Die Nachfrage aus der eigenen Gemeinde nach Bauplätzen lässt aktuell nach. Gleichzeitig ist die finanzielle Situation Euerbachs schwierig. Zwei Gründe, die die Gemeindeverwaltung und den Gemeinderat zum Nachdenken über das geplante Baugebiet "Am Steigberg" in Euerbach anregten. Das Ergebnis: Statt alle 27 geplanten Bauplätze jetzt schon zu erschließen, soll zunächst ein erster Bauabschnitt mit 13 Plätzen gebildet werden.
Der Sitzungssaal des Euerbacher Rathauses war voller Zuhörer, vor allem aus dem Altort. Sie fürchten wegen des Baugebiets und des geplanten unterirdischen Regenrückhaltebeckens auf der Schäferswiese an der Euer Überflutungen bei Hochwasser. Man nehme diese Sorgen ernst, meinte Bürgermeisterin Simone Seufert. Sie versprach, dazu eine Informationsveranstaltung mit Experten Anfang nächsten Jahres zu veranstalten. Es solle gezeigt werden, wie viel Wasser mehr im Altort ankomme und was das tatsächlich dort ausmache.
Für das Baugebiet "Am Steigholz" gibt es aktuell schon Baurecht, sagte sie. Allerdings fehlt noch die wasserrechtliche Genehmigung. Seufert erläuterte, dass von den 130 Interessenten an einem Bauplatz 55 aus der Gemeinde kämen. Davon hätten 30 mittlerweile andere Wohnlösungen gefunden. Zudem seien zehn Sömmersdorfer dabei, für die die geplante Baugebietserweiterung in ihrem Ort in Frage käme.
310.000 Euro Ersparnis
Grundsätzlich wolle man vorrangig für Gemeindebürger Bauplätze schaffen. Angesichts der aktuellen Wirtschaftslage und hoher Baukosten könnten oder wollten sich etliche Bauwillige das Bauen derzeit aber nicht leisten. Für die Gemeinde stelle sich die Frage, mit einer Erschließung in Vorleistung zu gehen und dann Gefahr zu laufen, diese Investition nicht zurückholen zu können, so Seufert. Daher wurde das Planungsbüro Kirchner beauftragt zu prüfen, ob eine Teilerschließung machbar sei.
Aus technischer und rechtlicher Sicht sei dies möglich, führte Planer Matthias Kirchner aus. Die derzeitige Erschließungsplanung gehe von der Entwässerung der gesamten Außengebiete – inklusive möglicher späterer Baugebiete – am topografisch höchsten Punkt, oberhalb des Steigbergs, aus. Bei einer aktuell angepeilten Verkleinerung des geplanten Baugebiets auf die südliche von zwei Stichstraßen müsste der Regenwasserkanal im Altfeldweg, der das Wasser vom Baugebiet hinunter zur Euer leitet, nicht ertüchtigt werden, so Kirchner. Was 310.000 Euro erspart.
Das Regenrückhaltebecken auf der Schäferswiese, wofür der Abwasserzweckverband zuständig ist, sollte sofort in der nötigen Größe für das ganze Baugebiet errichtet werden, meinte Kirchner. Die Mehrkosten von 200.000 Euro für die Gemeinde bei der unterirdischen Verlegung in sogenannten Blue Boxen würden auch bei einer Teilerschließung bleiben.
Umlegung nicht nötig
Eine Umlegung der Fernwasserleitung sei nicht nötig, so der Planer, was 200.000 Euro spare, aber einen Bauplatz weniger zulasse, statt 14 dann 13. Die Haupterschließung läge statt bei 1,1 Millionen Euro dann bei 600.000 Euro, so Kirchner.
Unterm Strich würden statt 2,23 Millionen Euro zunächst etwa eine Million Euro Erschließungskosten für die Gemeinde entstehen. Auf Nachfrage von Jochen Kraft sagte die Bürgermeisterin, bei der Preiskalkulation für die Grundstücke müsste aber das ganze Baugebiet betrachtet werden.
Zu den Bedenken der Anwohner der Schäferswiese wegen Überflutungen, noch einmal vorgebracht von Rätin Andrea Lettowsky, erklärte der Planer, er verstehe solche Ängste. Die wasserrechtliche Planung sei aber anhand von Regularien erstellt worden und die Bedenken seien aus Sicht der Fachbehörden nichtig. Bei Hochwasser würde eine minimale Mehrwassermenge an der Euer ankommen, die verschwindend gering wäre.
Aktuell werde ja die gesamte Außenfläche am topografisch höchsten Punkt über den bestehenden Regenwasserkanal in die Euer geleitet. Künftig müsse das Außeneinzugsgebiet minus Baugebiet betrachtet werden, dessen Versiegelungsfläche hinzukomme, "minimal etwas mehr".
Zusätzliche Wasserrückhaltung
Künftig werde für das Wasser aus dem Baugebiet aber zusätzlicher Retentionsraum mit dem Regenrückhaltebecken geschaffen. Diese Blue Box stehe immer leer, sie entleere sich im Hochwasserfall über eine Drosselung in die Euer. Hinzu komme, dass auf den Baugrundstücken eine zusätzliche Wasserrückhaltung in Zisternen erfolge.
Man solle neu überlegen, und aus Kostengründen ein überirdisches Becken bauen, meinte Uwe Böhm. Zumal die 200.000 Euro Mehrkosten auf die Bauplätze umgelegt würden. Alexander Zirkel verwies auf den damaligen Gemeinderatsbeschluss. "Die Fläche mitten im Dorf soll nicht verschandelt werden".
Eine Wasserableitung über die "Lärchli" hinunter zur Euer fragte Jochen Kraft nach. Schon vor Jahren sei mit einer aufwändigen Untersuchung nachgewiesen worden, dass die Topografie das nicht zulasse, so der Planer. Einmütig stimmte der Gemeinderat anschließend für eine Erschließung in zwei Bauabschnitten, vorbehaltlich der Haushaltslage der Gemeinde.