringt Helmut Büschel, Vertreter der Vereine auf den Punkt. „Wenn die Kinder getauft werden, spielst du die Orgel, als Standesbeamter verheiratest du die Leute. Und bei Beerdigungen spielst du die Posaune.“
Respekt für den Einsatz Heinemanns, Wehmut über seinen Abschied: Das zieht sich durch die Ansprachen, aufgelockert durch Einlagen der Jungen Semflder und des Posaunenchores. Zweiter Bürgermeister Helmut Heimrich spricht von Herzblut und Schockstarre, als klar war, dass sich Heinemann in den Ruhestand versetzen lässt.
Sennfeld stehe gut da, betont Landrat Florian Töpper. Heinemanns Motto, frei nach Zuckmayer, erst kommt der Mensch, dann die Menschenordnung, gefällt Töpper.
Grafenrheinfelds Bürgermeisterin Sabine Lutz erinnert für die Mainbogengemeinden an die Anfänge der Allianz. Stadtlauringens Bürgermeister Friedel Heckenlauer wird für den Gemeindetag philosophisch. Ein Bürgermeister sollte Anführer und Vorbild sein, wie ein Kapitän agieren. „Du warst ein hervorragender Kapitän.“ Marica Fantuz, die Bürgermeisterin der Partnergemeinde Meduna di Livenza spricht die gewachsene Freundschaft, die vielen Begegnungen an.
„Es war schön mit Euch“
Meine Gemeinde ist mir zum Lebensinhalt geworden“, blickt Heinemann zurück. „Es war schön mit Euch.“ Er dankt allen Wegbegleitern, zeigt sich auch selbstkritisch. Sicher habe er auch Fehler gemacht. Aber nicht absichtlich. Sein Bestes geben, nicht für sich, sondern für andere: Das sei das Ziel. Seinem Nachfolger oder Nachfolgerin wünscht er das, was ihm möglich war: gestalten, entwickeln, voranbringen. Und ein Teil eines Ganzen zu sein.
Zum Schluss gibt's noch eine Überraschung. Die Frankenhalle singt aus vollem Herzen eine Neudichtung von Reinhard Mays „Über den Wolken“. An den Gitarren die Geistlichkeit. Stefan Stauch und Michael Pfrang machen sich Gedanken über die grenzenlosen Freiheiten des Ruhestands. Als Heinemann vom Podium steigt, steht alles auf und klatscht. Da wird's dann noch mal richtig emotional.