Wer zur Zeit bei Sennfeld zwischen dem Alten Main und dem Wald Am Prünkel unterwegs ist, kann die drei Felder mit dem bis zu drei Meter hohen Malvengewächs „Sida“ nicht übersehen. Landwirt Christian Geyer baut seit 2012 die Pflanze mit dem strauchartigen Aufwuchs an. Die frostbeständige Staude stammt aus Nordamerika, wächst dort in Flusstälern und an Seen.
Noch ist heuer wegen der Nässe nicht an die Ernte zu denken. Der Boden muss gefroren oder trocken sein, sollen die Wurzeln und Schösslinge nicht beschädigt werden. Trocken muss auch die Malve selbst sein, die der Landwirt erst einholt, wenn die ausdauernde und krautige Malve mit den stark verzweigten Stengeln die gestielten Blätter mit den eingeschnittenen Rändern verloren hat. Geerntet wird mit dem Maishäcksler, der die Energiepflanze samt den rispigen Blütenständen in 17 Millimeter große Stücke hackt.
Ersatz für Hackschnitzel
Staunässe kann Christian Geyer nicht gebrauchen. Die Malvenschnitzel werden vom Maishäcksler direkt auf einen Wagen geblasen und dann in die Vorratshalle gebracht, wo sie nur trocknen nicht faulen. Von der Halle kommt das Heizmaterial nach Bedarf in den 25 Kubikmeter fassenden Bunker, von dem aus eine Förderschnecke den Brenner der Heizung bestückt.
Landwirt Geyer baut auf 2,5 Hektar Sida an. Die Ernte reicht für die Beheizung des Gartenbetriebs samt 1000 Quadratmetern beheizbarer Gewächshausfläche und für das dreigeschossige Wohnhaus. Die Umstellung des Kessels von Holzhackschnitzeln auf Sida war nicht einfach. Viele Testläufe waren nötig, so Geyer. Doch jetzt hat er einen Brennstoff von seinen eigenen Feldern (ehemals Äcker), der ähnlich effektiv wie Waldhackschnitzel (eine Qualitätsstufe unter Holzhackschnitzel) für Wärme sorgt.
Einmal säen, viele Jahre ernten
Vor sechs Jahren hatte sich Geyer für die Malve und gegen das bei uns weit stärker verbreitete Chinagras entschieden, das ebenfalls drei Meter hoch wächst, aber bei Teillast nicht so sauber verbrenne und mehr Schadstoffe erzeuge. Außerdem hätte er für das Süßgras Miscanthus ein dreimal größeres Lager (bei gleicher Energieausbeute) gebraucht. Für das Chinagras wie für die Sida-Malve gilt die gleiche Kohlendioxidbilanz: es wird nur freigesetzt, was in der nächsten Saison wieder gebunden wird.
Weil in den ersten beiden Jahren die weiß blühende Malve (Blüten 1 bis 2 Zentimeter groß) zuerst den Wurzelbereich aufbaut, ist eine Vollernte der Feldfrucht erst im dritten Jahr gegeben. Mindestens weitere 18 Jahre schlägt die Malve dann jährlich erneut aus dem Wurzelstock aus – und wahrscheinlich noch öfters – es gibt noch keine gesicherten Erfahrungswerte. Bestätigen kann Christian Geyer aber schon jetzt, dass sich nach einer intensiven mechanischen Bekämpfung in den beiden ersten Jahren kein Unkraut mehr in den Feldern breit macht.
Imker eingeladen
Christian Geyer: „Ich wundere mich, dass nicht mehr Kollegen die Malve anbauen.“ Und auch über die Imker wundert der Landwirt sich, denn diese haben trotz Aufforderung noch kein Interesse an den Malvenfeldern gezeigt, die eine Honigernte von 120 Kilogramm pro Hektar versprechen. Außerdem blüht die Malve recht spät, besonders intensiv in den Monaten Juli und August, wo das Nahrungsangebot für die Bienen ansonsten schon wieder schrumpft.
Die Sida hermaphrodita eignet sich nicht nur für die Pelletheizung. Für die Biogasanlage wird der Biomasseaufwuchs ein- bis zweimal (Juli und Oktober) geschnitten und einsiliert. Auch gilt die Silda-Malve als hochwertige Futterpflanze, aus der sich zudem Dämmstoffe sowie Zellulose herstellen lässt.