Die 137. Delegiertenversammlung des Rhönklubs im Kulturhaus wird in die Geschichtsbücher des Vereins eingehen. So zerstritten im Hauptvorstand wie in der Kommunikation mit den Zweigvereinen hat sich der Rhönklub in vergangenen Jahrzehnten nie in der Öffentlichkeit gezeigt. Emotionen kochten hoch. Präsident Ewald Klüber konnte die Wogen des Unmuts nicht glätten. Wenigstens bekam Regina Rinke ihre Ernennungsurkunde zur Ehrenpräsidentin. Damit wurde unter die medienträchtigen Streitereien zwischen ihr und dem Präsidenten zumindest in dieser Sache ein Schlussstrich gezogen.
Teilweise außer Kontrolle
Das kurz vor der Versammlung über Breitungen und der Rhön niedergehende Gewitter war nur der Auftakt zu einem Donnerwetter im Rhönklub. Die Delegiertentagung der 137. Hauptversammlung des Rhönklubs geriet phasenweise völlig außer Kontrolle, erlebte Wiederholungen von Abstimmungen und einen überforderten Hauptvorstand, der die Leitung der Sitzung nicht im Griff hatte. Vom Motto über den Zweigvereinsfahnen „Zeichen setzen für die Rhön“ blieb in der Versammlung nichts übrig. Breitungens Bürgermeister Ronny Römhild hatte in seinem Grußwort der Versammlung einen guten Verlauf gewünscht und gemahnt, dass zwei bockige Seiten nichts erreichen. Im Laufe des Nachmittags – die Tagung dauerte fast doppelt so lange wie anberaumt – sollte diese Mahnung im Gewitterregen ungehört verhallen. Zu viel hatte sich in den letzten Monaten im Rhönklub, im Vorstand und in den Zweigvereinen aufgestaut. Es brauchte Platz zum Ausbrechen. Und das ausgerechnet in der Delegiertenversammlung.
Präsident Klüber war einen ungewöhnlichen Schritt gegangen bei der Wahl zweier Wahlleiter (Klaus Schwab und Bernd Günder), die alle Abstimmungen vornehmen sollten. Eigentlich hatte in der Vergangenheit immer der Vorsitzende die Stimmen ausgezählt, was aber Klüber nach eigenen Angaben in der letzten Sitzung Kritik eingebracht hatte. So mühten sich die Wahlleiter zur Genehmigung des Protokolls, was eigentlich nur Formsache ist. Mit tosendem Beifall wurde der Antrag des Zweigvereins Frankenheim zur Aufnahme in den Gesamt-Rhönklub einstimmig von den Delegierten entgegengenommen. Auch der Beschluss, den Zweigverein Hanau der Region Fulda einzuverleiben, ging problemlos durch.
Im Jahresbericht betonte Präsident Klüber Funktion und Bedeutung des Rhönklubs. Er will künftig nicht nur dem Wandern, sondern auch dem Radfahren, Klettern und anderen Sportarten den Weg in den Rhönklub ermöglichen. „Wir sind kein Wanderverein nur für alte Leute“, sagte Klüber. 2012 ist die Zahl der Mitglieder im Rhönklub um rund 200 gesunken, auch die Verteilung der Ehrenämter bereitet dem Klub immer größere Probleme. Klüber verwahrte sich gegen die Stimmung, die in manchen der 88 Zweigvereine gegen ihn gemacht werde. „Da wird mir vorgeworfen, ich sei ein Diktator“, vermerkte der Präsident konsterniert. „Ich habe immer mehr das Gefühl, im Rhönklub isoliert zu sein“, so Klüber.
Bei der Aussprache der Versammlung zu den Berichten sollte es noch schlimmer werden. Unter anderem warf Gersfelds frühere Bürgermeisterin Margit Trittin, heute Vorsitzende des Zweigvereins Gersfeld, warf Klüber mangelnde Kommunikationsfähigkeit vor. Ein Vorwurf, den der Präsident nicht restlos entkräften konnte. Nicht nur auf der Ebene der Kommunikation hakt es im Rhönklub, auch im Hauptvorstand. Schriftführerin Elisabeth Hauck, Pressewart Bernd Müller-Strauß und Naturschutzwart Matthias Marbach wollen so schnell wie möglich ihr Amt niederlegen. Beim Pressewart besonders heikel, da dieser auch Vizepräsident ist. Müller-Strauß ließ es gar zum Eklat kommen und verließ wutentbrannt und Kugelschreiber werfend das Podium, nachdem er sich mit Klüber vor der Versammlung darüber gestritten hatte, ob seine Arbeit in der Redaktion der Rhönklub-Zeitung noch gewünscht sei. „Ich kämpfe weiter“, sagte Müller-Strauß. „Eine Zusammenarbeit mit Klüber kann ich mir nicht mehr vorstellen“, so der Vizepräsident und Pressewart.
Diskussionen gab es auch zum Bericht des Schatzmeisters Ehrhardt Berndt. Dieser bekam zwar Lob für die Umstellung der Bücher von der Kameralistik auf die doppelte Buchführung, patzte dann aber, weil er die vollständigen Unterlagen zur genaueren Prüfung in der Delegiertenversammlung nicht vorliegen hatte.
Richtig kompliziert wurde es mit den Entlastungen der Vorstandschaft. Hier lag der Delegiertenversammlung ein Antrag der Region Saale-Sinn vor, der eine geheime und einzelne Abstimmung über die Entlastung des Hauptvorstandes forderte. Erst nach dreimaliger Wahlwiederholung stand die Ablehnung dieses Antrages in der Versammlung fest. Auch die Entlastung des Vorstandes und des Schatzmeisters gerieten zum peinlichen Vorgang, der erst nach mehreren Anläufen geschafft wurde. Wie knapp die gesamte Vorstandschaft an einem Skandal vorbeischrammte, zeigte sich beim Abstimmungsergebnis. Lediglich 170 der zu diesem Zeitpunkt noch 343 anwesenden Zweigvereinsmitglieder votierten bei 28 Enthaltungen für die Entlastung des Hauptvorstandes. Ein Ergebnis, das für Präsident Klüber wie für den Hauptvorstand einer Ohrfeige gleich kommt.
Unrühmliches Kapitel beendet
Unter ein unrühmliches Kapitel der vergangenen Monate zog Klüber einen Strich. Zwei Jahre nachdem sie ihr Amt als Präsidentin abgegeben hat, wurde Regina Rinke zur Ehrenpräsidentin des Rhönklubs ernannt. Eine Laudatio auf die 22-jährige Präsidentschaft Rinkes sparte sich Klüber. Als Grund nannte er die fortgeschrittene Zeit der Versammlung. Regina Rinke nahm von der Delegiertenversammlung stehende Ovationen und minutenlangen Beifall entgegen.
Die nächste Hauptversammlung des Rhönklubs findet im kommenden Jahr in Schlüchtern statt. Ein Vertreter der Stadt bat jedoch, dass man dann wieder in einer harmonischeren Art und Weise in den hessische Luftkurort kommen möge.