Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Landkreis Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

Geldersheim: Erinnerung an das Jahr, in dem die Schweden kamen

Geldersheim

Erinnerung an das Jahr, in dem die Schweden kamen

    • |
    • |
    Denkmal aus dem Barock: Bezirksrat Stefan Funk, Restaurator Petro Schiller und Bürgermeister Thomas Hemmerich vor der erneuerten Kreuzigungsgruppe (von links).
    Denkmal aus dem Barock: Bezirksrat Stefan Funk, Restaurator Petro Schiller und Bürgermeister Thomas Hemmerich vor der erneuerten Kreuzigungsgruppe (von links). Foto: Uwe Eichler

    Der Fels, auf dem sich Petrus ein Denkmal gebaut hat, war nicht allzu stabil, damals, im Sommer 1631: Das prachtvolle Barock-Kruzifix, das ursprünglich am alten Friedhof, neben der Kirche, errichtet worden ist, steht auf einem sehr schmalen Fundament. Die langfristige Folge waren Risse im Kreuz, die nun durch den erfahrenen Königsberger Restaurator Petro Schiller geschlossen worden sind. Statt einem verrosteten Blechschild mit der Aufschrift "INRI" prangt jetzt eine steinerne Version über dem Haupt des Heilands.

    In jedem Fall herrschten eiserne Zeiten, als ein (ansonsten unbekannter) Spender namens Petrus Eder den Bildstock hat aufrichten lassen, "den 16. Juni Anno 1631". Die Schweden kämpften sich von Nordosten her nach Franken vor, im September knallte es bei Breitenfeld in Sachsen. Zu den Schlachten des Dreißigjährigen Kriegs gesellten sich Hungersnöte, Plünderungen und Glaubenszwist. Durch die vielen Einquartierungen verbreiteten sich Krankheiten, gerade in den Jahren um 1630 grassierte im benachbarten Schweinfurt die Pest. Auch wenn der genaue Hintergrund der frommen Stiftung nicht mehr bekannt ist, wird sie mit dieser trüben "Großwetterlage" im Zusammenhang gestanden haben. 1720 haben Verwandte, Hanns Eder und dessen "Hausfrau Margaret", dann noch die beiden Frauenfiguren beigefügt, mit Balustrade. "Die haben sich einen Platz im Himmel erkauft", sagt Heimatforscher Alfred Popp zu den Spendern, die zu Lebzeiten ein Vermögen in Schleeriether Sandstein (oder eine regionale Variante) investiert haben. Nachkommen scheinen die Eders im Dorf nicht gehabt zu haben.

    Halle für Millionensumme erweitert

    Im Jahr 1803 wurde der Kirchenfriedhof aufgegeben, das Kruzifix wanderte an den neuen Standort, an der Lehmgrube. Das Kulturdenkmal steht vor der jüngst modernisierten Aussegnungshalle, mit Priestergrabplatte. Im vergangenen Jahr wurde die Halle für eine Millionensumme erweitert, bei dieser Gelegenheit wurden auch noch historische Kreuzwegstationen in den Neubau integriert. 1854 haben die Eheleute Eva und Lorenz Kuhn die Tafeln gestiftet, Als in den 1970er Jahren der Gottesacker erweitert worden ist, wurde die teilweise stark verwitterte Kirchenkunst in den Gaden eingelagert. Erst 2020 hat der Gemeinderat die Wiederherstellung von Station Nr. 8 bis Nr. 14 beschlossen, nachdem im Jahr zuvor die Konservierung und Restaurierung der Kreuzigungsgruppe auf den Weg gebracht worden war. Rund 10 700 Euro sind in die kleinen Reliefplatten geflossen. Das Förderverfahren, das 1600 Euro Zuschuss bringen soll, läuft noch. "Wir haben die Figuren nicht restauriert, nur konserviert", sagt Schiller – durch die Einlagerung sei die eine oder andere Platte noch in gutem Zustand.

    Altes und Neues verbunden: Die Kreuzwegstationen sind nun in der modernen Aussegnungshalle zu sehen.
    Altes und Neues verbunden: Die Kreuzwegstationen sind nun in der modernen Aussegnungshalle zu sehen. Foto: Uwe Eichler

    Die Instandsetzung der maroden Großbildnisse auf dem Vorplatz hat 27 100 Euro gekostet, gefördert mit rund 4200 Euro aus Mitteln der Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken. Die Pflasterung im Boden soll noch angeglichen werden.

    Kombination aus Altem und Neuem

    "Geldersheim macht da viel", lobt Bezirksrat Stefan Funk die "Riesenleistung" der Gemeinde bei der Hallengestaltung. Vor allem die Kombination aus Altem und Neuem gefällt dem Mitglied im Kulturausschuss des Bezirks. Mehr als 200 Millionen Euro liegen im Grundstock der Kulturstiftung, die einen der höchstdotierten Denkmalpreise überhaupt vergibt, im Gegenwert von insgesamt 150 000 Euro. "In Geldersheim lebt es sich gut", sagt Bürgermeister Thomas Hemmerich – aber auch die Bestattungskultur werde großgeschrieben. Ein besonderer Dank aus dem Rathaus geht an Alfred Popp, der die Originalinschriften am und neben dem Kruzifix beigesteuert hat. Die alten Steinmetze seien nicht unbedingt schriftkundig gewesen, weiß Popp. Oft blieben ihre Zeichen kryptisch, wie die Buchstaben "A.E. A. M. S.K.M." über der Jahreszahl 1720.

    Zeichen der Zeit: Die Inschriften wurden mit Hilfe von Lokalhistoriker Alfred Popp rekonstruiert.
    Zeichen der Zeit: Die Inschriften wurden mit Hilfe von Lokalhistoriker Alfred Popp rekonstruiert. Foto: Uwe Eichler

    Zumindest 1631 haben die Bittgebete am Marterl ihren Zweck erfüllt, der Ort wurde (noch) nicht in Trümmer gelegt. Als im Oktober gleichen Jahres die siegreichen Schweden anrückten, verschmähte König Gustav Adolf, der protestantische "Löwe von Mitternacht", laut Überlieferung Mahlzeit und Nachtquartier bei den Schweinfurter Glaubensgenossen. Gastronomisch gab der Herrscher aus der Stockholmer "Knäckebrot-Dynastie" Wasa dem katholischen Geldersheim den Vorzug: Vielleicht lags ja an der Korngarbe, die die Galderschummer bis heute im Wappen führen, wie einst das schwedische Königshaus?

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden