Über die Zeiten vor den schriftlichen Aufzeichnungen, die in ganz Franken erst mit dem 7. und 8. Jahrhundert beginnen, informiert nahezu ausschließlich die Bodenforschung. Und so bot sich am Sonntag, dem Tag des offenen Denkmals, in der Stadt zuerst der Besuch des Museums Altes Gymnasium an. Im ersten Stock des Renaissancebaus ist die Vor- und Frühgeschichte von Schweinfurt als Dauerausstellung aufgebaut.
Ungehobene Schätze
Ausgrabungen haben Einzelfunde und Siedlungsreste ab dem Alt- und dem Mittelneolithikum (Steinzeit) zutage gefördert. Etwa seit 5500 vor Christus lebten hier am Main Menschen, nicht dauernd, aber doch zumindest für einige Monate oder gar Jahre, wobei das Gelände unterhalb des Leopoldina-Krankenhauses bevorzugt war und sicher noch etliche Schätze unter der Oberfläche verbirgt.
Vorgebeugt hatte Museumsmitarbeiter Thomas Ruppenstein, dass es den Kindern nicht langweilig wurde. Seine „Maus Manegold“ beschäftigt sich mit dem Mittelalter in Schweinfurt. Auf zehn Tafeln ist über diese Zeit das Wichtigste zu erfahren, ein Heft vertieft mit Aufgaben das Wissen um die Stadtgeschichte. Kinder, die noch nicht lesen können, beschäftigte Ruppenstein mit aus dem Stand ersonnenen Aufgaben.
Gleich nebenan in der St. Johanniskirche ging es um Grabkammern und Fundamente im ältesten und historisch wichtigsten Bauwerk der Stadt. Fotografien vor allem aus den Jahren 1987 und 1990, in denen die Kirche von Grund auf saniert wurde, zeigten den unter einem späteren Bodenbelag verschwundenen Sandsteinboden und Fundamente für die Arkadenpfeiler, wobei die verwendeten Materialien Auskunft darüber geben, wie leer oder gefüllt die Stadtkasse zur jeweiligen Entstehungszeit war. Gewaltig waren die Fundamente (160 Zentimeter breit) für die erste und längst verschwundene Langhausmauer im Norden und nicht mehr zu sehen sind Grabkammern, wie etwa die für Georg Freiherr von Trautitz. Der kaiserliche Besatzungsoffizier starb nach einem Sturz vom Pferd am 2. Dezember des Jahres 1646. Wie der einstmalige romanische Chor ausgesehen haben könnte, davon berichtet auch die Bodenforschung, die vor 20 Jahren dessen Fundamente fand.
Die Sanierungsstelle der Stadt präsentierte ihre Arbeit im Bürgerhaus Obere Straße 8. Dort ging es um den Wandel der südlichen Altstadt, des Zürch und der Krummen Gasse von vernachlässigten Bereichen in jetzt wieder attraktive Wohngebiete. Zudem wurde die aktuelle Planung für den Bereich Zeughaus, Neue Gasse und Bauerngasse vorgestellt. Zusätzlich wurden die Ergebnisse der Bodenforschung aus jüngster Zeit dokumentiert: rund um die alte Spitaltorbrücke und in der Apostelgasse, wo Reste einer alten Stadtmauer gefunden wurden.
Die Obere Straße 8 ist zudem ein Paradebeispiel für die Stadtsanierung. Weil potenzielle Investoren die mit dem Umbau historisch wertvoller Bausubstanz verbundenen Rücksichten und Risiken scheuten, ging die Stadt in Vorleistung, erledigte die Grundsanierung. Das jetzt entkernte Haus, dessen Fassade hergerichtet ist, kann nun ohne unabsehbares finanzielles Risiko einer neuen Nutzung durch den privaten Investor zugeführt werden.
Stadtmauer-Rundgang
Geschichte erleben war auch bei der Führung entlang der ersten Stadtbefestigung angesagt. Von dieser ist nicht mehr viel zu sehen. Vielleicht traf sie genau deshalb auf Interesse. Treffpunkt war der Wohnhof Obere Straße 8, einer der schönsten und ruhigsten Plätze in der ganzen Innenstadt – zu erreichen nur von der Krummen Gasse. Von dort ging es zum Oberen Wall mit dem Weißen Turm, dem jüngst entdeckten Jägersturm, der ein Aussichtsturm werden soll, und zum Samtturm im Motherwell-Park. Nach dem Fichtelsgarten zeigen sich auf der Rückseite der Neuen Gasse wieder Reste der ehemaligen Stadtmauer. Und wer dort genau hinschaut, sieht in den Gärten Überbleibsel der alten Vormauer und hinter dem Hotel Alte Reichsbank einen alten Pulverturm.
Von dort ging es zurück zur Johanniskirche und über den Graben, die Kirche und die Petersgasse zum Main, der damals Schutz vor Angreifern bot. Mit der Brückenstraße und der Krummen Gasse war dann der Rundgang auf der ältesten Befestigungsanlage, zu der der Untere Wall noch nicht gehörte, abgeschlossen.