„Ich mag ihn“, sagt Martin Rügamer, der Leiter des Hegerings Gerolzhofen, über den Fuchs. Durch seine Listigkeit ist er allemal eine Herausforderung für den Weidmann. „Im direkten Duell geht der Jäger öfter mal als zweiter Sieger heim.“ Dennoch gehört der Fuchs in Rügamers Augen bekämpft. „Es gibt zu viele Füchse, weil sie in den Revieren unterschiedlich intensiv bejagt werden“, erklärt der Hegeringleiter. Das gelte zwar auch für die privaten Reviere, besonders aber für den Staatsforst. Der Blick auf die Fuchsstrecke in Bayern (siehe Grafik) verrät in den Augen Rügamers, dass der „rote Räuber“ eindeutig zu wenig geschossen werde.
Hauptmotiv, den Fuchs in Ruhe zu lassen, ist für den Hegeringleiter, dass ein erlegter Meister Reineke heute keinerlei Verwertungszweck mehr hat, sondern dem Jäger nur Umstände bereitet. „Nur in einigen Kantonen der Schweiz gilt sein Fleisch als Delikatesse, aber das ist sicher gewöhnungsbedürftig“, sagt Rügamer. Hierzulande aber bestehe im Gegensatz zu früher kein Interesse mehr am Fell des Fuchses, für das der Kürschner dem Jäger einst gutes Geld gezahlt hat. Zum einen sei es heute aus ethischen Gründen für viele Frauen nicht mehr opportun, Pelz zu tragen. Weit schwerer noch wiege der Umstand, dass ein Fuchsfell von Bandwurmeiern durchsetzt sein kann. Schon durch bloßes Einatmen oder eine leichtes Berühren des Fells ohne Schutzhandschuhe kann sich der Mensch diesen gefährlichen Parasiten einhandeln.
Um festzustellen, wie hoch der Befall Reinekes durch den Fuchsbandwurm oder die Tollwut ist, sind die Jäger aufgerufen, erlegte Füchse beim Veterinäramt abzuliefern. Damit sind sie zwar das Problem der Entsorgung los, ein Aufwand bleibt es aber doch.
Naturschützer sehen nun hinter dem Jagdeifer in den privaten Revieren ein egoistisches Motiv: Der Weidmann wolle den Fuchs nur loshaben, damit sein Niederwild gut gedeiht. Das ist für Martin Rügamer aber nur die halbe Wahrheit: „Der Fuchs räumt auch die Nester von Bodenbrütern aus und unter denen sind viele geschützte Arten.“
Der Fuchs hat keinen natürlichen Feind mehr. „Die vereinzelt auftretenden Uhus, die es im Steigerwald noch gibt, fallen nicht ins Gewicht“, so Rügamer. Zum zweiten wird der Fuchs durch aus der Luft abgeworfene Köder auch vor der Tollwut geimpft und hat so keine Ausfälle mehr durch diese Krankheit. Auch der Bandwurm dezimiert den listigen Räuber nicht.
„Wenn wir den Fuchs nicht in einem bis zwei Jahren intensiv bejagen, wird die Population explodieren“, befürchtet Rügamer. Ein Fuchspaar kann sechs bis acht Junge haben. Deshalb haben die Jäger in Rügamers Hegering für den Februar eine intensive Hatz auf Meister Reineke ins Auge gefasst, mit Ansitzjagd und auch Bejagung direkt am Fuchsbau.
Das soll aber nicht bedeuten, dass der Jäger den Fuchs ausrotten will. Es gehe lediglich darum, den Bestand in Grenzen zu halten. „Ich bin weder für nur noch schießen noch für nur noch schonen“, spricht sich Rügamer für einen Mittelweg aus.
Die von der angekündigten Bejagung betroffenen Reviere liegen im Vorsteigerwald um Gerolzhofen, Frankenwinheim, Lülsfeld und Schallfeld, aber auch im Steigerwald bis hinauf nach Geusfeld und Altmannsdorf. „Die Bejagung durch uns wird aber eine Sisyphusarbeit bleiben, wenn nicht auch in den staatlichen Revieren etwas passiert“, befürchtet Rügamer. Von dort werde der Fuchs immer wieder nachdrücken.
Dass die Fuchsjagd im Staatswald keine große, Rolle spielt, räumt Ulrich Mergner, Leiter des Forstbetriebs Ebrach ein. Das liege aber daran, dass die Staatsjagden des Forstbetriebs fast ausschließlich in großen Waldgebieten liegen. Und dort sei der Fuchsbestand deutlich niedriger als im Feld. „Füchse sind typische Kulturfolger, die sogar in Siedlungen und Großstädten leben können“, verdeutlicht Mergner. Trotz seiner geringeren Präsenz ist der Fuchs auch im Staatswald bei Bewegungsjagden freigegeben. „Allerdings wird er bei uns ebenso wenig wie bekämpft wie das Wildschwein oder das Reh. Wildtiere sind Lebewesen, die nur bei Vorliegen eines vernünftigen Grundes getötet werden dürfen“, so Mergner.
Im Bereich des Forstbetriebs darf der Fuchs nur bis zum 1. Februar erlegt werden. „Sollte es aber in Siedlungsnähe Probleme mit Füchsen geben, würden wir eine Ausnahme von der Schonzeit machen“, kündigt der Forstmann an.
Erfolgreiche Fuchsjäger fordert Mergner auf, das erbeutete Fell sinnvoll zu nutzen, es also zu einem warmen Mantel oder zu einer Pelzmütze zu verarbeiten.
Dass auch aus dem Staatsforst Füchse für Untersuchungen im Veterinäramt Schweinfurt überlassen werden, bestätigt dessen Leiter Dr. Thomas Wiethe. Tollwut ist seit Februar 2006 deutschlandweit bei keinem Fuchs mehr festgestellt worden. Zehn bis 30 Prozent dieser Tierart sind allerdings vom Fuchsbandwurm befallen. Besondere Vorsicht, also Handschuhe und Mundschutz, müsse hier in der Tat der Jäger walten lassen, wenn er mit dem Fuchs in Berührung kommt. „Ansonsten aber besteht kein Grund, das Thema Fuchsbandwurm zu dramatisieren“, sagt der Veterinär.