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SCHONUNGEN: Entscheidende Schlussphase in Sachen Nahwärme

SCHONUNGEN

Entscheidende Schlussphase in Sachen Nahwärme

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    Entscheidende Schlussphase in Sachen Nahwärme
    Entscheidende Schlussphase in Sachen Nahwärme

    Vom Rathaus über die Lebenshilfe, den Bauhof, die Sattler- und Werlingstraße bis zum Nordende des Altlast-Sanierungsgebiets am „Hegholz“: Dort könnte sich in zwei Jahren ein modernes Nahwärmenetz mit Vorbildcharakter erstrecken. Wenn sich genügend Hausbesitzer finden, die anschließen wollen. Denn von der definitiven Nachfrage hängen die Wirtschaftlichkeit des Projekts und damit seine Umsetzung ab. Im Februar wird sich entscheiden, ob sich die Installation lohnt. Denn bis Ende Januar sollten sich alle der 50 in Frage kommenden Anlieger entschieden haben.

    Was für die Nahwärme, den Standort mitten in Schonungen und den Zeitpunkt spricht, erläuterten die Stadtwerke Schweinfurt und Bürgermeister Stefan Rottmann rund 25 Interessenten bei einer Infoveranstaltung im Rathaus. Die Chance, auf der zwölf Hektar großen Sanierungsfläche ein Vorzeige-Wohnquartier mit einer einheitlichen und regenerativen Wärmeversorgung entstehen zu lassen, sei einzigartig, warb der Gemeindechef. Und Schonungen als waldreichste Gemeinde weit und breit sei prädestiniert, um die Hackschnitzel für die Nahwärme-Heizzentrale aus dem eigenen Holzbestand zu produzieren und somit langfristig von den fossilen Brennstoffen unabhängig zu sein.

    Mit dem Anschluss von Rathaus und Bauhof an das Nahwärmenetz will die Gemeinde mit gutem Beispiel vorangehen. Plus die Gebäude der Lebenshilfe und das künftige Altenheim wäre das schon mal eine solide Basis für besagte Wirtschaftlichkeitsabwägung, so Manfred Hagen, der Technische Leiter der Stadtwerke. Laut Vertriebsmitarbeiter Matthias Herold bräuchte man aber eine Anschlussquote von 50 Prozent der 50 Haushalte in besagten Straßenzügen, damit sich für die Stadtwerke der Bau der unterirdischen Heizzentrale nahe des Bauhofs sowie die Verlegung der Leitungen lohnt: „80 Prozent wären super.“

    Alle betroffenen Hauseigner werden Ende Januar von den Stadtwerken angeschrieben, um sich auf ein Ja oder Nein festzulegen. Zuvor wird das zugehörige Vertragswerk vorgelegt, mit dem sich der Einzelne an den Nahwärmebezug durch die Stadtwerke ankoppelt. Mit Investitionskosten von 2500 Euro für den Hausanschluss plus 2500 bis 3000 Euro für die Übergabestation (Wärmetauscher) muss pro Haus gerechnet werden. Will man gleichzeitig auch noch sein Wasser mit Nahwärme aufheizen, müsste ein stärkerer Wärmetauscher für rund 4000 Euro her. Häuser, die von Elektro-/Nachtspeicheröfen auf Nahwärme umstellen, müssen noch Heizkörper mit entsprechenden Leitungen installieren. Für diese Investitionen kann man verschiedene Fördermittelprogramme anzapfen, die Herold vorstellte.

    Am Ende jedoch werde man definitiv preisstabil und mit einem regenerativen, versorgungssicheren Brennstoff heizen, warb Herold: „Vom Wärmepreis sind wir auf Gas-Niveau.“ Bei den Alternativen Öl und Strom dürfte die Preissteigerung deutlich steiler verlaufen als die der Hackschnitzel, deren Preis in diesem Fall die Gemeinde Schonungen als Holzproduzent steuere.

    Die Hackschnitzel würden aus Schonunger Forstbeständen produziert, und zwar ohne dass ein einziger Festmeter mehr als sonst geschlagen werden muss. Statt das Holz zu verkaufen, verarbeite die Gemeinde ihr Holz eben komplett selbst: Ein mobiler Häcksler schafft dann den geplanten Jahresbedarf an Hackschnitzeln an zwei Produktionstagen direkt vor Ort im Wald. Von dort aus würden Transporter die Hackschnitzel zu einer halboffenen Lagerhalle in Abersfeld bringen, wo sie nur eine kurze Trocknungszeit brauchen und schließlich von einem Lieferdienst regelmäßig in den Bunker der Heizzentrale am Bauhof gefüllt werden.

    Öltanks oder Pellets-/Hackschnitzellager plus den voluminösen Heizbrenner im Keller jedes Hauses würde es im Nahwärmezeitalter nicht mehr geben: Der im Vergleich unscheinbare Wärmetauscher, der die Nahwärme aus den Stadtwerkeleitungen abnimmt, hat die Größe eines Reisekoffers. Für Mehrfamilienhäuser gibt es ihn auch mit mehreren Zähleinheiten; die Verbrauchsmessung per Messstäbchen am Heizkörper sei ebenso möglich, erläuterte Wolfgang Rößler, der Fachbereichsleiter Netzservice der Stadtwerke.

    Hagen und er appellierten an die Hausbesitzer, die aktuell noch eine funktionierende Heizanlage haben, in die Zukunft zu schauen: Wenn sie in zehn oder 15 Jahren auf Nahwärme umstellen wollen, müssten auf die Kosten für den Hausanschluss noch jene für die neuerlichen Tiefbauarbeiten an der Straße aufgeschlagen werden. Um dies zu verhindern, könnte der Hausanschluss bereits jetzt bis zum Übergabepunkt in der Hauswand verlegt werden. Wenn dann die alte Heizung kaputt geht, hätte man durch den Einbau der Übergabestation binnen weniger Stunden wieder Wärme im Haus, versicherte Hagen.

    Mit dem umgekehrten Fall sieht sich übrigens ein Anlieger konfrontiert, dessen neues Haus bereits 2015 fertig sein soll und noch zur Inbetriebnahme des Nahwärmenetzes beheizt werden müsste: Ihm würden die Stadtwerke dann für die Zwischenzeit eine mobile Heizzentrale installieren. Er gehörte zu jenen nicht wenigen Infoabendbesuchern, die die Hand hoben, als die entscheidende Frage gestellt wurde: Wer hat denn nun Interesse? Aber nicht wenige hatten auch noch Einzelfragen und äußerten teilweise auch Skepsis.

    Leider keine Chance auf Wärme aus dieser geplanten Nahwärmezentrale haben die Anwohner am Bocksrangen. Das liege zum einen an der Kapazität (das Netz kann nicht beliebig erweitert werden) und zum anderen am durch die starke Steigung bedingten Druck- und Wärmeverlust in den Leitungen, erklärte Rößler: Hier müsste ein eigenes Nahwärmenetz mit neuer Heizstation angestrebt werden. Ein zweites Nahwärmenetz plant die Gemeinde übrigens im Bereich der neuen Grundschule.

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