Es sind drei Kunstwerke, die seit wenigen Tagen die Fenster im Obergeschoss des Modehauses Iff am Gerolzhöfer Marktplatz zieren. Es sind keine Werbeplakate oder Poster, und es ist keine Pop-Up-Massenware. Was dort hängt, sind Unikate. Sie stammen von drei Schülerinnen der hiesigen Ludwig-Derleth-Realschule und sind das sehenswerte Ergebnis eines Kunstprojekts, das die Schule unter Federführung von Kunstlehrerin Sabine Belz zusammen mit dem Modegeschäft in dem zu Ende gehenden Schuljahr gestartet hat.
Eigentlich, berichtet Belz zur Vorgeschichte, hätte es bereits im vergangenen Schuljahr eine Ausstellung von Kunstwerken von Schülern im Alten Rathaus geben sollen. Diese publikumswirksame Aktion, unterstützt von der Dr.-Ottmar-Wolf-Stiftung, fiel dann der Corona-Pandemie zum Opfer. Also plante man um: Statt der Ausstellung im Rathaus hingen die Kunstwerke in Schaufenstern von Geschäften in der Gerolzhöfer Altstadt. Auch keine schlechte Lösung.
Bilder hängen an prominenter Stelle
Daran beteiligt hatte sich auch das Modehaus Iff. Dort präsentierten die Verantwortlichen die Schüler-Kunst so hochwertig, schildert die Kunstlehrerin, dass auch sie beeindruckt war. Diese gegenseitige Wertschätzung führte dazu, eine neue Idee zu entwickeln: Schüler sollten für das Geschäft die Neugestaltung der Fensterfront oberhalb des Haupteingangs direkt zum Marktplatz hin entwerfen und ihre Ideen druckfähig umsetzen.
Es war eine Aufgabe, die wie gemünzt schien für den Kunstunterricht der Realschule, die auch eine eigene Kunst-AG hat. Mehrere Klassen beteiligten sich nach Auskunft von Lehrerin Belz an dem Projekt, innerhalb des regulären Unterrichts. Eine Auswahl sehenswerter Entwürfe wurden in der Schule ausgestellt. Doch letztlich waren es drei Schülerinnen der 10. Klassen, deren Entwürfe und Ergebnisse am meisten überzeugten. Lana Knüttel, Aaliyah Nguyen und Alyssa Nguyen erhielten quasi den Zuschlag, ihre Werke zur Vollendung zu bringen.
Kunstwerke entstehen mitten im Prüfungsstress
Die drei 16-Jährigen aus Gerolzhofen machten sich ab Pfingsten mit Feuereifer an diese Aufgabe – und das parallel zu den anstehenden Abschlussprüfungen, wie sie berichten. Das Besondere war: Die drei Bilder entstanden komplett digital, auf Tablett-PCs, die zumindest für die Schwestern Aaliyah und Alyssa Nguyen seit der 7. Klasse auch das gängige "Werkzeug" im Schulunterricht sind, da sie die iPad-Klasse der Realschule besuchten.

Für sie war es dennoch das erste Mal, dass sie mit virtuellen Werkzeugen Kunstwerke schufen. "Das hat mich vom Prüfungsstress abgelenkt", sagt Aaliyah Nguyen. Und ihre Schwester Alyssa meint, dass das Entwerfen der Bilder für sie zu einem Hobby geworden ist. Ihre Mitschülerin Lana Knüttel hat schon davor regelmäßig digital an Grafiken gearbeitet, erzählt sie. Sie kann sich gut vorstellen, jetzt, nach ihrem Schulabschluss, im Grafik-Bereich zu arbeiten.
Kirchenuhr und königlich gekleidete Figuren
In der Wahl ihrer Motive waren die Jugendlichen frei. Sie hatten von ihrer Lehrerin lediglich Anlehnungen erhalten, an denen sie sich orientieren konnten. Lana Knüttel wählte als zentrales Motiv ihres Bildes die große Uhr, die gegenüber des Modeschäfts über dem Hauptportal des Steigerwalddoms hängt. Auch das Kirchenportal taucht auf ihrem Bild in abstrakter Form wieder auf. Alyssa Nguyen und ihre Schwester Aaliyah folgten Anreizen aus Büchern. Alyssa malte am Tablett einen prinzenhaft erscheinenden Mann in festlichem Gewand, Aaliyah eine königlich gekleidete Frau, die zu schweben scheint.

Betrachtet der Beobachter mit etwas Abstand alle drei Bilder, die sich über fünf Fenster erstrecken, ergeben diese einen Zyklus, der durch die gezielte Wahl der Hintergrundfarben und Bilddetails, etwa eingestreuten Schneekristallen und Sonnenlicht, den Jahresverlauf darstellen soll.
Bilder sind nachts hinterleuchtet
Die Bilder werden dauerhaft in den Fenstern hängen bleiben, versichert Günter Iff, der mit seiner Frau Anja – von der auch die Idee für das Projekt stammt – das Modegeschäft führt. Gedruckt wurden die Bilder vom Gerolzhöfer Geschäft Grafik & Design auf Papier, um die Bilder möglichst farbecht zu gestalten. Zudem können diese so hinterleuchtet werden und sind auch nachts ein neuer Blickfang am Gerolzhöfer Marktplatz.

"Solche Bilder sehen wir nicht alle Tage", lobt Kunstlehrerin Belz die herausragende Arbeit ihrer Schülerinnen. Eine Note gab's für die Bilder übrigens nicht. Doch über ein besonderes Lob im Abschlusszeugnis für ihre Arbeit in der Kunst-AG dürfen sich die drei Jugendlichen laut Schulleiterin Elisabeth Grimanelis freuen – und Lob ist ja bekanntlich das wahre Brot des Künstlers.