Der Beirat der Stadt Schweinfurt für Menschen mit Behinderung scheut eine Konfrontation mit der städtischen Bauverwaltung nicht. In der Kritik steht vor allem das Hochbauamt, das sich um das durch die Beiratssatzung verbriefte Recht auf Beteiligung bei Bauprojekten nicht schere, hieß es in der Vollversammlung im großen Sitzungssaal des Rathauses.
Dass bei einem kürzlich von Bürgermeisterin Sorya Lippert anberaumten Gespräch zum Zwecke der Klärung offener Fragen Baureferent Ralf Brettin (entschuldigt) und Baujurist Jan von Lackum (unentschuldigt) nicht erschienen waren, hat Stimmung weiter angeheizt.
Am Mittwochabend stand das Thema schnell im Mittelpunkt, nachdem Vorsitzender Manfred Neder auf den Aktionsplan „Barrierefreies Schweinfurt 2025“ verwiesen hatte. Sowohl beim koordinierenden Begleitausschuss wie auch in den Fachgremien sei das Engagement der Beiräte gefragt. An den sieben bis acht Expertengremien werde man sich einbringen, so der Vorsitzende.
Nachdem Neder die Zusammenarbeit im Vorstand (Neder, Herbert Hennlich, Rudolf Schmitt und Norbert Sandmann), die Unterstützung durch Geschäftsstellenleiter Andreas Gehring, die Aufgeschlossenheit von Sozialreferent Jürgen Montag und besonders den Einsatz von Corina Büttner (Leiterin Amt für soziale Leistungen) gelobt hatte, sprach er ein erstes Ärgernis an. Von der Umgestaltung des Deutschhof-Marktplatzes habe er zufällig erfahren, erst in letzter Minute für eine behindertengerechtere Ausführung sorgen können.
Trotz hitziger Gespräche und „Rabatz“ funktioniere die Zusammenarbeit mit dem Baureferat nicht wirklich, so Neder. Während der Beirat beim Tiefbau in der Regel eingeschaltet werde, kümmere sich der Hochbau nicht um die Eingaben des Beirats, – etwa die zu der Neugestaltung der ehemaligen US-Wohnsiedlung am Kennedy-Ring. Konkrete Antworten habe man weder zu gestellten Anträgen noch zu Anfragen erhalten.
Als weiteres Beispiel für die Alleingänge der Bauverwaltung wurden die neuen Gehbahnen im Stadtteil Zürch genannt. Weil viel zu schmal, sei für Rollstuhlfahrer kein Begegnungsverkehr möglich. Ein Anfrage beim Beirat hätte den Pfusch (so ein Beiratsmitglied) vermieden. Bedauert wurde die Entscheidung der Stadt, den Behindertenparkplatz vor dem sozialen Zentrum am Schrotturm zu streichen. Ersatz soll es an der Ecke zur Jugendgasse geben. Auf Erkundung ist der Beirat für das Anliegen gehörloser Autofahrer gegangen. Ein kleines Zusatzgerät im Auto warnt optisch, wenn sich von hinten ein Einsatzwagen nähert, falls dessen Martinshorn mit einem speziellen Sender ausgerüstet ist. Die Polizei hat eine Prüfung zugesagt. Lob gab es für den Stadtbus. Nahezu alle Anregungen seien umgesetzt, freute sich Vorsitzender Neder.