Schleeriether Grün – unter diesem Namen ist der grünliche, mal ins Gelbe, Braune oder Violette tendierende Sandstein über die Region hinaus bekannt. Für unzählige Bildstöcke oder auch beim Wernecker Schlossbau wurde er verwendet. Etwa 230 Millionen Jahre ist er alt und wird bis heute nahe des Dorfes abgebaut, im letzten noch betriebenen Sandsteinbruch im Landkreis Schweinfurt.
Mehrere Eigentümer hat dieser Bruch: Zwei Steinmetzbetriebe, Klaus Schneider und Julius Katzenberger, holen dort große Sandsteinblöcke heraus. „Mein Ur-Ur-Opa Andreas Schneider hat hier begonnen“, erzählt Schneider. Das war Mitte des 19. Jahrhunderts. In fünfter Generation führt nun der 50-jährige Steinmetz- und Steinbildhauermeister den Betrieb. Dieser verarbeitet neben dem heimischen Material die unterschiedlichsten Steine aus der ganzen Welt vor allem zu Grabmalen.
Viele Restaurierungsarbeiten
„Sandstein, das ist ein schwankendes Geschäft“, erklärt der Betriebsleiter. Häufig handelt es sich um Restaurierungsarbeiten. Neue Objekte oder auch Grabsteine aus diesem Material sind ein Nischenprodukt, auch wenn die Friedhofssatzungen von Schleerieth und Egenhausen, den alten Steinmetzdörfern, nur solches Material zulassen.
Sandsteinarten gibt es buchstäblich so viele wie Sand am Meer. Und auch in der Region war Sandstein nicht unüblich, erzählt Klaus Schneider. In Kützberg beispielsweise wurde ein violetter Stein gebrochen, der auch am Schweinfurter Rathaus verwendet wurde. In Vasbühl gab es zwei Brüche, in einem wurden bis 1965 Wetz- und Schleifsteine für das In- und Ausland produziert. Auch in Zeuzleben und Waigolshausen wurde bis in die Zeit zwischen den Weltkriegen Sandstein abgebaut. Und vor allem im Nachbarort Egenhausen gab es mehrere Brüche.
„Dieser Stein ist identisch mit dem Schleeriether“, weiß Schneider. Denn er entstand großflächig vor Millionen Jahren aus einem Meeresdelta, in dem sich Sand absetzte und verfestigte. Verschiedene Mineralien sind für die farblichen Variationen verantwortlich.
Was das „Schleeriether Grün“ auszeichnet, ist die Feinkörnigkeit und Gleichmäßigkeit des Steins. „Für bildhauerische Arbeiten ist er besonders geeignet, weil man die Figuren plastisch gut herausarbeiten und die Konturen fein ausbilden kann“, weist Klaus Schneider auf Skulpturen, Gedenksteine oder Wappen hin.
Auch Julius Echter ließ mit Sandstein bauen
Beliebt war heimischer Sandstein schon bei Fürstbischof Julius Echter, der damit seine Grenzen dokumentierte. Aber auch beim Hausbau, für Fenstergewänder oder Türrahmen, für Stufen, Treppen, Bodenbeläge, Toreinfassungen, Brunnenverkleidungen oder gar für ganze Gebäudeteile wurde und wird der Stein verwendet. So lagern derzeit einige neue Fensterbänke für die Sanierung der alten Theilheimer Schule in Schneiders Werkstatt. Auch Platten als Abdeckung für Friedhofsmauern fertigt er gerade.
Der Nachteil des Materials: „Sandstein ist zeitlich begrenzt.“ Dazu kommt, dass Streusalz oder Staunässe dem Material besonders zusetzen. Für eine Restaurierung gibt es verschiedene Verfahren, erläutert Schneider. „Aber irgendwann kann man einen Stein nicht mehr 200 Jahre verlängern, eventuell nur noch für die nächste Generation retten.“
Wenn ein Stein zu sehr geschädigt ist, versucht man, den Ist-Stand festzuschreiben, sagt Schneider. Derzeit lagert solch ein Bildstock aus dem 17. Jahrhundert in seiner Werkstatt. Ergänzungen etwa an Sockel, Säule oder Kapitel sind möglich, teilweise werden auch ganze Bildstöcke kopiert.
Maschinen sind das A und O bei der Sandsteinverarbeitung
Schneider arbeitet gerne mit dem Sandstein, vom Rohblock bis zum Endprodukt. Das beinhaltet das Brechen mit einem großen Bagger, das Verkleinern oder Keilen, das Sägen und Bearbeiten. „Maschinen sind für uns das A und O“, sagt Schneider und deutet auf Pressluftwerkzeuge, Flex, Kran oder Seilsäge. Auch wenn jede Menge Handwerkzeuge, „wie beim Zahnarzt“, nötig sind: Meißel, Zahneisen, Scharrier-, Spitz-, Beiz- und Schlageisen, Krönel, Knüpfel oder Fäustel.
Galt früher, dass Steinmetze aufgrund der staubigen Arbeit nicht alt wurden, steht heute der Arbeitsschutz an oberster Stelle. In Schneiders Werkstatt gibt es Absaugvorrichtung und Atemmasken. „Mein 76-jähriger Vater ist schon seit 62 Jahren Steinmetz“, meint Schneider schmunzelt, „und ich freue mich, dass er mir noch hilft.“
Eventuell will auch sein Sohn in die Fußstapfen steigen. „Das wird man sehen“, meint Klaus Schneider. Die Ausbeute aus seinem Sandsteinbruch würde auf jeden Fall noch für drei Generationen reichen.
Freizeittipp Das Fränkische Bildstockzentrum in der Alten Schule von Egenhausen, Sankt-Johannes-Straße 73, informiert über die Kulturgeschichte der sandsteinernen Marterli sowie über die Herstellung und Pflege der steinernen Zeitzeugnisse. Auf dem Freibereich vor dem Ausstellungsgebäude sind Bildstöcke unter alten Kirschbäumen aufgebaut. Hier beginnen auch die ausgewiesenen Bildstock-Rundwege durch die Region, die den Bildstockreichtum des Oberen Werntals erschließen. Das Bildstockzentrum ist sonn- und feiertags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Gruppenführungen sind nach Vereinbarung auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich. Anmeldung unter Tel. (0 97 22) 22 62.