Das erste Kapitel im „Jahrhundertprojekt“ wurde vor 18 Jahren geschrieben: 1990 stellte Regionalkantor Rainer Aberle in seinem Gutachten fest, dass ein Neubau der Orgel dringend zu empfehlen sei. Die alte hatte ihren Dienst getan, viele Töne blieben einfach hängen und fremde Organisten hatten größte Mühen, die Orgel zu spielen. Das ist mittlerweile Geschichte.
Die Grundkonzeption der neuen Orgel aus der Orgelmanufaktur Lutz aus Feuchtwangen griff auf die noch gut erhaltene Substanz der alten Franz-Hochrein-Orgel aus dem Jahre 1903 zurück: Ein Großteil des Pfeifenwerkes, der Gehäuse- und Prospektanlage wurde wieder verwendet. Die Orgel wurde so konzipiert, dass sie die Wiedergabe der Orgelmusik des Spätbarock und des 19. Jahrhunderts ermöglicht. Das neue, zweimanualige Instrument hat nun 22 Register in rein mechanischer Weise. Im Gegensatz zur bisherigen pneumatischen Steuerung ermöglicht die mechanische Verbindung eine sehr viel präzisere Spielart, erklärt Regionalkantor Aberle.
Im September 2007 wurde die alte Orgel abgebaut, im März besichtigte man die neue, bereits in ihrem Aufbau befindliche Orgel in der Manufaktur und nun, genau ein Jahr nach dem Abbau, wurde die neue Orgel in den Dienst genommen. Das ganze Dorf feierte mit. Mit den Fahnenabordnungen der Vereine zog der ehemalige Weihbischof Helmut Bauer unter den Klängen der Blasmusik in die Kirche St. Georg zum Gottesdienst ein. Das Himmlische, ja engelsgleiche Instrument solle in der Gemeinde zum Lobe Gottes erklingen, betonte der Weihbischof in seiner Ansprache. Für das großartige Engagement der Gemeinde bei der Umsetzung des Projekts bedankte er sich im Namen der Bistumsleitung.
Die Kosten für die neue Orgel bezifferte Kirchenpfleger Friedrich auf 224 000 Euro. Diese werden durch Zuschüsse, insbesondere des Bistums, durch Eigenmittel und Spenden finanziert. Allerdings klafft in der Finanzierung noch eine Lücke, es fehlen 22 000 Euro.
Zu welch wunderbarem Klangbild sich die neuen Register der Orgel vereinigen können, ließ Regionalkantor Rainer Aberle im Gottesdienst anklingen. Und am nächsten Tag, bei einer kindgerechten Orgel-Führung, machte er den jungen Eßlebenern Mut, dieses Instrument selbst zu erobern. Schließlich, so Aberle: Was nützt das schönste Instrument, wenn es nicht gespielt wird.
Das Wochenende wurde so zu einem Orgelfest. Am Morgen nach der Orgelweihe gab es das erste Orgelkonzert: „Die Kirschin Elfriede“. Organist Andreas Müller, die darstellenden Kinder, der Erzähler Rainer Friedrich, die Sprecherinnen Daniela Graf und Heike Friedrich begeisterten das Publikum. Die Regie hatten Heidi Keller und Karin Keller-Hettrich übernommen.
Bei Führungen brachten Regionalkantor Aberle und Orgelbauer Lutz aus Feuchtwangen Besuchern die Funktion und den Klang der einzelnen Register näher. Am Abend schloss sich ein Mariensingen mit Berthold Häckner an der Orgel an. Dass auch Eßlebens ehemalige Organistin Rosa Oestreicher zwei Lieder begleitete, freute viele. Weitere schöne Momente und Konzerte mit der Orgel werden folgen, war man sich in Eßleben an diesem Wochenende sicher.