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Weipoltshausen: Engagiert für die Geschichte des Brönnhofs

Weipoltshausen

Engagiert für die Geschichte des Brönnhofs

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    Gerd Geiß vor dem Gedenkstein, der vom Brönnhof in das Dorf geholt wurde. Foto: Rita Steger-Frühwacht
    Gerd Geiß vor dem Gedenkstein, der vom Brönnhof in das Dorf geholt wurde. Foto: Rita Steger-Frühwacht Foto: Rita Steger-Frühwacht

    Am kommenden Sonntag, 16. Oktober, wird Gerd Geiß zum 100.Mal eine Gruppe durch den Brönnhof, einem früheren Truppenübungsplatz, führen.

    "Dass ich so oft diese Führungen anbiete, das hätte ich nicht gedacht", meint er rückblickend. 2015 hatte ihn Margot Schraud, an der Gemeinde Üchtelhausen zuständig für das örtliche Programm der Volkshochschule Schweinfurt, dafür angefragt. Er könne doch Gruppen das ein Jahr zuvor von den Amerikanern als militärisches Übungsgelände aufgegebene Areal bei einer Wanderung zeigen. Dann waren für 2016 vier Termine angesetzt.

    Dem Brönnhof ist Gerd Geiß, der aus Weipoltshausen stammt und dort lebt, seit Kindheit eng verbunden. "Ich war regelmäßig mit dem gleichaltrigen Nachbarsjungen dort oben bei den Amis", berichtet er. Der Nachbar hat die Essensreste für seine Schweine abgeholt und es gab für die Kinder immer mal ein Eis oder Schokolade. Auch zu Weihnachten wurden die Kinder des Dorfes mit Bussen in das Camp gebracht, wo sie vom Nikolaus beschert wurden.

    Oft starten seine Führungen am Dorfplatz unweit der Kirche. An deren Westseite ist ein Gedenkstein für den 1780 gestorbenen herrschaftlichen Revierförsters Andreas Geyer aus dem Brönnhof in der Kirchenmauer eingelassen. Diesen hatte ein Enkel für seinen Großvater setzen lassen und Nachfahren haben das Denkmal zum Zeitpunkt der Umnutzung des Brönnhof-Geländes als Truppenübungsplatz um 1935 in das Dorf gebracht. Für die Restaurierung dieses Gedenksteins durch den Heimatkundlichen Arbeitskreis Weipoltshausen nimmt Geiß, der seine Führungen unentgeltlich anbietet, gerne Spenden an.

    "Ich war regelmäßig mit dem gleichaltrigen Nachbarsjungen dort oben bei den Amis."

    Gerd Geiß, Brönnhof-Führer

    Neben Informationen zur Tier- und Pflanzenwelt auf dem Brönnhof flicht Gerd Geiß viele historische Gegebenheiten ein. So auch beim Eingang zum Keller des Forsthauses, dem einzigen baulichen Überrest der einstigen Siedlung. Verworren war die Zuordnung der Bewohner des Brönnhofs zu politischer Gemeinde, zu Kirchengemeinde, postalisch und nach Schulsprengel.

    Katholische Schulkinder mussten nach Pfändhausen in die Schule, die der evangelischen Familien gingen nach Weipoltshausen. "Um 1900 gab ein katholischer Förster, dessen Kinder, darunter viele Mädchen, nach Pfändhausen mussten, ihnen seinen Jagdhund mit" erzählt der 62 Jährige. Der Schulweg nach Weipoltshausen war noch weiter. Oftmals gingen sie bei schlechtem zu befreundeten Familien, um ihre nassen Kleider zu wechseln oder auch über Nacht zu bleiben.

    Eine wichtige Station ist für Gerd Geiß auch das Gelände der ehemaligen Kirche, die dem heiligen Martin von Tours geweiht war. Sie wird 791 das erste Mal urkundlich erwähnt und war die einzige Kirche im Umkreis der heutigen Stadt Schweinfurt über 500 bis 600 Jahre. Weiter führt seine Route meist zum "Feldherrnhügel", wo in Zeiten der militärischen Nutzung des Areals die Beobachtungsposten standen. "Wenn Kinder dabei sind, muss ich schauen, dass es unbedingt bei den hier seit einiger Zeit lebenden Pferden vorbei geht", berichtet er.

    Unterstützt hat Gerd Geiß bei seinem heimatgeschichtlichen Engagement seine vor zweieinhalb Jahren gestorbene Frau. Viel Wissen und Bildmaterial haben für seine Führungen Horst Schumann und Erich Baumann beigesteuert und der dortige Pächter Gerold Ott bringt die Gäste bei Wagenfahrten sicher durchs Gelände.

    Viel Neues erfährt er durch heimatgeschichtliche Veröffentlichungen aus der Region oder auch bei den Führungen selbst: "Wichtig ist, dass man den Leuten zuhört". An der Gemeindeverwaltung kümmern sich vor allem die Mitarbeiterinnen Margot Schraud und Birgit Kornblum um die Termine der Führungen, die er beim Bundesamt für Immobilien anmelden muss.

    Mit Freude bietet Gerd Geiß diese Führungen immer noch an. Er lässt dadurch Menschen ein stückweit deren Heimat und Geschichte lebendig werden, die bis in die Jungsteinzeit zurückreicht.

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