Mias Wunsch ist einfach, aber groß: „Ich will anderen Kindern und Tieren das Leben retten.“ Schon seit sie sechs Jahre alt war, will sie zur Feuerwehr, erzählt die Neunjährige. Da war sie noch zu jung, zumindest wenn es nach dem bisherigen Standard geht. Heute, endlich, ist der große Tag: Die erste offizielle Kinderfeuerwehr im Landkreis Schweinfurt wird am Feuerwehrhaus in Dittelbrunn eröffnet.
Bürgermeister Willi Warmuth ist gekommen und verspricht eine Runde Eis fürs Grillfest im Sommer. Auch Kreisbrandrat Holger Strunk heißt die Kinder herzlich willkommen in der Feuerwehr. Und Nadine Bechmann, die das Ganze mit zehn Helfern im Team organisiert, sagt den Kleinen, die mit großen Augen Großes erwarten: „Feuerwehr ist füreinander da sein.“ und „Ich freue mich riesig, dass ihr euch traut zur Kinderfeuerwehr zu kommen.“ Per Handschlag wird jedes einzelne Kind begrüßt.
36 Anmeldungen zur Kinderwehr
„Es ist wichtig, dass man einem Kind ein soziales Engagement mitgibt“, sagt Strunk gegenüber dieser Redaktion. Er geht davon aus, dass die Dittelbrunner Kinderfeuerwehr die erste von bald weiteren im Landkreis sein wird. Denn der rechtliche Rahmen hat sich kürzlich geändert.
Bis vor kurzem war die Kinderfeuerwehr für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren eine Frage der Versicherung: Jeder Feuerwehrverein, der eine einrichten wollte, musste bis Ende 2015 eine zusätzliche Police abschließen, die auch Kinder unter zwölf Jahren berücksichtigt. Zusätzliche Kosten, die meist nicht in den dünnen Etat der Freiwilligen Feuerwehren passten. Nun hat der Landesfeuerwehrverband (LFV) Bayern bei der Versicherungskammer Bayern eine Gruppenunfallversicherung abgeschlossen, die Kinder in den Kindergruppen der Mitgliedsfeuerwehren versichert. Auf die Feuerwehrvereine kommen keine Extraversicherungen mehr zu.
36 Anmeldungen hat Nadine Bechmann vor offizieller Eröffnung gelistet, 25 Jungs, elf Mädchen. Wegen des großen Andrangs werden nur noch Kinder aus Dittelbrunn aufgenommen, sagt sie. Eltern und Kinder von außerhalb muss sie derzeit enttäuschen. Das Interesse war nicht vorherzusehen: „Fünf sollten es schon sein, damit es sich lohnt“, soll Kommandant Thomas Hammer gesagt haben. Im Rückblick muss Bechmann darüber lachen.
Am Eröffnungsnachmittag am vergangenen Montag dürfen alle nacheinander im eindrucksvollen Löschgruppenfahrzeug mitfahren – und mit dem extra mit Wasser statt mit Pulver befüllten Feuerlöscher echtes Feuer löschen. Da darf sogar Noah einmal ran. Auch wenn er mit seinen vier Jahren selbst für die Kinderfeuerwehr noch zu jung ist – er will immer mitausrücken, erzählt seine Mutter Nadine Bechmann, die selbst aktive Feuerwehrfrau ist.
Am 6. Juni geht's los
Noahs große Schwester Mia ist ihm da fünf Jahre voraus. Ab Montag, 6. Juni, wird sie wie die anderen Kinder alle zwei Wochen spielerisch lernen, Gefahrensituationen zu erkennen, außerdem die Feuerwehr Dittelbrunn kennen lernen, basteln oder Ausflüge machen. Auch der siebenjährige Max war beim Vorschlag seiner Eltern gleich Feuer und Flamme. „Er soll das Soziale erleben und für die Gemeinschaft was machen“, sagt sein Vater Joachim Perleth, der selbst vom Dorf kommt und um die Bedeutung einer Feuerwehr im Ort weiß.
Statt Uniform und Helm, die den Älteren vorbehalten sind, bekommen die Kinder einheitliche T-Shirts und Anstecker, die ihr Bild und ihren Namen zeigen. Außerdem erhält jeder einen persönlichen Paten aus der 14-köpfigen Dittelbrunner Jugendfeuerwehr. Nadine Bechmanns Hoffnung: Vielleicht fangen ja ein paar Kinderfeuerwehrler Feuer und bleiben der Feuerwehr Dittelbrunn auch als Erwachsene erhalten.