Mit dem Zustand der Scheune des Oberschwarzacher Schlosses beschäftigten sich die Mitglieder in der Jahresversammlung des Fördervereins. Die Gäste hörten einen Vortrag über die Ergebnisse der Untersuchung der auf dem Schlossareal gelegenen Zehntscheune. Referent war Ingenieur Bernd Hußenöder vom Ingenieurbüro Hußenöder und Merz aus Würzburg. Seine Firma war von der katholischen Kirchenstiftung mit der Untersuchung des Gebäudes in statisch-konstruktiver Hinsicht beauftragt worden. In der Versammlung ging es insbesondere um die Schäden.
Die Schäden an der Substanz des Gebäudes sind laut Hußenöder umfangreich. Die hölzerne Dachkonstruktion sei durch den Eintritt von Wasser stark geschädigt. Die Neigung der Außenwände deute auf eine unzureichende Versteifung hin. Sie seien nicht hinreichend gegen Umstürzen gesichert. Gefährlich sei das Gewölbe über dem Kellerabgang. Dieses sei durch zwei Stützen, die darauf stehen, nicht mehr standsicher. Es müsste konstruktiv instandgesetzt werden.
Detailliert ging der Ingenieur auf die einzelnen Gebäudeteile ein. Üppig dimensioniert sei der dreistöckige Kehlbalkendachstuhl aus Nadelholz. Im Zuge früherer Sanierungsarbeiten seien einige Schadstellen behelfsmäßig instand gesetzt worden. So wurden schadhafte Sparren durch Begleithölzer verstärkt. Einige Feuchteschäden seien notdürftig repariert. Bei Umbaumaßnahmen habe man im Erdgeschoss eine massive, profilierte Eichenholzstütze eingebaut.
Unerklärlich ist Hußenöder die Schiefstellung der Dachsparren im südlichen Gebäudeteil. Sie verlaufen nicht rechtwinklig zur Außenwand, sondern sind schräg angeordnet, obwohl das Gebäude einen nahezu rechtwinkligen Grundriss hat.
Systemschäden konnten am Dachtragwerk nicht festgestellt werden, sagte der Ingenieur. Allerdings seien einige Substanzschäden erkennbar, die vor allem durch die Einwirkung von Feuchtigkeit hervorgerufen sei, die durch die offenen Fenster der Dachgauben eindringe. An vielen Stellen seien die Köpfe der Deckenbalken, die zugehörigen Sparrenfüße und das profilierte Holzgesims zerstört. Teilweise wurden diese Schäden provisorisch repariert.
Die Deckenbalkenebene über dem Erdgeschoss im mittleren Gebäudeteil sei offenbar nachträglich zur Aufnahme höherer Lasten verstärkt worden, so Hußenöder. Er nannte weitere Anhaltspunkte für einen Umbau der Scheune in der Vergangenheit.
Die Außenwände der Scheune weisen laut Hußenöder keine nennenswerten Risse auf. Allerdings hätten sich im mittleren Gebäudeteil die Wände verformt. Die Außenwände hätten dabei eine deutliche Schiefstellung in Richtung Osten. Die Wände innerhalb der Scheune seien als Fachwerk konzipiert und hätten keine konstruktive Verbindung zur massiven Außenwand. Er zählte weitere Schäden auf, unter anderem am Fachwerk.
Nur in der Gebäudemitte sei das Gebäude unterkellert, so der Ingenieur. Eine Fachwerkwand und zwei Holztüren im Erdgeschoss lägen direkt auf dem Tonnengewölbe auf. Schäden, welche die Tragfähigkeit beeinflussen, seien dennoch nicht erkennbar. Jedoch sei der überwölbte Kellerabgang einsturzgefährdet: Zwei Holzstützen ständen direkt auf dem Gewölbescheitel, der sich bereits deutlich durchbiege, so Hußenöder. Die Stützen drohen das Gewölbe zum Einsturz zu bringen.
Als Maßnahmen müssten laut Hußenöder zunächst die Schäden an der Dachkonstruktion zimmermannsmäßig instand gesetzt werden. Hierfür sei die Dacheindeckung zu entfernen und zu erneuern. Die Stützen im Erdgeschoss müssten abgefangen werden, um das Gewölbe über dem Kellerabgang zu entlasten. Dieses Gewölbe könnte anschließend wieder hochgedrückt und stabilisiert werden.
Die Wände im südlichen und mittleren Teil des Gebäudes müssten versteift werden. Das könnte beispielsweise durch den Einbau von Verbänden in der Dachdecke erfolgen. Die Fachwerkwände müssten mit den Außenwänden konstruktiv verbunden werden, um Kräfte zu übertragen.
Die Scheune sei baugeschichtlich interessant, so Hußenöders Fazit. Ihr Zustand sei nicht so schlecht, wie er sein könnte, sagte der Ingenieur. Das Problem sei die Größe des Gebäudes, was viel Geld für eine Sanierung erforderlich mache. Einen genauen Betrag nannte er nicht, da man für die Scheune erst ein Nutzungskonzept benötige, um zu wissen, was und vor allem wie es hergerichtet werden müsste. Eine Sanierung könnte in mehreren Bauabschnitten erfolgen. Wenn man nichts an der Scheune mache, werde sie verfallen.