Das „Kleine Industriemuseum“ in der Spinnmühle nennt Werner Enke das Vorbild. Nur wenige Meter ist das Projekt des Arbeitskreises Industriekultur (AKI) vom „WerkDruck“ entfernt. Der gelernte Schriftsetzer und Drucker meint, dort habe es besser geklappt, da „die Metallrentner in größerer Zahl mitarbeiten.“
Ein zweites Museum soll die Druckwerkstatt an der Gutermannpromenade gerade nicht sein
Enke, seit kurzem ebenfalls Rentner, hat vor zirka zehn Jahren in der Disharmonie eine Satz- und Druckwerkstatt eingerichtet. Er will im WerkDruck aber – und das ist der große Unterschied – „gerettete“ Maschinen und Gerätschaften nicht nur präsentieren, also ein Museum betreiben, sondern in der Druckwerkstatt sollen Ideen umgesetzt, soll experimentiert, gesetzt, gedruckt, altes Handwerk am Leben gehalten werden.
Viele wüssten bisher nicht, welch ein Kulturgut sich im Erdgeschoss der Disharmonie befindet, sagt er. Das Drucken mit beweglichen Lettern, vor über 500 Jahren erfunden, hat die Welt verändert, ähnlich wie nun die digitalen Medien.
Der Drucker und Setzer räumt ein, dass die in Eigenarbeit ausgebaute Werkstatt bisher nicht besonders intensiv genutzt war. Es habe zwar hin und wieder Ausstellungen und Kurse gegeben, wo jeder „selbst Hand anlegen konnte“. Das alles musste aber neben der Erwerbsarbeit geschehen, nach Feierabend. Nun habe er die Zeit, das Werkstatt-Projekt zu intensivieren. Langfristig kann das aber nur erfolgreich sein, wenn sich weitere Mitmacher begeistern lassen.
WerkDruck ist mit allen nötigen Gerätschaften ausgerüstet
Hoffnung machte das Kalenderprojekt Ende 2016, bei dem jeder der Teilnehmer ein Monats-Blatt gestaltete. Was die Mitarbeit gegenüber den vorher angebotenen Workshops erleichterte, war die Möglichkeit, sich nicht an einen festen Termin halten zu müssen, sondern individuell Arbeitstage in Kleingruppen zu bestimmen.
Weil die kleine, aber feine, mit mehreren Buchdruckmaschinen, vielen Setzkästen mit Schriften und einer Schneidmaschine aus alten Druckereien bestückte Druckwerkstatt über die Wintermonate nur begrenzt nutzbar ist, beginnen die geplanten Aktivitäten alsbald in der wärmeren Jahreszeit. Auftakt im Jahresprogramm ist im April eine Ausstellung im Saal der Disharmonie. Titel: „Was im WerkDruck bisher entstanden ist.“
Geplant sind Kurse, eine Johannifeier und regelmäßige Druckereiabende
Wenig später soll ein Kurs starten: „Akzidenzdruck - wir drucken unsere Einladungs-, Gruß-, Trauerkarten.“ Das traditionelle Johannifest der Drucker, das zu Ehren des Erfinders des Buchdrucks, Johannes Gutenberg, im Juni gefeiert wird, wird in der Werkstatt und im Hof davor wieder aufleben. Weitere Ideen gibt es, beispielsweise ein Vater-Mutter-Kind-Druckprojekt. Im Spätsommer wird dann wieder zum Jahreskalender für 2018 aufgerufen.
Das Mitmachen ist nun erleichtert, da individuelle Werkstatt-Belegungen möglich sind. Die „Offene Werkstatt“ an jedem Mittwochabend (ab 19 Uhr) wird beibehalten. „Ehemalige Setzer und Drucker sind gerne gesehen, sie könnten den Novizen mit Rat und fachkundiger Tat bestehen“, animiert Enke die Branchenkollegen zum Mitmachen.
Förderer will ein altes Handwerk am Leben erhalten helfen
Unterstützen kann man das Vorhaben auch durch den kürzlich aus der Taufe gehobenen „Förderkreis WerkDruck“. Die Förderer unterstützen mit einem bewusst niedrig gehaltenen Jahresbetrag (25 Euro) die Unterhaltungskosten der Werkstatt und stellen deren Existenz auf eine breitere Basis. Im Gegenzug werden sie über alle Aktivitäten informiert, bei der Offenen Werkstatt bevorzugt und sie bekommen eine Jahresgabe. Der Kreis ist noch klein, ihnen allen ist aber am Erhalt des Kulturgutes Schrift sowie der Werkzeuge für das Betreiben dieser Handwerkskunst gelegen.
Weitere Informationen erhält man in der Disharmonie, unter Tel. (0 97 21) 44 373, auf der Website www.harrisfeldwegpresse/werkdruck.de. Oder am besten gleich bei einem Besuch der Werkstatt. Über die Mitgliedschaft im „Förderkreis WerkDruck“ informiert ein Faltblatt. Es ist anzufordern über die Disharmonie und bei werkdruck@arcor.de