Mit leuchtenden Augen schaut Mariella (22) dem Rettungssanitäter auf die Finger. Und nachdem sie schon einem Disponenten in der Integrierten Rettungsleitstelle Schweinfurt (ILS) ganz genau bei der Annahme eines Notrufes zugehört hatte, steht ihr Entschluss fest: Sie will später auch in der ILS arbeiten. Derweil begutachtet Rainer (43) mit Argusaugen das Fahrzeug der Feuerwehr Grafenrheinfeld. "Ich war früher auch bei der Feuerwehr, die Fahrzeuge sind schon sehr modern ausgestattet", findet er, "toll, was die heutzutage alles an Bord haben."

Mariella und Rainer sind zwei von 16 Besuchern der ILS, die nach einer spannenden Führung von Schichtleiter Mark Platz durch das Herz der ILS einen Rettungswagen des Roten Kreuzes und eben das Feuerwehrfahrzeug besichtigen dürfen. Hintergrund ist ein Aufruf an Unternehmen in München, sich für einen Tag gemeinnützig, sozial oder ökologisch zu engagieren. Und weil die ILS an die Landesgeschäftsstelle des BRK in München angegliedert ist, folgten sie dem Aufruf, sich am "Des mach ma!"-Tag zu beteiligen.
Landrat Florian Töpper: "Eine ganz tolle Einrichtung."
"Wir wollten unsere Türen für Menschen öffnen, die sonst wenig mit dem System Rettungsdienst, Feuerwehr und Katastrophenschutz zu tun haben und möglicherweise auch bei einem Einsatzfall mit entsprechenden Ängsten und Hemmungen herangehen", sagt Thomas Schlereth, Leiter der ILS. Als Partner suchte sich Schlereth die Sennfelder Werkstatt der Lebenshilfe Schweinfurt aus, eine Nachbarin der ILS. "Eine ganz tolle Einrichtung", wie Landrat Florian Töpper bei seinem Besuch sagte. Auch Andreas Estermeier, stellvertretender Abteilungsleiter Rettungsdienst der BRK Landesgeschäftsstelle, ließ sich in Schweinfurt blicken und beobachtete die Szenerie ebenso fasziniert wie Schlereth und Töpper.
Mit einer animierten Computer-Präsentation erklärte Plate den Gruppensprechern und Betreuern der Lebenshilfe die Arbeit der ILS. Es waren wenig Zahlen zu sehen, und falls doch mal welche auftauchten, waren sie mit großen "Aah" und "Ooh" begleitet. So koordinieren die Disponenten in Schweinfurt 65 Fahrzeuge des Technischen Hilfswerks (THW), 70 Rettungsfahrzeuge und 243 Krankenwagen und 1 253 Feuerwehrfahrzeuge in ihrem Bereich. Jeden Tag im Jahr registriert die ILS 550 Anrufe, 275-mal am Tag rücken die Helfer aus, und fast 100 000-mal ist ein Rettungswagen unterwegs. Kein Wunder, dass in der Zentrale der ILS ständig ein Telefon klingelte.
Auch unterdrückte Telefonnummern sind sichtbar
Besondere Aufmerksamkeit galt dem Disponenten, der sich geduldig auf die Finger blicken ließ. "Sobald jemand mit dem Handy einen Notruf absetzt, können wir auf einem der Monitore sehen, von wo aus er gerade anruft", erklärte Plate und rief kurzerhand von seinem eigenen Handy aus den Notruf 112 an. Seine Kollegen informierte er natürlich, so dass tatsächlich niemand den nicht vorhandenen Notruf annahm. Auf einem Monitor war die Telefonnummer zu sehen, auch unterdrückte Rufnummern sind immer sichtbar, und Plate simulierte auf die Schnelle einen erfundenen Einsatz. "Es ist bei den W-Fragen deshalb wichtig zu sagen, was genau passiert ist", so Plate, "wegen eines Schnittes im Finger kommt kein Notarzt, bei einem Sturz von der Treppe schon."
Endlich ging es raus zu den Fahrzeugen, und Thomas Schlereth stellte mit einem leichten Lächeln fest, dass die Gruppensprecher der Werkstatt vielleicht später ein wenig Zeit für die Grüße von Estermeier erübrigen würden. "Verständlich, wann bekommt man denn ein Feuerwehrfahrzeug oder einen Rettungswagen aus allernächster Nähe zu sehen", so Schlereth. Und genau das genossen die Gruppensprecher und Betreuer der Sennfelder Werkstatt, die von den Mitarbeitern der ILS als "Kollegen" angesprochen wurden.