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GEROLZHOFEN: Erleben, wie der Traumberuf wirklich ist

GEROLZHOFEN

Erleben, wie der Traumberuf wirklich ist

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    Frühzeitige Berufsorientierung: Zur Präsentation des Projekts bei Müller-Landtechnik in Gerolzhofen kamen (von links) GbF-Geschäftsführerin Gertrud Türk, Mittelschul-Konrektor Horst Fröhling, Dieter Scheidler von der Agentur für Arbeit in Schweinfurt, Mittelschul-Betreuungslehrer Andre Kraus, Schulrätin Veronika Klose, Projektmitarbeiterin Johanna Wiedenmann, Thomas Stelzer, Vorstandsvorsitzender bei der Agentur für Arbeit, die Schüler Marcel Sahlmüller und Christian Behr, Geschäftsführer Benedikt Müller und der Gerolzhöfer Betriebsleiter Erhard Renz.
    Frühzeitige Berufsorientierung: Zur Präsentation des Projekts bei Müller-Landtechnik in Gerolzhofen kamen (von links) GbF-Geschäftsführerin Gertrud Türk, Mittelschul-Konrektor Horst Fröhling, Dieter Scheidler von der Agentur für Arbeit in Schweinfurt, Mittelschul-Betreuungslehrer Andre Kraus, Schulrätin Veronika Klose, Projektmitarbeiterin Johanna Wiedenmann, Thomas Stelzer, Vorstandsvorsitzender bei der Agentur für Arbeit, die Schüler Marcel Sahlmüller und Christian Behr, Geschäftsführer Benedikt Müller und der Gerolzhöfer Betriebsleiter Erhard Renz. Foto: Foto: Finster

    Das Projekt Berufsorientierungsnetzwerk (BON) hat zwar einen fürchterlich langen Namen, ermöglicht auf der anderen Seite aber den denkbar kürzesten Weg zwischen Mittelschülern und Betrieben. Seit Beginn des Schuljahres nehmen etwa 225 Achtklässler aus allen neun Mittelschulen des Landkreises Schweinfurt an dem Projekt teil, das nach ersten Erfahrungen nun offiziell bei Müller Landtechnik in Gerolzhofen vorgestellt wurde.

    Beim alternativen Praktikumsmodell BON ist es nicht mit einem der bisher üblichen Schnupperpraktika über einen kurzen Zeitraum getan. Zu den Komponenten von BON gehören eine kompakte Praktikumswoche zum Kennenlernen der betrieblichen Abläufe und vor allem ein Praxistag pro Woche jeweils am selben Wochentag über einen Zeitraum von mehreren Monaten.

    Beide Seiten – Betriebe und Schüler – sollen von diesem Projekt profitieren: Die Betriebe bekommen Praktikanten, die nicht einfach zugewiesen sind, sondern sich wirklich für einen Beruf interessieren. Betriebsinhaber lernen Schüler über einen längeren Zeitraum kennen.

    Auf der anderen Seite gewinnen Schüler eine realistischere Vorstellung von ihrem Berufswunsch und auch einen Überblick über das, was der Arbeitgeber erwartet. Sie sehen auch, wozu schulisches Wissen nötig sein kann. Und sie lösen eine betriebliche Aufgabe und präsentieren ihren Weg dazu. Für die Achtklässler ist die Teilnahme am Projekt verbindlich, die Lösung der betrieblichen Aufgabe geht auch in die Schulnote ein.

    Bei diesem Projekt arbeiten die Gesellschaft zur beruflichen Förderung (GbF), das Staatliche Schulamt, die Agentur für Arbeit, Schulen und Betriebe zusammen. GbF-Geschäftsführerin Gertrud Türk sagte in Gerolzhofen, die Erfahrungen aus anderen Regionen habe dazu ermutigt, auch im Landkreis Schweinfurt mit BON zu beginnen.

    Thomas Stelzer, Vorsitzender der Geschäftsführung bei der Agentur für Arbeit in Schweinfurt, gestand, die Agentur beteilige sich nicht ohne einen gewissen Eigennutz am Projekt. Es gelte nämlich die Zahl der Ausbildungsabbrecher zu verringern und da sei BON ein gutes Instrument. Stelzer sagte auch, was das Projekt kostet: 600 000 Euro. Den Betrag teilen sich die Agentur für Arbeit und das Bayerische Kultusministerium je zur Hälfte.

    Sozialverhalten in der Berufswelt

    „Ich habe gelernt, dass ich auf der Arbeit keinen anschnauzen darf.“ Diese Erkenntnis einer Schülerin hat Schulrätin Veronika Klose besonders beeindruckt. Das zeige, dass es bei diesem Projekt um Sozialverhalten außerhalb der Schule gehe.

    Natürlich fordere BON auch den Schulen einen hohen Organisationsaufwand ab. Die Schüler sind einen Tag weniger da und trotzdem sollen ihnen alle wichtigen Stoffe vermittelt werden. Betroffen sind allerdings nur Regelklassen an der Mittelschule. Die M-Zweige sind nicht beteiligt, weil hier doch noch mehr die Stoffvermittlung im Mittelpunkt steht. Klose wies auch darauf hin, dass die hohe Zahl der Ausbildungsabbrecher nicht auf Mittelschüler zurückzuführen ist.

    Horst Fröhling, Konrektor der Mittelschule Gerolzhofen, und Betreuungslehrer André Kraus, waren sich einig, dass das Projekt den Schülern viel bringt und der Unterrichtsausfall zu kompensieren sei. Aus Gerolzhofen sind die 8 a und 8 b mit 42 Schülern und neben Kraus auch Lehrkraft Melanie Ebert beteiligt.

    Benedikt Müller, Geschäftsführer von Landtechnik Müller, bestätigte, dass durch das Praktikum sicher auch Lehrverträge entstehen. Im Praktikum bei Müller erfahren die Schüler zum Beispiel, dass ein Landmaschinenschlosser im Gegensatz zu vielen anderen Berufen auch noch schwere körperliche Arbeit leisten muss. So etwas sei gut zu wissen, bevor ein junger Menschen einen Beruf ergreift.

    Den Netzwerkern fällt es laut Johanna Wiedenmann, Projektmitarbeiterin bei der GbF, nicht schwer, genügend Betriebe zu finden, die Praktikumsplätze zur Verfügung stellen. Allein im Landkreis Schweinfurt hätten rund 1000 Betriebe die Vorteile für sich erkannt, darunter hauptsächlich kleine und mittlere, aber auch einige Großbetriebe in Schweinfurt. Längst sei der demografisch bedingte Wettbewerb um Berufsnachwuchs im Gange, ergänzte Thomas Stelzer dazu.

    Der junge Alitzheimer Marcel Sahlmüller will Binnenschiffer werden. Bei Müller Landtechnik hat er gelernt, wie Maschinen technisch funktionieren. Seine bemerkenswerte Erkenntnis: „An manchen Tagen im Praktikum wäre ich lieber in die Schule gegangen, an manchen Schultagen lieber ins Praktikum.“

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