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SCHWEINFURT: Fast jeder zweite Schweinfurter ist über 50

SCHWEINFURT

Fast jeder zweite Schweinfurter ist über 50

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    Jeder Zweite über 50: Schweinfurt, Stadt der Senioren.
    Jeder Zweite über 50: Schweinfurt, Stadt der Senioren. Foto: Foto: Fuchs-Mauder

    Viele gute Nachrichten hat der erstmals präsentierte Sozialbericht der Stadt nicht. Das 66 Seiten starke Papier listet sämtliche Tätigkeiten von städtischem Sozialamt und Jobcenter im Jahr 2010 auf, präsentiert die schon im Vorschulalter beginnenden Projekte, die bei der Integration und Arbeitsplatzsuche helfen sollen.

    Detailliert gibt der Bericht auch Auskünfte über die Bevölkerungsstruktur. Fast jeder zweite Schweinfurter (43,9 Prozent) ist nämlich älter als 50 Jahre, fast jeder Vierte (24,1 Prozent) über 65 Jahre alt. Zum Vergleich: in Deutschland und Bayern liegt die Quote bei 19,6 Prozent. „Beim Altersaufbau gehört Schweinfurt landesweit zu den älteren Städten“, heißt es denn auch folgerichtig.

    Die Fraktion der Linken hatte die Erstellung einer solchen Zusammenfassung Ende 2009 mit Erfolg gefordert. Im Stadtrats-Ausschuss für Beschäftigung und Soziales stellten das Werk nun Sozialamtschef Dieter Adam und Jobcenterleiter Dieter Kosch vor.

    Zweite schlechte Nachricht zur Bevölkerungsstruktur ist, dass die Einwohnerzahl stetig weiter schrumpft. 2010 waren es mit 53 033 gegenüber 2009 wieder 114 Köpfe weniger. Prognosen sagen laut Adam ein jährliches Absinken von um die sieben Prozent voraus, was auch mit dem Alter der Schweinfurter zu tun hat. Die Frauen sind mit 27 691 in der Überzahl.

    73 Prozent oder 38 761 Schweinfurter sind deutscher Herkunft. 14 272 (26,9 Prozent) haben einen Migrationshintergrund, dabei mitgezählt sind die 6204 in Schweinfurt lebenden Ausländer. Ebenso beachtlich: Jeder zehnte Bürger (5877 oder 11,1 Prozent) hängt als Sozialleistungsempfänger „am öffentlichen Tropf“, formulierte Adam. Die Bedürftigkeit ist besonders bei den Spätaussiedlern, Ausländern und Singles groß.

    Die guten Nachrichten für den Bereich des Jobcenters stehen nicht im Bericht. Leiter Roland Kotsch verkündete sie auf entsprechende Nachfragen. 2010 brachte das im Rückert-Bau sitzende Team – 60 Beschäftigte – immerhin 863 Arbeitslosengeld-II-Empfänger in Vollzeitstellen, 241 in Teilzeitstellen auf dem ersten Arbeitsmarkt unter. Inklusive der 403 in 400-Euro-Jobs vermittelte Klientel wechselten 2010 genau 1773 Leistungsbezieher in Arbeit oder in ein Ausbildungsverhältnis.

    Die Kehrseite: Viele Hartz-IV-Bezieher sind kaum vermittelbar. „Versuchen Sie doch einmal, einen Älteren fast ohne Qualifikation, mit nur geringfügigen Deutschkenntnissen und drei Stunden Arbeitsfähigkeit am Tag zu vermitteln", sagte Kotsch.

    Ein hoher Prozentsatz der Betroffenen sind auch hier Spätaussiedler oder Ausländer. Viele – auch betroffene deutsche Harzt-IV-Empfänger – sind älter als 50 Jahre, hätten erfolglos eine „Vielzahl von Maßnahmen zur Herstellung der Arbeitsmarktfähigkeit durchlaufen“, sagte Kotsch diese Gruppe betreffend fast schon resignierend.

    Handlungsbedarf besteht laut Bericht aber auch für junge „Langzeitleistungsbezieher“: In der Gruppe der 15- bis 25-Jährigen „hartzen“ 37,9 Prozent länger als zwei Jahre, heißt es.

    Am Ende gab es viel Lob, dass es einen Sozialbericht erstmals überhaupt gibt. Aber auch Kritik und Streit. Den löste Sozialreferent Jürgen Montag mit seiner Anregung aus, den Bericht wegen der zeitraubenden Recherchen nur alle zwei Jahre fertigen zu müssen. Sinan Öztürk (Linke) lehnte das ab. Das vorliegende Papier sei wichtig, den dargestellten Zeitaufwand könne er nicht erkennen, da es sich letztlich nur um eine Zusammenfassung ohnehin vorhandener Zahlen und Fakten handele.

    Auch die SPD-Kollegen Kathi Petersen und Theo Hergenröther sahen das so, meinten, dass ein Sozialbericht die Basis für politische Weichenstellungen sei und deshalb jährlich vorliegen müsse. Außerdem sei es der Erstling, der im übrigen noch verbesserungswürdig sei.

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