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Fatigue: Die totale Erschöpfung

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Fatigue: Die totale Erschöpfung

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    Fatigue: Die totale Erschöpfung
    Fatigue: Die totale Erschöpfung

    Ein ernstes Thema mit einem großen Informationsbedürfnis: Der Vortragssaal im Leopoldina war bis auf den letzten Platz besetzt. Bei einem Vortrag der Bayerischen Krebsgesellschaft am Leopoldina sprach Dr. Elisabeth Jentschke vom Psychoonkologischen Dienst des Universitätsklinikums Würzburg über den „Umgang mit tumorbedingter Fatigue“. Dieser schwere Erschöpfungszustand bei Krebs macht sich bemerkbar durch eine außerordentliche Müdigkeit, mangelnde Energiereserven oder ein massiv erhöhtes Ruhebedürfnis, das absolut unverhältnismäßig ist zu dem vorangegangener Aktivitäten.

    500 000 Krebs-Neuerkrankungen gibt es jährlich in Deutschland. „Schon die Diagnose ist ein Schock, der Boden wird den Menschen unter den Füßen weggezogen. Sie reagieren mit Todesängsten, wie soll es nur weitergehen?“, so schildert es die Referentin, die mit großer Klarheit und Empathie, auch in der Fragerunde, mit ihren Zuhörern spricht. Schon bei der Diagnose sollte eine Krebsberatung beginnen. Außerdem sei Krebs nicht immer ein Todesurteil, heute liege die Heilungschance einer Krebserkrankung bei über 50 Prozent. So hoch wie noch nie, sagt die Ärztin.

    Man unterscheidet drei Dimensionen von Fatigue: Körperliche Müdigkeit: Reduzierte Leistungsfähigkeit, vermehrtes Schlafbedürfnis und Müdigkeitsgefühl tagsüber, Gefühl von Schwere der Gliedmaßen („zentnerschwere Beine“). Emotionale Müdigkeit: Motivations- und Antriebsmangel, nachlassendes Interesse, Traurigkeit, Angst, der Wunsch sich zurückzuziehen. Mentale Müdigkeit: Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Ablenkbarkeit, allgemeines Krankheitsgefühl.

    Schon in der Klinik sollte nach Fatigue-Symptomen gefragt werden, fordert Jentschke: Nach Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Angst, Depressionen, Muskelschmerzen, Polyneuropathie. Als Ursachen kommen infrage: Die Krebserkrankung selbst, die Krebstherapie (OP, Strahlen- und Chemotherapie), Blutarmut, Hormonmangel, Beeinträchtigung anderer Organe (Leber, Niere, hormonbildende Drüsen, Knochenmark), Mangelernährung, Elektrolytstörungen, fehlende körperliche Bewegung, Angst und Depression. Angst fördert die Ausschüttung von Stresshormonen, die dem Immunsystem schaden.

    „Für die multimodalen Therapieansätze von Fatigue erfordert es einen Behandlungsplan, der die individuellen Gegebenheiten des Patienten berücksichtigt“, betont Jentschke. Wichtig sei eine gute Ernährung (Vitamin B 6 und B 12 und Folsäure bestimmen lassen), eine zufriedenstellende Schlafqualität, die Aufrechterhaltung von sozialen Kontakten trotz Drang zum Rückzug und Selbsthilfegruppen. Wissenschaftlich nachgewiesen sei der Wert einer körperlichen Bewegung und Entspannung wie etwa durch Yoga.

    In allen Etappen der Tumorerkrankung spielt körperliche Aktivität eine wichtige Rolle: Als Unterstützung der begleitenden Therapie, im Rahmen der Reha als Verbesserung der Funktion und der Heilungschancen und zur Reduktion eines Rezidivrisikos. 30 Minuten körperliche Aktivität an mindestens fünf Tagen pro Woche kann beim Mammakarzinom zu einer Reduzierung dieses Risikos von 23 Prozent führen, so die Expertin.

    Durch Yoga werde die Atmung vertieft, würden Koordination und Gleichgewichts geschult, Muskulatur, Sehnen und Bänder gekräftigt, Stress abgebaut und innere Achtsamkeit gefördert. Seit drei Jahren untersucht die Referentin in einem Studienprojekt die Frage: „Kann Yoga als therapeutische Anwendung in der Krebsbehandlung Belastungen minimieren und gleichzeitig Ressourcen aktivieren?“ Ihre Antwort: Diagramme. Sie zeigen eindeutig nach einer Yogastunde eine deutliche Verbesserung hinsichtlich Schmerz, Fatigue, Luftnot, Angst, eine Verbesserung des Wohlbefindens. „Erste wissenschaftliche Untersuchungen beweisen, dass Yoga in der Krebsbehandlung ein neuer Stellenwert zukommt“, sagt Jentschke. In allen Phasen der Erkrankung sei körperliche Bewegung mit Yoga unter kontrollierten Bedingungen von hohem Wert: Beides verringere die Symptome möglicher Begleiterkrankungen, mache die Therapie besser verträglich, erhöhe die Lebensqualität, mindere die Fatigue- und Stresssymptomatik und reduziere die Angst. Für die von Elisabeth Jentschke geleiteten Yogakurse in Würzburg sind ab Herbst wieder Plätze frei. Anmeldung: Tel. (09 31) 20 12 88 83.

    Psychoonkologin Doris Göb von der Krebsberatungsstelle im Leopoldina verweist auf das umfangreiche Schweinfurter Angebot, dessen Vorträge in Kooperation mit dem Brust- und Gynäkologischen Zentrum und dem Darm- und Pankreaskarzinom-Zentrum und der Vhs stattfinden. Im Vordergrund stehen Einzelberatungen, dazu gibt es ab Herbst neue Gruppenangebote, unter anderem auch einen Yoga-Kurs.

    Anlaufstelle: Psychosoziale Krebsberatungsstelle im Leopoldina-Krankenhaus, 8. Stock, Psychoonkologin Doris Göb, Sprechzeiten Montag bis Mittwoch 9 - 11 Uhr, Tel. (0 97 21) 7 20 22 90, E-Mail: krebsberatung@leopoldina.de

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