Seit einigen Tagen leuchten in vielen Gärten die ersten roten Früchte im Gartenjahr zwischen grünen Blättern hervor. Die Erdbeeren-Zeit hat begonnen. Auf den Feldern der professionellen Erdbeererzeuger im Gerolzhöfer Umland wurde die Ernte zum Teil bereits vor Pfingsten eingeläutet. Nach schwierigen Bedingungen und massiven Einbußen im vergangenen Jahr, sind die Erdbeeren-Anbauer mit der angelaufenen Saison bislang zufrieden. „Die Beeren sind heuer aromatisch überragend. Wir hatten schon lange keine so guten Erdbeeren mehr“, sagt etwa Erzeuger Ingo Reinhart aus Obersteinbach.
Mal wolkig, mal sonnig. Das Wetter der zurückliegenden Tage wäre eigentlich ideal für Erdbeeren. „Nur etwas mehr Wärme könnten sie gebrauchen“, meint Manfred Gernert. Seit 50 Jahren baut er Erdbeeren an. Auf mehreren Feldern neben seinem Gartenbaubetrieb zwischen Gerolzhofen und Brünnstadt wachsen auf drei Hektar Erdbeerpflanzen, ausschließlich zum Selbstpflücken. Manche Kunden kommen von weit her, erklärt Gernert. Vor wenigen Tagen waren Kunden extra aus der Nähe von Bad Neustadt gekommen. Sie waren etwas enttäuscht, als sie feststellen mussten, dass es aktuell weniger rote Erdbeeren gibt, als sie gedacht hatten.
Am Pfingstsamstag wurden zwar zum ersten Mal in diesem Jahr Erdbeeren geerntet. Zwischenzeitlich hat die Ernte jedoch „einen Hänger“, sagt Gernert. Tatsächlich sind an diesem Werktag vormittags auf dem Erdbeerfeld nur zwei Frauen mit Eimern unterwegs, um die wenigen wirklich ganz roten Erdbeeren abzuleeren. Es wird noch etwa zwei Wochen dauern, schätzt Gernert, bis die Saison richtig angelaufen ist. Ein Schild an der Straße weist darauf hin. Voraussetzung ist, dass das Wetter mitspielt, sprich die Sonne nicht nur zu Stippvisiten hinter den Wolken hervorspitzt, sondern auch mal für längere Zeit scheint. Noch müssen sich Erdbeerliebhaber jedoch nicht sorgen: Die Erdbeerernte geht mindestens bis Anfang Juli. Es ist also noch genug Zeit.
Wie die meisten der befragten Erdbeererzeuger hatte Ingo Reinhart durch den strengen Frost im Februar, und dann nochmals durch die Frostnächte im Frühjahr Einbußen an seinen Erdbeerpflanzen zu verzeichnen. Er spricht selbst von geringen Schäden, die aufgetreten sind. Neben den Frösten sorgte die Trockenheit – „ohne Bewässerung ging nichts“ – für einen schwierigen Start in die Erdbeersaison, meint Reinhart. Dafür sei die Qualität der Beeren bislang hervorragend.
Die Kunden, die bei Reinhart ihre Erdbeeren selbst pflücken möchten, müssen sich noch eine Woche gedulden: Erst dann sind die Beeren auf den zwei Hektar bei Untersteinbach reif genug, schätzt der Erzeuger. Auf den 38 Hektar Erdbeerkulturen, die Reinhart im Raum Kitzingen und bei Tirschenreuth in der Oberpfalz für den Handel zum Verkauf anbaut, wurden die ersten Erdbeeren bereits am 12. Mai geerntet.
Was den Obersteinbacher weniger froh stimmt, das sind die Preise in diesem Jahr: Diese liegen pro Pfund 50 Cent unter denen im Vorjahr, sagt er. Was die Kunden freuen dürfte, schmerzt den Verkäufer. „Es wurden in der frühen Ernte zu viele Erdbeeren zu schnell auf den Markt gebracht“, sagt Reinhart. Das drücke die Preise. Deshalb sei jetzt wohl der günstigste Zeitpunkt, um Erdbeeren günstig einzukaufen, schätzt er.
Mit seinen 0,35 Hektar zählt Gebhard Büttner aus Alitzheim nicht zu den wenigen großen Erdbeererzeugern in der Umgebung. Erdbeeren sind für ihn neben Spargel nur eines von vielen Produkt, die in seinem Hofladen verkauft. Dennoch haben er und sein Sohn Rainer Büttner alle Hände voll mit dem Erdbeeranbau zu tun. Zunächst mussten sie die Pflanzen mit Flies vor dem Frost schützen – mit Erfolg, die Pflanzen haben sich laut Büttner gut erholt. Dann wurde Stroh zwischen die Pflanzreihen ausgebracht, zum Schutz vorm Austrocknen und um die Beeren möglichst sauber zu halten. Handarbeit ist zu guter letzt auch die Ernte der Erdbeeren. Mehrere Helfer fahren hierzu mit speziellen Wagen über die Erdbeerreihen hinweg und pflücken die reifen Früchte.
Dank ausreichender Tropfenbewässerung in den zurückliegenden Wochen sei die Qualität der Erdbeeren sehr gut, berichtet Gebhard Büttner. Die Erntemenge sei in diesem Jahr durchschnittlich.
Michael Pretscher aus Unterspiesheim hat im Frühjahr die Fliesbahnen als Frostschutz „etwas zu spät“ ausgebracht, wie er sagt. Deshalb hätten sich Wurzeln der Erdbeerstöcke zum Teil aus dem Boden gehoben, was manche Pflanzen deutlich geschädigt hat. 20 bis 30 Prozent Ernteeinbußen habe er dadurch, vermutet Pretscher, der Erdbeeren im Frühjahr ebenso wie Büttner zusätzlich zum Spargel anbaut. Die Stöcke seien dadurch weniger buschig und hätten weniger Blüten gehabt. Er verkauft die Erdbeeren selbst, direkt auf seinem Hof in Unterspiesheim sowie an einem Stand in Schweinfurt.
Erdbeeren nur voll ausgereift essen
Die beliebten roten Früchtchen reifen nach der Ernte nicht nach. Deshalb kaufen Verbraucher am besten immer nur voll ausgereifte Erdbeeren ohne weiße Spitzen, rät das Pressebüro Deutsches Obst und Gemüse. Gute Qualität lässt sich außerdem daran erkennen, dass die Kelchblätter und Stiele frisch und grün sind. Da sie druckempfindlich sind, sollten Erdbeeren immer oben auf der Einkaufstasche transportiert werden.
Gegessen werden die mit einem sanften Wasserstrahl gewaschenen Früchte am besten sofort. Im Gemüsefach des Kühlschranks halten sie sich nicht länger als ein bis zwei Tage, dort sollten sie ungewaschen aufbewahrt werden, empfehlen die Experten. Stiele und Blätter werden erst nach dem Waschen entfernt, sonst verlieren die Erdbeeren ihr Aroma. Die Früchte schmecken im Übrigen nicht nur als süße Zutat zu Müsli, Joghurt oder auf Torten. Auch in Salaten oder in Bratensoßen kommt ihr Aroma gut zur Geltung. Text: tmn