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GEROLZHOFEN: Feier in der alten Heimat

GEROLZHOFEN

Feier in der alten Heimat

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    Jahrhundertealte Tradition: Bei den Sanktmartinern wird der Kirchweihstrauß beim Umzug von zwei Paaren voran getragen. Es ist ein Rosmarinstock, geschmückt mit bunten Bändern. Zum Abschluss der Kirchweih wird der Strauß verlost.
    Jahrhundertealte Tradition: Bei den Sanktmartinern wird der Kirchweihstrauß beim Umzug von zwei Paaren voran getragen. Es ist ein Rosmarinstock, geschmückt mit bunten Bändern. Zum Abschluss der Kirchweih wird der Strauß verlost. Foto: Fotos: Karin Sauer

    Fröhlich, unter den Klängen ihrer Heimatkapelle zogen sie am vergangenen Wochenende in die Stadtpfarrkirche in Gerolzhofen ein, die Nachfahren der 380 fränkischen Familien, die ihre Heimat 1724 in Richtung Ungarn verließen. Unter ihnen auch 66 Familien aus Gerolzhofen, die nicht nur das ungarische Elek, sondern auch das benachbarte Sanktmartin im benachbarten Rumänien wiederbesiedelten.

    Aus allen Teilen Deutschlands, überwiegend aber aus dem südbayerischen Raum kamen über 500 Personen – Ehemalige und Nachfahren von Menschen aus Sanktmartin – angereist, sie feierten zum ersten Mal wieder ihre Kirchweih in ihrer alten Heimat. Damals, am 20. Mai 1724, haben sie bestimmt nicht gelacht und getanzt, eine ungewisse Zukunft lag vor ihnen. Sie sammelten sich in der Kirche, um ein letztes Mal in einem deutschen Gotteshaus zu beten – für Gesundheit, Kraft und Durchhaltevermögen.

    „Welche Spannung, welches Gefühlsgemisch muss doch über diesen Gottesdienst damals gelegen sein“, predigte Pfarrer Stefan Mai. Er sei sich sicher, dass auch 1724 mit den Auswanderern die innere Überzeugung mitging: „Gott, wenn du nicht mitkommst, wäre es besser, du ließest uns hier bleiben“, so wie Israeliten beteten, sie wussten dass der Zug durch die Wüste kein Spaziergang werden würde.

    Die 380 Familien hofften inständig, dass von den Werbern des Barons Johann Georg Haruckern nicht in die Irre geleitet wurden. Sie nahmen die Strapazen auf sich, immer auf Gott vertrauend. Nur ein Vierteljahrhundert später war der Ort Sanktmartin schon eine eigene Pfarrei und „es rührt mich, ihre Vorfahren wählten damals St. Martin als Patron ihrer Kirche“, so Pfarrer Mai.

    Abschließend wünschte er allen, dass die jährliche Feier zur Sanktmartin-Kirchweih dazu diene, nie die geistigen Wurzeln der Ahnen zu vergessen.

    Bernhard Fackelmann, Organisator dieses Treffens ging noch einmal auf die schicksalsträchtige Geschichte der Banater Deutschen ein. Die Original Banater Dorfmusikanten und der Kirchenchor Gerolzhofen umrahmten den Gottesdienst musikalisch.

    Nach dem Gottesdienst setzte sich der Kirchweihzug, an der Spitze die Kirchweihpaare, die den Kirchweihstrauß trugen, in Richtung Stadthalle in Bewegung. Doch zuerst tanzten die Paare auf dem Marktplatz noch einen Kirchweihtanz. Sie ernteten viel Beifall von den zahlreichen Besuchern, die sich dieses wundervolle Schauspiel nicht entgehen lassen wollten.

    Alle Paare waren in historischer Tracht, wie schon vor Hunderten von Jahren. Jubelnd zogen anschließend die 35 Paare dann in die voll besetzte Stadthalle ein. Bernhard Fackelmann bedankte sich noch einmal bei den Sanktmartinern, die die erste Kirchweih in Gerolzhofen feiern wollten. Irrtümlich, so der Ahnenforscher aus München, bezeichne man die Banatdeutschen immer als Banatschwaben. „Wir sind keine Schwaben, wir sind Franken“.

    Bürgermeisterin Irmgard Krammer zeigte sich erfreut über die Vielzahl von Menschen, die in die Stadthalle gekommen waren. Sie stellte ihnen die Stadt Gerolzhofen vor, mit all den sozialen und historischen Einrichtungen. „Auch wir können Feste feiern“, so Krammer und zählte die zahlreichen Festivitäten in Gerolzhofen auf.

    Dem Verlauf der Sanktmartiner Kirchweih wünschte sie weiterhin viel Erfolg. Der Höhepunkt des Kirchweihabends war die Verlosung des Kirchweihstraußes. Früher wurde er nicht verlost, sondern versteigert. Abschließend bedankte sich Bernhard Fackelmann bei Irmgard Krammer mit einem von ihm verfassten Buch über die Geschichte der Banatdeutschen.

    Hannelore Hippeli und Siegfried Brendel dankte er für die Unterstützung bei der Durchführung dieses Wochenendes.

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