Bei einem Spaziergang im Steigerwald kann man sich entspannen, Natur erleben – oder auch Geschichte und Volksfrömmigkeit erfahren. Das weitläufige Waldgebiet ist reich an Bildstöcken und Wegkreuzen. Allerdings stehen die historischen Zeugnisse oftmals sehr versteckt im Wald, meist an alten Wegen, die im Laufe der Jahrzehnte durch Umstrukturierungen des Waldwege-Netzes ihre Bedeutung verloren haben.
Wer mit offenen Augen durch den Steigerwald geht, der findet überall kleine Kapellen, Gedenksteine und Marterl, die spannende Geschichten erzählen oder einfach zu einem stillen Gebet einladen wollen.
Ein solches Mahnmal im Steigerwald ist das Rennerkreuz am Beerberg bei Neuschleichach, das nach erfolgreicher Sanierung jetzt wieder am Wegesrand steht. Den Winter verbrachte das Rennerkreuz in der Werkstatt von Steinmetz Hans Albert in Tretzendorf. Witterungseinflüsse hatten dem Denkmal arg zugesetzt, so dass es dringend sanierungsbedürftig war. Georg Hofmann machte sich dafür stark, dass das Rennerkreuz gerettet wird. Zuständig jedoch war die Staatsforstverwaltung in Ebrach. Dort zeigte man sich sofort aufgeschlossen und bereit, die Finanzierung zu übernehmen. Als auch die Denkmalpflege zustimmte, konnte die Sanierung beginnen.
Steinmetzmeister Albert ist zufrieden mit dem Ergebnis seiner Arbeit. Er hat er die alte Inschrift an der Vorderseite des Mahnmals farblich neu nachgezogen – auch wenn es ihn in den Fingern juckte, den Text heutigen Rechtschreibregeln anzupassen. Denn der Originaltext ist schon recht abenteuerlich formuliert. Das Rennerkreuz erinnert an den Revierförster Johann Renner, der in der Nacht zum 2. Juli 1768 auf seinem Weg über den Beerberg hier von zwei Wilderern erschossen wurde. Nur 35 Jahre alt wurde der Förster. Seine Familie ließ vor über 100 Jahren das Kreuz errichten. Es ist kein besonderes Kunstwerk, aber ein Stück Geschichte und für die Bevölkerung in den Schleichach-Orten immer wieder das Ziel sonntäglicher Spaziergänge.
Allerhand zu tun hatte Hans Albert, doch jetzt erstrahlt das Rennerkreuz wie neu. Viel deutlicher sichtbar ist es am Wegesrand, war doch der Sockel im Laufe der Jahrzehnte bis zu 55 Zentimeter tief im Waldboden versunken. Jetzt steht es auf einem frostsicheren Fundament, eine Feuchtigkeitssperre hält schädliche Nässe fern.
Heller Sandstein funkelt auch ein Stück weiter durch den derzeit ergrünenden Wald: Etwa auf halber Strecke zwischen dem Zabelstein und Fabrikschleichach steht etwas abseits der Straße, nicht weit vom Parkplatz am Wotansborn entfernt, die „Kellnermarter“. Auch dieser Bildstock wurde von Hans Albert renoviert. Die über zwei Meter hohe Marter erinnert an Jörg Fuchs, der als Kellner (Verwalter) des Würzburger Fürstbischofs auf Burg Zabelstein saß. Am Sockel des Bildstocks ist zu lesen, dass der Kellner anno 1755 „mitsamt seinem Pferd von Wölfen zerrissen wurde“. Die Sandsteinsäule, die eine Mariendarstellung trägt, war senkrecht gespalten und wurde komplett erneuert. Kreisheimatpfleger Christian Blenk begutachtete die sanierten Marterln und zeigte sich sehr zufrieden mit dem Erfolg. Er hat noch einige solcher Flurdenkmäler im Auge, die dringend erhalten werden sollten.