Im Klartext: Die eigene Trinkwasserversorgung ist ein Auslauf-Modell. Zum Jahresende erlischt die wasserrechtliche Erlaubnis. Danach wird Gerolzhofen völlig von der Fernwasserversorgung Franken (FWF) als Hauptlieferanten beziehungsweise der Rhön-Main-Tal-Gruppe (RMG) als zweiten Lieferanten abhängig sein.
Viel Geld und größere Schutzzone
Über 550 000 Euro müsste die Stadt alles in allem in die Eigenwasserversorgung stecken, um die Anlage vernünftig weiterbetreiben zu können. Hauptprobleme sind die hohen Nitratwerte, die mikrobiologische Belastung durch coliforme Keime und die erhöhten Trübungswerte bei Regen im Wasser. Hinzu kommen bauliche Mängel, die es zu beseitigen gilt. Dies allein wäre aber noch nicht ausreichend, um die Genehmigung zur Weiternutzung der Quellen zu erhalten. Eine weitere Grundvoraussetzung wäre die Ausdehnung der bislang sehr eng gefassten Wasserschutzzone auf ein Gebiet von 240 Hektar, verbunden mit der Zahlung von Entschädigungen an die Landwirtschaft etwa für den Verzicht auf die Ausbringung von Gülle oder als Ausgleich für geringere Erträge.
Unterm Strich kommt der Gutachter auf 1,89 Euro, die künftig pro Kubikmeter Wasser aus den eigenen Quellen anfallen würden. Zum Vergleich: Für den Kubikmeter Fernwasser zahlt die Stadt derzeit 1,15 Euro.
Fazit: Didier Garraud empfiehlt der Stadt Gerolzhofen, ihre eigene Trinkwasserversorgung aufzugeben und die Quellen künftig maximal noch für Bewässerung zu nutzen.
Laut dem Gutachter war die Schüttung zuletzt größeren Schwankungen zwischen 50 und 270 Kubikmeter am Tag unterworfen. Während er die mikrobiologische Belastung als nicht so kritisch erachtete, bezeichnete der Gutachter den Nitratwert, vor allem beim Vergleich mit dem Fernwasser, als alles andere als rosig. Der Wert liegt bei 123 Milligramm pro Liter (mg/l) beim Rohwasser aus den Quellen, zu 18 mg/l beim Fernwasser. So sei der Nitrat-Grenzwert von 50 mg/l zuletzt selbst nach der Mischung mit Fernwasser im Behälter an der Schallfelder Straße überschritten worden.
Um diese Schwachpunkte zu beseitigen, bedürfte es einer technischen Aufbereitungsanlage, um zum einen durch die sogenannte Umkehrosmose den Nitratgehalt bis auf rund 9 mg/l zu senken, und zum anderen durch Ultrafiltration Trübstoffe und Mikrobiologie zurückzuhalten.
15 Prozent des Gesamtbedarfs
Garraud setzte – all die zu einer Weiterverwendung nötigen Verbesserungen vorausgesetzt – eine nutzbare Jahresschüttung von 70 000 Kubikmetern Quellwasser an. Davon gingen bei der Aufbereitung rund 9000 Kubikmeter verloren, so dass nur 57 000 Kubikmeter – rund 15 Prozent des Gesamtbedarfs – ins öffentliche Netz eingespeist werden könnten. Weiter wären ein neues Bauwerk für die Aufbereitungsanlage und den Mischbehälter, die Sanierung der Quellleitung sowie die umfangreiche Erweiterung der Wasserschutzzone erforderlich.
Stadtrat Werner Ach erinnerte daran, dass es in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder durch Nachbesserungen gelungen sei, das Eigenwasser zu nutzen. Er betonte jedoch zugleich, dass man mit den Quellen ein Stück Eigenständigkeit aufgebe. Deshalb müsse man sich vertraglich entweder gegenüber der FWF oder gegenüber der RMG hinsichtlich der garantierten Liefermenge absichern.
Da scheint es aber bei einer mit der FWF vereinbarten Höchstbezugsmenge von 365 000 Kubikmetern im Jahr nicht so schlecht auszusehen, wenn man weiß, dass der Bezug im Jahr 2007 bei 232 000 Kubikmetern lag, also noch reichlich „Luft“ war.