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Fibromyalgie: Keine eingebildeten Kranken

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Fibromyalgie: Keine eingebildeten Kranken

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    Keine eingebildeten Kranken Elisabeth Graf erzählt von ihrem Leben mit Fibromyalgie
    Keine eingebildeten Kranken Elisabeth Graf erzählt von ihrem Leben mit Fibromyalgie Foto: FOTO KATHARINA WINTERHALTER

    Als Elisabeth Graf vor zehn Jahren die Diagnose Fibromyalgie bekam, nahm sie die Krankheit erst einmal nicht ernst. Da war sie 49. Sie dachte, bei Schmerz hilft Bewegung und machte das, was sie ihr ganzes Leben gemacht hatte: viel und ausdauernd Sport, eine Stunde Schwimmen vor der Arbeit oder mit dem Mountainbike rauf auf die Berge. Aber die Schmerzen in den Gelenken wurden schlimmer. Im Lauf der Jahre kamen viele Beschwerden dazu. Seit wenigen Wochen geht es ihr besser, von Tag zu Tag ein kleines Stück. Den Anstoß zu diesem Prozess, das Leben mit der Krankheit zu meistern, bekam sie vor genau einem Jahr, in einem Artikel in dieser Zeitung.

    Unter der Überschrift „Sanfte Bewegung für mehr Kraft“ wurde die lange Odyssee der damals 53-jährigen Gisela Staffort-Hartlieb bis zur Diagnose Fibromyalgie beschrieben und ihr Weg zurück in ein Leben, in dem sie trotz der schweren Krankheit viel Lebensfreude hat. Staffort-Hartlieb wollte ihre positiven Erfahrungen weitergeben und bot einen Kurs bei der vhs in Schweinfurt an. Elisabeth Graf meldete sich an und lernte, sich zu bewegen, ohne sich zu überanstrengen und ohne die empfindlichen Punkte im Übergang zwischen Muskeln und Sehnen zu reizen, die der Ausgangspunkt der Gelenkschmerzen bei dieser Krankheit sind.

    Im Kurs hörte sie von einem Spezialisten in Mannheim, bei dem schon Gisela Staffort-Hartlieb ihr „Aha-Erlebnis“ hatte. Dr. Thomas Weiss hat sich lange mit dieser Krankheit beschäftigt, die bis heute von manchen Ärzten nicht anerkannt wird. Er hat Bücher geschrieben und bietet Intensivbehandlungen an, bei denen die Betroffenen lernen, besser mit der Krankheit zu leben. Ein Aspekt ist die Umstellung der Ernährung, dazu kommt eine homöopathische Behandlung und regelmäßige Lymphdrainagen, um das Wasser aus dem Körper zu leiten. Die meisten Patienten leiden an Ödemen (Wasseransammlungen) an zarten Stellen wie Tränensäcke, Wangen, Fingern oder Füßen.

    Das wichtigste war aber, endlich ernst genommen zu werden, sagt Elisabeth Graf. Schlimmer noch als die Symptome wären die Aussagen von Ärzten, rein körperlich sei alles in bester Ordnung, man sei wohl seelisch krank, bilde sich das Ganze nur ein. Das Tückische an der Fibromyalgie ist, dass sie sehr viele unterschiedliche Symptome hervorruft, die für eine andere Krankheit stehen können.

    Auch bei Elisabeth Graf begann alles mit Schmerzen in verschiedenen Gelenken, die kamen und gingen. Sie lebte damals noch in Berchtesgaden, arbeitete als Betreuerin für Schwerstbehinderte und trieb Ausdauersport, was sie nach der Diagnose noch verstärkte. Heute sieht sie die Zeit zwischen ihrem 50. und 55. Lebensjahr als große Krise. Trennung von Mann, Umzug, Tod der Mutter – vieles kam zusammen. Elisabeth Graf stürzte sich noch mehr in Arbeit und Sport, überanstrengte sich, bekam Herzprobleme und 2006/2007 schließlich ein Burn-Out-Syndrom.

    Die Fibromyalgie wurde schlimmer. Elisabeth Graf litt an Schmerzen jeder Art, Schlafstörungen, Übelkeit, Durchfall, Müdigkeitsattacken, Konzentrationsschwäche, geschwollenen Gelenken, Tinnitus. Morgens fühlte sie sich wie gerädert, als ob sie einen Kater hätte. Antidepressiva, die manchen Fibromyalgie-Patienten gut helfen, wirkten bei ihr nicht. Sie konnte nicht mehr arbeiten. Vor gut zwei Jahren zog sie in den Landkreis Schweinfurt, im Februar 2008 stieß sie auf der Suche nach Hilfe auf den Artikel in dieser Zeitung.

    Aus den Kontakten beim vhs-Kurs, den sie allen Betroffenen mit dieser Geschichte empfehlen will, wächst nun eine Selbsthilfegruppe im Raum Obereuerheim, wo Elisabeth Graf heute lebt. Einmal im Montag will die Gruppe einladen zum Gespräch und zum meditativen Tanz.

    Daten & Fakten

    Mehr Informationen bei Elisabeth Graf, Tel. (0 97 29) 90 98 44. Ein Aufbaukurs mit Gisela Staffort-Hartlieb bei der vhs Schweinfurt startet am 21. April, ein neuer Grundkurs am 16. Juni. Anmeldung unter Tel. (0 97 21) 51 47 6 oder www.vhs-schweinfurt.de

    Der Begriff Fibromyalgie ist ein Kunstwort und setzt sich zusammen aus lateinisch „fibra“ für Fasern, griechisch „mys“ für Muskel, „algos“ für Schmerz und „ia“ für Zustand. Die Diagnose ist schwierig, so Dr. Thomas Weiss in seinem Buch „Schmerzen überall“. Hauptkriterien sind Schmerzen mehr als drei Monate lang im Rücken und zwei weiteren Körperbereichen und in mindestens zwölf von 24 speziellen Druckpunkten.

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