Gleichen Lohn für gleiche Arbeit – das sollte eigentlich selbstverständlich sein, ist es aber in Deutschland bis heute noch nicht. Immer noch erhalten Frauen im Durchschnitt 18 Prozent weniger Geld für ihre Arbeit. Bei folgendem Text handelt es sich um eine Pressemitteilung der Gemeindebücherein Grafenrheinfeld. Zur Eröffnung der "Equal-Pay-Aktionswoche" erläuterte die Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde, Edith Werner, Gründe für diesen Missstand: "Frauen fehlen in bestimmten Berufen und in der Führungsebene, sie unterbrechen oder reduzieren wegen Sorgearbeit ihre Erwerbstätigkeit und verdienen in sogenannten frauentypischen Berufen weniger."
Dass dieses Problem ein noch viel Weitreichenderes nach sich zieht, erlebt Seniorenbeauftragte Herlinde Heinisch in ihrer täglichen Arbeit: "Frauen verdienen ihr Leben lang weniger, weil sie viele gesellschaftliche Aufgaben unentgeltlich erledigen. Sie kümmern sich um die Kinder, um den Familienalltag, den Haushalt und sie pflegen Eltern und Schwiegereltern. Wenn sie dann selbst alt sind, fehlt ihnen das Geld bei der Rente."
Keksen fehlen 18 Prozent
Ein Umstand, der unbedingt mehr Beachtung finden sollte, fand auch Bibliotheksleiterin Anna Scharf, die zusammen mit ihrem Team und Edith Werner, die Aktionswoche in der Bibliothek organisiert hat. Bis 12. März erhält dabei jeder Besucher und jede Besucherin der Bibliothek ein "18er-Paket": In dem kleinen Papiertütchen, das Herlinde Heinisch nachhaltig und in viel Handarbeit aus alten Zeitungen gefaltet hat, stecken ein 18 Prozent-Keks, eine Infobroschüre zum Equal-Pay-Day, ein Fragebogen zum Thema "Verteilung der Care-Arbeiten" und eine Literaturliste.

Dabei enthalten die Kekse nicht etwa Alkohol, sondern vielmehr fehlt ihnen ein Stück von etwa 18 Prozent, um die genannte Lücke bei der Bezahlung zu verdeutlichen. Gesponsert hat die Kekse Bürgermeister Christian Keller, der findet, dass die Aktion ein Thema in den Mittelpunkt stellt, das diese Aufmerksamkeit auf jeden Fall verdient. Als Dienstherr kann er das Thema entspannt besprechen: "Wir haben bei den Beschäftigten der Gemeinde ein sehr ausgewogenes Geschlechterverhältnis bei unseren Führungskräften und bezahlt wird selbstverständlich nach Tarif."
Literaturliste ist beigefügt
Wie sich Frauen auch selbst helfen können, das will Anna Scharf mit der beigefügten Literaturliste "18 Bücher, die Frauen weiterbringen" zeigen. Vom Finanzratgeber über Ratgeber zur gerechten Organisation der Elternschaft bis hin zu Büchern mit Tipps zum Arbeitsleben ist alles dabei. Alle Bücher sind in der Bibliothek ausleihbar.
Zum Hissen der roten "Equal-Pay-Flagge" waren außerdem Dritter Bürgermeister Ludwig Weth und eine Abordnung des Katholischen Frauenbundes Grafenrheinfeld gekommen und holten sich gleich ihr "18er-Paket" ab. Denn darin waren sich alle Gäste einig: Information und Kommunikation sind für dieses Thema der Schlüssel zum Erfolg.