Der Neubau für die Buchhandlung Hugendubel am Georg-Wichtermann-Platz sorgt für Gesprächsstoff. Erstens, weil damit neben Thalia in der Stadtgalerie ein zweiter bekannter Name nach Schweinfurt und noch dazu in die Innenstadt kommt. Zweitens, weil sich die Schweinfurter Leser deshalb um „ihre“ etablierte „kleine“ Buchhandlung Sorgen machen. Was – drittens – natürlich auch für die Chefs der Buchhandlungen gilt. Sollte man zumindest meinen.
Jürgen Martens, Chef der Buchhandlung Hansen (Zehntstraße) ist die Ansiedlung der beiden Großen „egal“. Es gebe keine Angst, nur Furcht, sagte er und kündigt als Reaktion „intelligente Lösungen“ an. Hansen mache weiterhin „Dinge, die wir können“, beispielsweise das Firmenkundengeschäft.
Anderer Meinung sind Franziska Bickel und Walter Raab von den Buchhandlungen Vogel (Roßmarkt) beziehungsweise Collibri (Markt). Beide sehen Schweinfurt trotz der Schließung der Rückert-Buchhandlung gut aufgestellt, weshalb sie die Ansiedlung von gleich zwei Branchen-Riesen verwundert. Dass das plötzliche Interesse Hugendubels an Schweinfurt mit dem Zuschlag von Thalia für die Stadtgalerie zu tun hat, sagen sie nicht, aber es klingt durch.
„Kaufmännisch ist das nicht nachvollziehbar“, sagt Raab dazu. Er erwartet deshalb einen Verdrängungswettbewerb der Großen untereinander mit Folgen auch für die Etablierten. Für sein Geschäft rechnet Raab, mit Collibri 30 Jahre dabei, mit einem Rückgang, wenngleich ihn die Lage am Marktplatz dennoch optimistisch bleiben lässt. „Es gibt sicher Nischen“, sagt der Collibri-Chef, der nicht in hektischen Aktionismus verfallen will mit beispielsweise mehr Veranstaltungen. „Wir werden weiterhin intensiv beraten“, setzt er auf die Karte „Service“ und kündigt außerdem optische Veränderungen („Den Laden auf Vordermann bringen“) an. Bisher hätten alle Buchhandlungen „gut leben können“, weil „jeder seine Nische gefunden hat“, sagt Franziska Bickel. Diese homogene Situation werde in einem Jahr vorbei sein, weil künftig auch die „bisherigen Kollegen Konkurrenten werden“. Auch Bickel, die die über 50 Jahre alte Buchhandlung Vogel seit 22 Jahren leitet, lehnt wilden Aktionismus ab. Es werde Lesungen im gewohnten Rahmen und wie gehabt guten Service geben. Bei Vogel werde der Kunde weiterhin persönlich bedient: „Den Kunden sich selbst überlassen, das gibt es bei mir nicht“.
Bickel nutzt das Gespräch mit dieser Zeitung auch dazu, um hartnäckig kursierende Gerüchte zurückzuweisen. Ihre Buchhandlung Vogel werde nicht schließen, weil sie weder bei Thalia noch Hugendubel Geschäftsführerin werde. Dass es aber offensichtlich Gespräche gegeben hat, räumte Bickel ein: „Die Filialisten sprechen immer den lokalen Marktführer an.“ Die Philosophie der Hugendubels und Thalias entspreche aber nicht der ihren. „Mir ist das local acting wichtiger“, sagt Bickel.
Gesprächsthema war der Hugendubel-Neubau gestern überraschend noch einmal im Bau- und Umweltausschuss – wegen einer 14 Tage nach der Baugenehmigung gewünschten Planänderung. Das Gebäude wird hin zum Wichtermann-Platz um zirka einen, in der Apostelgasse um eineinhalb Meter wachsen. Grund: Ein potenzieller Mieter für die Büroetage benötigt mehr Raumhöhe. Dagegen war German Cramer (CSU), wegen der „gewalttätigen Architektur“ . Die Nachbar-Unterschriften fehlen noch.