Es geht um die Energieeffizienz in Betrieben und darum, Geld zu sparen und gleichzeitig die Umwelt zu schonen. Das Projekt der DIHK Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz „Azubis werden Energiescouts“ setzt genau da an, ermutigt junge Menschen, sich Gedanken darüber zu machen, wo und wie man den eigenen Ausbildungsbetrieb energetisch voranbringen kann.
Seit 2013 läuft das Projekt, Ziel war die Qualifizierung von 500 Energiescouts in Deutschland. Es wurde eine Erfolgsgeschichte, denn mittlerweile wurden mehr als 5000 Azubis aus mehr als 1500 Unternehmen qualifiziert. Die IHK Würzburg bietet seit 2014 diese Qualifizierung an, 174 Azubis in 55 Teams aus 44 Betrieben haben bisher mitgemacht. Bei der IHK in Schweinfurt fand am Donnerstag der Abschluss der nunmehr fünften Runde statt. Acht Teams stellten in der Endrunde ihre Projekte vor – die Sieger, deren Konzept ausführlich von einer Jury geprüft wurde, fahren nach Berlin zum Bundesentscheid.
Photovoltaik auf das Dach des neuen Gebäudes
Eine schwierige und knappe Entscheidung, da war sich die dreiköpfige Jury einig. Anke Ames (Rhetorik-Trainerin für die IHK), Stephan Walter (Ausbildungsleiter bei der Firma Valeo in Ebern) und Oliver Freitag (Bereichsleiter Innovation und Umwelt bei der IHK), haben es sich nicht leicht gemacht. Am Ende hatte das junge Trio der Firma J. E. Schum GmbH & CO KG aus Würzburg knapp die Nase vorn. Die Firma ist seit 1877 im Handel und unter anderem für ihre Kleinpreiskonzepte (Euro-Shop) bekannt.
Eine Firma mit insgesamt 2500 Mitarbeitern, die Platz braucht für die Waren, die sie vertreibt. Am Standort Dettelbach entsteht ein Neubau. Die drei Handelsfachwirt-Azubis Martin Traub, Linus Klamt und Leon Bieber haben sich Gedanken darüber gemacht, wie man das neue Flachdach gleich im Sinne der Energiegewinnung mitarbeiten lassen kann. Bis ins Detail haben sie ausgearbeitet wie man mit einer 350 kw/p Photovoltaikanlage nach sechseinhalb Jahren die Investitionen „drin“ hätte und von da an nicht nur Strom für den eigenen Betrieb herstellen, sondern auch noch Geld verdienen würde. Das ausgefeilte Konzept überzeugte, die Präsentation samt Modell auch, das Ticket nach Berlin ist gesichert.
Geld sparen mit intelligenter Beleuchtung
Knapp dahinter das Team von MAN Truck & Bus. Die Nürnberger Industriemechaniker-Azubis haben sich Gedanken darüber gemacht, wie man in den Fertigungshallen durch den intelligenten Austausch von Öfen und Druckluftpistolen 50 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr und damit jede Menge Energie einsparen kann.
Platz drei ging an die Takata PlasTec Gmb mit Standort in Albertshausen im Landkreis Bad Kissingen. Anschaulich erläuterten die Mechatroniker und Werkzeugmechaniker, wie sich die Umrüstung der Beleuchtung von Leuchtstoffröhren auf LED nicht nur im Geldbeutel, sondern auch in Form von besserer Ausleuchtung der Arbeitsplätze bemerkbar machen würde. Die Firma ist vor allem als Zulieferer der Automobilindustrie (Airbags, Sicherheitsgurte, Lenkräder etc.) bekannt.
Auch das Team von „Heidelberg Cement“ hat sich mit LED-Hallenstrahlern für seine Dreherei beschäftigt. Die angehenden Biologielaboranten des Institutes für Virologie und Immunbiologie der Universität Würzburg haben sich die Kälteeinrichtungen ihres Instituts vorgenommen. Spezialtruhen, die auf bis zu minus 90 Grad herunterkühlen müssen. Der Austausch der alten Geräte, das haben ausführliche Messungen ergeben, hätte sich nach nicht einmal zehn Jahren amortisiert. Die Tiefkühltruhen haben eine Laufzeit von mindestens 30 Jahren.
Wärmeschutzmantel und Wärmetauscher
Die Schlemmer GmbH (Haßfurt) produziert Schläuche aller Art. Mittels Wärmeschutzmänteln für die dafür benötigten Spezialmaschinen ließe sich dank optimaler Isolierung viel Energie einsparen. Die Isolierung dieser sogenannten Extruder wird sich für die Firma in barer Münze auszahlen.
Die Paul & Co. GmbH & Co. KG (Wildflecken) stellt zum Beispiel Hülsen her, auf denen später Kleberollen aufgewickelt werden. Viel Energie wird zum Trocknen der Produkte gebraucht. Die dabei entstehende Abwärme könnte man intelligent wieder dem Kreislauf zuführen. Der Einsatz von Kreuzwärmetauschern, wie von dem jungen Team vorgeschlagen, hilft, viel Geld zu sparen. Eine außergewöhnliche Idee hat das Team der Baurconsult GbR aus Haßfurt weitergedacht. Die jungen Mitarbeiter des Büros für Architekten und Ingenieure erläuterten, wie man durch den Austausch veralteter Grafikkarten in den Computern unterm Strich Energie spart und dabei die Rechner schneller macht.
Viele gute und spannende Ideen, wie Jacqueline Escher, die die Projekt-Präsentationen moderierte, zusammenfasste. Die Referentin für Energie und Umwelt bei der IHK kündigte an, dass aufgrund der überragend positiven Bilanz aus der Mainfränkischen Wirtschaft ab März wieder neue Energiescout-Workshops angeboten werden.