Vor 75 Jahren haben die Nationalsozialisten auch in Franken begonnen, psychisch kranke und behinderte Menschen bei der sogenannten Aktion T4 in Gaskammern zu ermorden. Am 2. Oktober 1940 brachten Busse 125 Männer und Frauen aus der unterfränkischen Heil- und Pflegeanstalt in Lohr in die Landesanstalt Großschweidnitz, wie die Stiftung sächsische Gedenkstätten mitteilte.
In den folgenden Tagen wurden über 400 weitere Patienten aus den Anstalten Lohr und Werneck nach Ostsachsen transportiert. Mindestens 225 von ihnen wurden dann in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein als „unheilbar Kranke“ und wegen „lebensunwerten Lebens“ ermordet.
Weitere Patienten kamen aus den oberfränkischen Anstalten Bayreuth und Kutzenberg sowie aus kleineren Einrichtungen nach Pirna-Sonnenstein. Auf einer Gedenktafel stehen dort heute die Namen von 749 „Euthanasie“-Opfern aus Franken. Noch immer seien viele Schicksale ungeklärt, da Unterlagen von den Nazis vernichtet wurden oder in der Nachkriegszeit verloren gingen.
Insgesamt wurden in Pirna-Sonnenstein bis 1941 genau 13 720 psychisch kranke und behinderte Menschen ermordet. Daran erinnert seit dem Jahr 2000 eine Gedenkstätte vor Schloss Sonnenstein. Maßgeblich beteiligt an der NS-„Euthanasie“-Aktion T4 war als medizinischer Leiter und Obergutachter Werner Heyde, damals Direktor der Würzburger Psychiatrie.